If You Stay – Fuereinander bestimmt
ein echtes Weichei zu klingen, muss ich doch zugeben, dass ich noch niemals in meinem Leben irgendetwas oder irgendjemanden mehr geliebt habe als Mila, diese wunderschöne Frau vor mir. Tatsache. Und verblüffenderweise liebt sie mich auch! Wahnsinn … diese wunderschöne Frau will mich. Ich warte immer noch darauf, dass ich es irgendwie vermassele. Doch das ist bisher noch nicht geschehen, und sie ist immer noch da.
Sie küsst mich. Ihre Lippen sind noch feucht von ihrem Bad. Ich atme tief ein und lasse meine Hände über ihren nackten Rücken gleiten.
»Du siehst aus wie eine verschrumpelte Pflaume«, sage ich schmunzelnd. Ich halte ein Handtuch in die Höhe, und sie steigt aus der Wanne. Ich lege es ihr um die Schultern und greife nach einem anderen, um sie abzutrocknen.
»Du bist viel zu gut zu mir«, sagt sie.
»Das ist gar nicht möglich«, erwidere ich.
Gott. Ich bin tatsächlich ein Weichei!
Sie läuft nach oben, um in eines meiner T-Shirts zu schlüpfen, und ich zünde den Kamin an. Wir kuscheln uns auf dem Sofa vor dem Feuer zusammen, plaudern über eine Stunde lang und blicken dabei auf den See, dessen Wasser sich unter dem silberhellen Mond kräuselt.
»Das war wirklich das perfekte Date«, murmelt sie, halb auf meinem Schoß zusammengerollt. »Auch wenn wir dabei fast dein Haus abgebrannt haben.«
Ich lache in mich hinein. »Gott sei Dank bin ich ja versichert.«
Ihr Kichern wird von einem großen Gähnen unterbrochen. Sie hält sich rasch verlegen die Hand vor den Mund.
»Tut mir leid! Ich glaube, du hast mich heute Abend fix und fertig gemacht. Bist du auch bettreif?«
Ich nicke, lösche das Feuer und folge ihr nach oben. Ich staune darüber, wie wohl ich mich fühle, wenn wir zusammen sind. Es ist alles so ungezwungen, so behaglich, wenn sie hier ist. Durch sie fühlt es sich wie ein Zuhause an. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund jagt mir das eine höllische Angst ein. Also tue ich das, was ich immer tue, wenn mich etwas beschäftigt. Ich schüttele es ab und verdränge es.
Ich kuschele mich an Milas Rücken, schlinge meine Arme um sie, und als ich einschlafe, habe ich mein Gesicht in ihrem Haar vergraben.
Aber dann träume ich.
Scheiße.
Und ich weiß wie jedes Mal, dass es ein Traum ist, kann aber nicht aufwachen.
Ich bin irgendwo, wo es eng und stickig ist. Da ist kaum Licht, aber ich höre die Stimme meiner Mutter.
»Bitte. Bitte. Bitte«, fleht sie.
Fleht sie
mich
an?
Ich weiß es nicht, und das macht mich fertig.
Ich will nach ihr rufen, aber ich bringe keinen Laut über meine Lippen, denn ich habe zu viel Angst.
Warum habe ich Angst? Was glaube ich denn, was geschehen wird, wenn ich einen Ton von mir gebe?
Auch das weiß ich nicht.
Das Flehen beginnt aufs Neue.
Ich höre meinen Namen.
Und dann bin ich wach, schnappe nach Luft.
»Pax.« Mila schüttelt mich.
Mila war diejenige, die meinen Namen gesagt hat, mich geweckt und damit aus diesem Traum herausgeholt hat.
Ich setze mich auf und versuche, mein verdammtes Herz, das wie verrückt pocht, mit einigen tiefen Atemzügen zu beruhigen. Was ist nur los mit mir?
»Du bist schweißgebadet«, bemerkt Mila leise, streicht mir mit ihrer kühlen Hand das Haar aus der Stirn. »Hattest du wieder diesen Traum?«
Ich nicke. »Ich weiß wirklich nicht, was, zum Henker, mit mir los ist.«
Sie streichelt mir über den Rücken und zieht mich neben sich aufs Kissen hinunter. Dann schiebt sie ihre Hand in die meine, so dass sich unsere Finger ineinander verschlingen, und hebt sie an ihre Lippen, um meine Narbe zu küssen, ehe sie sie wieder loslässt.
»Wir müssen den Grund dafür herausfinden«, sagt sie leise.
»Ich weiß«, antworte ich. »Aber nicht heute Nacht. Schlaf weiter. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«
»Das muss es nicht«, erwidert sie beruhigend. »Ich hasse es nur, dich so aufgelöst zu sehen.«
Sie schmiegt sich an meinen Rücken, streichelt meinen Arm. Aber es dauert nicht lange, ihre Finger werden schlaff, und sie atmet leise und gleichmäßig. Sie schläft.
Ich genieße es, ihre Wärme zu spüren, und versuche einzuschlafen. Ich zähle Schäfchen. Sage im Stillen Songtexte auf. Betrachte den Mond. Doch nichts funktioniert.
»Scheiße«, murmele ich. Ich stehe vorsichtig aus dem Bett auf, um Mila nicht zu wecken. Doch sie rührt sich nicht. Ihre Lippen blähen sich beim Ausatmen ein wenig, und ich lächele in mich hinein, als ich mich leise davonschleiche.
Ich gehe hinunter in die Küche.
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