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If You Stay – Fuereinander bestimmt

If You Stay – Fuereinander bestimmt

Titel: If You Stay – Fuereinander bestimmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
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dahinter bewegen. Ich wünschte, ich könnte sehen, was immer er gerade sieht.
    »Ich gehe einen Flur entlang.«
    Seine Stimme lässt mich stutzen. Sie klingt wie die eines kleinen Jungen, der monoton etwas erzählt.
    »Da sind Sonnenstrahlen auf dem Boden. Ich kann sehen, wie der Staub im Licht tanzt.«
    »Das ist gut«, versichert Dr. Tyler. »Du machst das sehr gut. Was siehst du sonst noch?«
    »Ich steige über einen Spielzeuglastwagen, der Baumstämme geladen hat, und stolpere dabei fast über den Teppich, tue es aber nicht. Da hängen Bilder an der Wand. Das ist mein Zuhause.«
    »Gut. Ist es schön, wieder zu Hause zu sein?«, fragt Dr. Tyler. Ich finde das, was hier passiert, ganz und gar faszinierend. Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Es ist verblüffend.
    »Nein. Da ist ein Geräusch. Das macht mir Angst.«
    Er klammert sich an die Armlehnen des Sessels. Seine Finger graben sich in den blauen Stoff.
    Dr. Tyler antwortet mit ruhiger Stimme: »Es ist alles in Ordnung, Pax. Niemand kann dir weh tun. Du bist hier sicher. Hör genau zu, was vor sich geht. Weißt du, was dir Angst macht?«
    Pax schweigt für einen Moment. Scheint zu lauschen.
    »Meine Mutter weint. Ich habe sie noch niemals weinen hören. Das macht mir Angst. Ich renne bis zum Ende des Flurs zum Schlafzimmer. Aber die Tür ist geschlossen.«
    Dr. Tyler macht sich eine Notiz und blickt auf. Er scheint ebenso fasziniert zu sein wie ich.
    »Kannst du die Tür öffnen, Pax?«, fragt er.
    »Meine Mom sitzt auf dem Bett. Ihre Bluse ist zerrissen. Sie blutet aus der Nase, und das Blut ist auf ihre Bluse getropft. Da ist ein Mann neben ihr, der hält ihr eine Pistole an die Schläfe. Er hat gelbe Zähne.«
    Dr. Tyler sitzt reglos da. »Können sie dich sehen?«
    »Ja«, erwidert Pax mit dieser seltsam monotonen Stimme. »Meine Mom schreit mir zu, dass ich weglaufen soll. Und sie sagt: ›Nicht ihn, nicht ihn.‹ Doch der Mann packt mich. Er hält meinen Arm so fest, dass ich meine Hand nicht mehr spüre. Ich kann mich nicht bewegen. Kann nicht weglaufen.«
    »Spricht der Mann mit dir?«, fragt Dr. Tyler bedächtig.
    »Ja«, erwidert Pax. »Er hat gerade gesagt: ›Na, mein Junge? Kannst du deine Mutter dazu bringen, sich zu benehmen? Kannst du ihr helfen, ein braves Mädchen zu sein?‹«
    Pax schweigt für einen Moment. Selbst sein Fuß, den er rhythmisch gegen den Sessel geschlagen hat, rührt sich nicht mehr. Er schluckt.
    »Ich möchte ihm sagen, dass sie ein braves Mädchen ist«, fährt Pax fort. »Aber ich weiß, dass der Mann ein böser Mann ist, also lasse ich es. Meine Mom weint immer noch, und da sind schwarze Streifen auf ihrem Gesicht.«
    Das muss ihre Wimperntusche sein,
denke ich. Und ich bin erstaunt, dass Pax dies gesehen hat. Wer ist nur der Mann bei seiner Mutter?
    Er hat gelbe Zähne.
    »Was sagt deine Mom?«, fragt Dr. Tyler. Selbst seine ruhige, leise Stimme scheint im Augenblick zu laut zu sein. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Da ich wie erstarrt bin, ist es in meinem Raum totenstill. Ich glaube, ich kann sogar meinen eigenen Herzschlag hören.
    »Sie sagt: ›Lassen Sie ihn bitte in Ruhe. Ich tue alles, was Sie wollen. Aber bitte tun Sie ihm nichts.‹ Aber der Mann ist böse, und er stinkt aus dem Mund. Er sagt nur: ›Wirklich alles? Du wirst dich also jetzt benehmen?‹«
    Mein Herz pocht so heftig, dass es fast weh tut. Was hat der Mann mit Pax’ Mutter vor? Ich will es eigentlich gar nicht wissen, und ich spüre, wie sich ein Angstgefühl in meiner Brust breitmacht.
    »Meine Mom nickt und sagt: ›Aber bitte lassen Sie meinen Sohn gehen. Ich will nicht, dass er das sieht.‹ Sie ist traurig, aber der Mann lacht und zerrt mich am Arm und stößt mich in Moms Wandschrank. Ich knie mich hin, aber ich kann immer noch durch die Lamellen sehen.«
    Oh, Gott, nein.
Ich möchte dem kleinen Pax zurufen, dass er wegschauen soll, bloß nicht zusehen, was immer auch geschieht, aber das ist natürlich unmöglich. Was er als Nächstes beobachten wird, wird für immer tiefe Wunden bei ihm hinterlassen. Während ich warte, beginnen meine Hände zu zittern.
    Dr. Tyler schluckt vernehmlich, so dass ich es hören kann. Sein Mund ist trocken. Er würde es wahrscheinlich auch lieber nicht erfahren müssen.
    »Was tut der Mann? Kannst du es sehen, Pax?«
    Pax nickt langsam, umklammert dabei die Sessellehnen noch fester.
    »Der Mann knöpft seine Hose auf, und sie fällt zu Boden. Er hat eine

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