Ihr Kriegt Mich Nicht!
Tisch zusammen und blieb liegen.Der Mann war ihr Vater.
Tony schüttelte ihn, bis er wieder zu sich kam.
»Zeit zum Heimgehn.«
DER SCHWIMMTEST
Mik saß auf einem grünen Plastikstuhl, von dem er bereits einen schweißnassen Hintern hatte. Die Schulpsychologin hieß Lisa Nordahl. Sie hatte braune gerade Haare und braune freundliche Augen. Ihre Stimme war ruhig und angenehm, stellte aber komische Fragen. Mik hatte noch nie etwas so Seltsames erlebt wie das hier, seit er auf diesem grünen Plastikstuhl saß. Er kam sich vor, als wäre er in eine andere Dimension gebeamt worden. UFO-Zeit. Der PC summte, und der Bildschirmschoner hüpfte auf und ab. Das Zimmer roch nach Reinigungsmitteln.
Sie unterhielten sich über seine Zeichnungen. Lisa Nordahl sagte, die Zeichnungen ließen auf blockierte, unterdrückte Gefühle schließen. Und jetzt würden sie beide, Lisa Nordahl und Mik, versuchen, die wieder an die Oberfläche zu holen.
»Wen?«
»Die Gefühle. Vielleicht Angst. Oder Sehnsucht, Zorn.«
»Aber das sind doch bloß Horrorbilder«, sagte Mik. »Ich mag Horrorfilme und Horrorbücher und …«
Lisa Nordahl schenkte ihm ein Lächeln und blätterte in ihren Papieren. Mik lächelte zurück und fingerte an seinem Handy herum.
»Ist es ausgeschaltet?«
»Ja.«
»Wie gefällt es dir in der Schule?«
»Gut.«
Lisa Nordahl hatte jetzt ihre Papiere, die von Mik handelten, geordnet.
»Wir werden einander richtig gut kennenlernen, du wirst schon sehen.«
Sie schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr.
»Wie läuft’s denn bei dir zu Hause?«
»Gut.«
»Schön. Aber ich frage mich doch … Dein Vater ist zu keinem einzigen der Elternabende oder Lehrergespräche gekommen. Er hat …«
»Viel zu tun«, sagte Mik.
»Was macht er gleich noch mal?«
»Gabelstapler fahren.«
»Da hat man viel zu tun.«
»Ja.«
Lisa Nordahls Augen flackerten kurz auf, sie schob einen Stift hin und her und berührte dabei die Maus, worauf der Bildschirmschoner erlosch: ein Bild von kleinen Kindern, die auf einer grünen Wiese mit einem Wasserschlauch spielten.
»Noch was zu deinem Vater?«
Mik sah zum Fenster hinaus. Seine Klasse hatte Pause und spielte Hockey. Ploppy stand im Tor. Andreas schrie ihm etwas zu, schlug mit dem Schläger gegen das Tor. Mik fiel ein, dass er seinen Vater nicht kannte. Wenn er an seinen Vater dachte, konnte er genauso gut an einen … Spaten denken.
Denk Spaten.
Denk Spaten.
Denk Spaten.
Mik zuckte mit den Schultern. Spaten. Was sollte er ihr sagen? Dass er entweder betrunken oder verkatert war oder beides gleichzeitig. Er schlägt uns nicht, weint aber viel. Genauso oft, wie er betrunken ist, verspricht er, mit dem Trinken aufzuhören. Das hebt sich gegenseitig auf. Versprechen aufzuhören – sich volllaufen lassen. Er sagt zum Beispiel: Jetzt ist Schluss, ich kann nicht mehr, es hat sich ausgesoffen. Hat wieder mal so viel getrunken, dass er nicht mehr kann. Er hat alles so satt, dass er … trinken muss. Klirrende Plastiktüten. Flaschen, überallFlaschen, offene Flaschen, umgekippte Flaschen, zerbrochene Flaschen, versteckte Flaschen. Höhnisches Grinsen und Flaschen. Geschrei und Flaschen. Tränen und Flaschen. Und dann die Flaschen im Keller. Die Tage sind zu lang, sagt Papa.
Die Tage sind zu lang. Die Flaschen verkürzen die Tage.
Flaschen. Buddeln.
Buddeln.
Buddeln mit dem Spaten.
Spaten.
Tony hasste ihren Papa.
»Ich bring das Schwein noch mal um«, sagte er manchmal.
Mik hasste ihn nicht. Einen Spaten kann man nicht hassen. Er spürte bloß die Einsamkeitsschlange mit ihren aufgerichteten Schuppen. Wenn die sich tief drinnen im Körper bewegte, dann tat es weh. Aber solange er »Spaten« dachte, verhielt sie sich ruhig.
Denk Spaten.
Der Computer summte. Der Bildschirmschoner war wieder da. Mik rutschte mit den Schenkeln auf dem grünen Plastiksitz hin und her. Sie klebten inzwischen am Stuhl.
»Vielleicht reden wir lieber über eine schöne Erinnerung«, sagte Lisa Nordahl.
»Von mir aus«, sagte Mik.
»Etwas, woran man sich festhalten kann. Eine wichtige Erinnerung, die … nun ja … wichtig ist. Die einen stark macht. Verstehst du, was ich meine? Wenn man etwas Schönes erzählt und es richtig deutlich in Erinnerung behält, dann fällt es leichter, hinterher über schwierige Dinge zu reden. Über Dinge, die wehtun, die nicht gut sind und traurig machen. Darum fangen wir mit etwas richtig Schönem an. Verstehst du?«
Es wurde still. Lisa Nordahl hatte die Ellbogen
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