If you stay – Füreinander bestimmt
gehämmert, aber das tue ich nicht. Stattdessen fahre ich hinauf ins achtzehnte Stockwerk, und die Empfangssekretärin meines Vaters teilt ihm mit, dass ich da bin. Ich mache es mir in seiner Sitzecke gemütlich, nehme mir ein Pfefferminz aus einer Schale und stecke es mir in den Mund.
Ich habe die Augen geschlossen, als mein Vater zwanzig Minuten später endlich auftaucht.
»Nimm die Füße vom Tisch, Pax.«
Seine Stimme klingt erschöpft, und ich öffne die Augen. Er sieht älter aus, seit ich ihn im letzten Quartal gesprochen habe. Sein dunkles Haar wird langsam grau an den Schläfen, und Falten haben sich um seine Augen herum eingegraben. Und um seinen Mund. Sein marineblauer Anzug scheint ein bisschen an ihm herabzuhängen, so als hätte er Gewicht verloren und noch nicht die Zeit gehabt, seine Kleidung ändern zu lassen. Ich starre ihn an, staune über die Vorstellung, dass mein Vater alt wird.
Und dann nehme ich mit einer ruckartigen Bewegung meine Füße vom Tisch.
»Sorry«, murmele ich. Mein Vater nickt und führt mich in sein großes Büro.
Ich setze mich auf einen Stuhl vor seinen Schreibtisch und warte, bis er einige Schriftstücke in meine Richtung schiebt.
Ich lese sie nicht einmal durch, unterschreibe sie lediglich. Ich vertraue ihm.
»Du solltest immer erst alles lesen, bevor du etwas unterschreibst«, ermahnt er mich wohl zum hundertsten Mal.
Und zum hundertsten Mal antworte ich:
»Mach ich ja, wenn ich es mit einem Fremden zu tun habe. Aber du bist mein Vater. Du wirst mich schon nicht bescheißen.«
Dad seufzt erneut. »Könntest du nicht wenigstens versuchen, aufzupassen, was du sagst?«
»Sorry«, murmele ich wieder.
Oh, Mann. Er benimmt sich, als wäre ich ein Kind. Aber das ist Teil unseres Problems. In seinem Kopf hängt unsere Beziehung in einer Zeit fest, als ich noch ein Kind war und er der Erwachsene. Er scheint nicht zu verstehen, dass wir jetzt beide Erwachsene sind.
»Alexander Holdings hatte ein ausgesprochen gutes Quartal«, erklärt er, nimmt die Schriftstücke wieder von mir in Empfang und schiebt sie ineinander. »Dein Ertrag fällt also dieses Mal höher aus. Du solltest wirklich einmal darüber nachdenken, zu investieren. Du bist vierundzwanzig Jahre alt. Es ist Zeit, dein Portfolio zu erweitern. Und vielleicht Interesse an dem Unternehmen deiner Familie zu zeigen. Dein Großvater hat sich an mich gewandt, wollte wissen, wie er dich erreichen kann. Er ist ein alter Mann, Pax. Er wird nicht mehr lange da sein. Er möchte mit dem Gefühl gehen können, dass seine Firma in guten Händen ist.«
Ich fixiere ihn mit meinem Blick, kämpfe gegen das Verlangen an, verächtlich die Lippen zu schürzen.
»Ich will nichts mit dem Laden zu tun haben«, teile ich meinem Vater mit. »Ich befürworte rein gar nichts, wofür er steht. Soweit es mich betrifft, werde ich einen Geschäftsführer anheuern, sobald Großvater den Löffel abgibt. Und außerdem ist es seine eigene Schuld, dass er allein ist. Er hat mich quasi verstoßen, als wir weggezogen sind. Das Ganze ist doch auf seinem eigenen Mist gewachsen.«
Die Augen meines Vaters werden glasig, und er wendet sich ab, um aus dem Fenster zu starren.
»Pax, dein Großvater war nach dem Tod deiner Mutter nicht mehr derselbe. Keiner von uns war das. Du kannst ihm das nicht übelnehmen. Als wir weggezogen sind, da hatte er das Gefühl, auch dich zu verlieren, und du warst die letzte Verbindung, die er zu deiner Mutter hatte. Da deine Großmutter schon vor so langer Zeit gestorben ist, hatte er nur noch dich und Susanna. Als er erst sie und dann dich verlor, da muss es ihm so vorgekommen sein, als habe er alles verloren.«
»Dabei musste er mich nicht verlieren«, fauche ich wütend. »Er hat sich doch entschieden, gekränkt zu sein und den Kontakt abzubrechen. Ich war noch ein Kind und habe nicht die Entscheidung getroffen, umzuziehen. Das warst du. Aber er hat seine Wut an mir ausgelassen. Also meinetwegen kann er in der Hölle schmoren.«
Mein Vater mustert mich nachdenklich, stützt die Ellenbogen auf den Schreibtisch und formt mit den Händen ein Spitzdach. Schließlich seufzt er und nickt.
»Ich glaube, ich kann verstehen, wie du empfindest. Dein Großvater ist ein schwieriger Mensch. Sehr eigensinnig. Deine Mutter hat sich mehr als einmal wegen ihm die Haare gerauft.« Seine Augen werden noch glasiger, als er an Mom denkt, in Erinnerungen an sie versinkt. »Wenn jemand nicht über ihren Tod hinweggekommen ist, dann mit
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