If You Stay – Fuereinander bestimmt
Wagen abstellte.
Ich stoße einen Seufzer aus. Damit ist es vorbei mit dem Alleinsein. Aber es spielt, ehrlich gesagt, keine Rolle. Ich fahre ja jetzt ohnehin nach Hause.
Ich schlüpfe wieder in meine Schuhe und gehe über den Asphalt auf meinen Wagen zu, doch während ich dies tue, bemerke ich, dass die Tür des anderen Wagens weit offen steht. Ich kann den Signalton aus dem Inneren hören. Anscheinend steckt der Schlüssel noch in der Zündung.
Das ist eigenartig. Ich bleibe stehen und starre den verlassenen Wagen an.
Ich bin unsicher, denn es ist dunkel, und ich bin allein. Doch der beharrliche Signalton und die geöffnete Wagentür ziehen mich magisch an. Ich hoffe nur, dass der Besitzer kein Massenmörder ist. Ich umklammere mit den Fingern das Handy in meiner Tasche, als könne es mich tatsächlich vor Gefahren schützen. Ungeachtet der Lächerlichkeit dieses Gedankens, halte ich es fest in meiner Hand.
Als ich mich nähere, entdecke ich einen schwarzen abgenutzten Stiefel, der über die Türschwelle ragt. Er bewegt sich nicht.
Normalerweise würde ich mir nichts dabei denken. Vermuten, dass die Person, deren Fuß in dem schwarzen Stiefel steckt, schläft. Aber irgendetwas kommt mir hier seltsam vor. Etwas Unheilvolles scheint zum Greifen nah wie eine Wolke über dem Wagen zu hängen. Nicht viele Menschen wären imstande, bei diesem nervigen Geräusch zu schlafen.
Ich schleiche mich näher heran, blicke hinein und presse mir sogleich die Hand vor Mund und Nase. Da ist ein penetranter Gestank von Erbrochenem, und ich sehe auch den Grund dafür. Der Mann auf dem Fahrersitz liegt ohnmächtig in einer Riesenlache orangeroter Kotze da. Sein Mund ist offen, und klebrige Ranken von Erbrochenem hängen von seinem Kinn bis zu seiner Brust herab. Ich erschaudere. Das hier ist definitiv nicht gerade eine Sternstunde für diesen Typen.
Er liegt völlig unbeweglich da, aber ich weiß, dass er atmet, weil er seltsam gurgelnde Geräusche von sich gibt. Die kleinen Atemzüge vibrieren durch das Knorpelgewebe seiner Nase, werden gedämpft durch das Erbrochene, das um seinen Mund herumblubbert.
Das kann nicht gut sein.
Der Gestank bringt mich zum Würgen, als ich den Typen an der Schulter schüttele. Sein Kopf rollt hin und her. Ich schüttele ihn noch einmal, aber er kommt nicht zu sich, sein Kopf rollt wieder nur schlaff von einer Seite zur anderen wie bei einer Puppe mit gebrochenem Hals.
Heilige Scheiße!
Ich gerate immer mehr in Panik, mein Herz flattert wie ein Kolibri in meiner Brust. Ich bin mir nicht sicher, was ich tun soll. Es könnte ja sein, dass er einfach nur zu viel getrunken hatte. Und ich sehe in der Tat eine Whiskeyflasche auf dem Boden des Fußraumes liegen, die dies zu bestätigen scheint. Aber irgendetwas stimmt nicht. Da ist dieser Instinkt, den ich einfach nicht zu ignorieren vermag.
Also tue ich das, was mir als Erstes einfällt.
Ich hole mein Handy hervor und wähle den Notruf.
Beim zweiten Klingeln fragt jemand, was für einen Notfall ich melden möchte. Ich starre den Typen an.
»Ich bin mir nicht sicher«, erwidere ich zögernd. »Mein Name ist Mila Hill, und ich befinde mich auf dem Parkplatz von Goose Beach. Hier liegt ein Mann bewusstlos in seinem Wagen. Ich schaffe es nicht, ihn aufzuwecken. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm.«
»Atmet er?«, erkundigt sich die Frau am anderen Ende der Leitung mit ruhiger Stimme. Ich überprüfe es noch einmal und bejahe ihre Frage.
»Das ist gut«, sagt sie. »Macht es Ihnen etwas aus, dort zu warten, bis Hilfe eintrifft?«
»Nein«, erwidere ich, »ich werde bei ihm bleiben.«
Nun, da ich weiß, dass Hilfe unterwegs ist, beruhige ich mich ein wenig.
Ich trete ein paar Schritte zurück und betrachte den ohnmächtigen Mann.
Außer dem langsamen, unregelmäßigen Heben und Senken seiner Brust rührt er sich nicht. Ich schlucke mühsam, während mein Blick über ihn wandert. Er hat Tattoos auf seinem muskulösen Bizeps und eine gezackte Narbe in Form eines X am Daumenansatz. Das vermag ich zu erkennen, weil sein Arm auch aus dem Wagen herausbaumelt. Erbrochenes läuft daran herab und tropft auf den Asphalt. Ich erschaudere erneut, gehe aber wieder zu ihm, hebe den Arm an und lege ihm seine Hand auf den Bauch.
Sein Bauch ist hart und flach. Und mit Erbrochenem bedeckt. Wenn er nicht in seiner eigenen Kotze liegen würde, sähe er gut aus – so viel ist sicher, selbst im Dunkeln. Er scheint Mitte bis Ende zwanzig zu sein. Trägt schwarze
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