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Ihr Kriegt Mich Nicht!

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Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht von ihm abwenden. Sein großer Bruder war hier, und sie angelten miteinander. Bei Mik biss einer an, und er zog eine große Äsche aus dem Fluss. Er lärmte und schrie. Tony drehte sich um, und Mik hielt den Fisch hoch.
    »Gut«, sagte Tony. »Schön ist der.«
    Mik holte noch einen heraus, und Tony stolperte wieder ins Wasser. Er leerte die Stiefel aus und sagte, das sei nicht schlimm, jetzt würde er nämlich gleich einen richtig Großen rausziehen. Den Größten überhaupt.
    Da muss er aber unglaublich viel Glück haben, dachte Mik. Wo er doch alles falsch macht.
    »Versuch’s im Blankwasser!«, rief Mik.
     
    Das Laub fiel von den Bäumen und wurde von der Strömung davongetragen. Sie angelten bis zum Abend. Tony fing ein paar Forellen, allerdings nur kleine. Mik nahm die Fische rasch mit geübten Griffen aus, während Tony daneben stand und feststellte, das sei doch eine etwas schmierige Angelegenheit.
    »Tolles Messer«, sagte er.
    »Das hat Bengt mir geschenkt«, sagte Mik.
    »Du hast es gut hier«, sagte Tony. »Das macht mich froh. Ich freu mich für dich.«
    Sie sammelten Holz und machten am Ufer ein Feuer. Tony leerte das Wasser aus den Stiefeln und hängte seine Strümpfe zum Trocknen auf. Mik begann, die Fische zu grillen.
    »Du hast dich gut geschlagen«, sagte Tony.
    »Hab bloß Glück gehabt. Du hast ja auch welche gefangen.«
    »Ich bin kein großer Angler. Aber das meine ich nicht.«
    Mik wendete die Fische. Das Fett troff brutzelnd in die Flammen. Tony krempelte seine Strümpfe um, hielt seine Füße zum Wärmen ans Feuer und fuhr fort: »Ich meine, du bist so gut mit allem fertig geworden. Und das hab ich sehen wollen. Das macht mich froh. Verstehst du, Mik, du machst mich froh.«
    »Du bist doch auch damit fertig geworden«, sagte Mik und probierte, wie der Fisch schmeckte.
    »Ich konnte keine Briefe schreiben. Ich hab’s versucht, aber es ging nicht.«
    »Briefe schreiben ist schwierig«, sagte Mik und reichte Tony einen Fisch.
    Seltsamerweise kam ihm Tony irgendwie wie ein Fremder vor. Irgendwas an ihm war anders. Das hatte nicht nur mit dem Bart zu tun. Die Art zu sprechen, die Art sich zu bewegen war anders. Nicht sehr. Vielleicht konnte das niemand außer Mik sehen.Vielleicht war etwas mit ihm selbst passiert, mit seiner Art, zu sehen und zu hören. Mik wusste nicht, was es war. Vielleicht war mit der ganzen Welt etwas passiert. Wie mit dem Fluss. Wirbel und Strömungswellen ziehen vorbei, vertraut, aber nie exakt gleich, immer mit einer kleinen Veränderung, immer neu. Wo war Tony gewesen? Was hatte er gemacht? Eigentlich hatte er gar nichts erzählt.
    Sie aßen schweigend. Die Dämmerung fiel. Ein wahnsinniger Schrei ertönte aus dem Wald. Tony fuhr herum und saß da wie erstarrt. Der Schrei ertönte noch einmal.
    »Das ist bloß ein Vogel«, sagte Mik.
    »Wahnsinn!«
    »Du könntest doch auch hier wohnen«, sagte Mik.
    »Das wird schwierig«, sagte Tony.
    »Warum denn? Du brauchst bloß herzuziehen. Lena kann das deichseln, sie füllt ein paar Papiere aus und schickt sie an den Paragrafen.«
    »An den Paragrafen?«
    »Ja, und dann können wir jeden Tag angeln, und nächsten Sommer bauen wir ein Floß …«
    »Mik«, sagte Tony und sah ihn mit tränenblanken Augen über dem Feuer an. »Das ist nicht so einfach.«
    Mik wollte etwas sagen. Er öffnete den Mund, aber Tony hob die Hand. Sein Blick war verändert, irgendwie verängstigt und flackernd. Er sah ins Feuer, dann hinaus in die Dunkelheit über dem Fluss. Auf seiner Wange glänzte eine Träne auf. Er füllte die Lungen und blies die Luft langsam aus.
    »Du weißt doch, das Gewehr im Wandschrank.«
    »Ja, das war nicht mehr da.«
    »Dennis und ich, wir … wir sind in Huvudsta in eine Tankstelle rein. Das hat dann ein bisschen Kohle gebracht und einpaar Zigaretten. Da, wo ich jetzt wohne, muss ich noch eine ganze Weile wohnen bleiben.«
    Mik verstand, was Tony sagte. Er verstand die Bedeutung der einzelnen Wörter. Aber sein Gehirn weigerte sich, sie aneinanderzufügen. Er fuhr hoch, rannte zum Fluss hinunter und begann, Steine in die schwarze Finsternis zu werfen. Stein um Stein. Fest und weit. Er versuchte, etwas dort draußen in der Dunkelheit zu treffen. Direkt am Kopf. Versuchte, den Hass direkt am Kopf zu treffen. Er warf, bis der Schmerz an seiner Schulter zerrte. Tony blieb am Feuer sitzen. Eine regungslose Silhouette, vornübergebeugt wie ein alter Indianer. Mik presste einen Stein fest in der Hand.
    »Was ist mit

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