Ihr letzter Tanz
dich verloren hast.“
„Ich habe nicht das Vertrauen in mich verloren“, gab Quinn trotzig zurück. Verdammt, das hörte sich nun wirklich nicht überzeugend an.
„Ach ja?“ fragte Doug. „Dann ist es ja gut. Ich weiß nämlich noch etwas, das dich dazu bringen wird, deine Meinung über diesen Fall zu ändern.“
„Und das wäre?“
„Dein Mädchen hat bis letzten November im
Moonlight Sonata
Tanzstunden genommen.“
Quinn runzelte die Stirn. „Mein ,Mädchen‘? Was redest du da?“
„Nell Durken. Ich konnte einen Blick in den Aktenschrank des Studios werfen, und da stieß ich auf ihren Namen.“
Von Nells Tanzstunden hatte Quinn überhaupt nichts gewusst. Allerdings hatte er ohnehin kaum etwas über sie gewusst. Sie hatte ihn nur angeheuert, damit er herausfand, was ihr Ehemann trieb.
Er hatte es herausgefunden.
Und dann war sie von diesem Bastard getötet worden.
„Um genau zu sein“, fuhr Doug fort, „gehörte Nell zu den Fortgeschrittenen. Letzten November hörte sie einfach auf. Ich nehme an, dass sie dir davon nichts gesagt hat. Aber merkwürdig war das schon. Den Unterlagen nach war sie eine sehr eifrige Schülerin, und dann kam sie einfach nicht mehr wieder. Seltsam, findest du nicht?“
„Na gut“, sagte Quinn ohne eine Gefühlsregung. „Ich werde mich da umsehen und ein paar Tanzstunden nehmen.“
3. KAPITEL
„N a, wie geht‘s?“
Ella Rodriguez klopfte kurz an die offen stehende Tür an, dann betrat sie Shannons Büro und setzte sich auf eine Ecke ihres Schreibtischs. Shannon hatte sich in ihrem Sessel zurückgelehnt und überlegte, was sie ihrer Empfangsdame antworten sollte.
„Ich weiß nicht. Was glaubst du, wie es geht? Ich persönlich finde ja, wir hätten wenigstens für diese Woche den Laden schließen sollen“, erwiderte sie endlich.
„Wir hatten doch immerhin drei Tage geschlossen“, machte Ella sie aufmerksam. „Das ist normalerweise das Äußerste, was andere Unternehmen ihren Mitarbeitern zugestehen, wenn jemand aus dem engsten Familienkreis stirbt.“
„Überall hängen hier ihre Fotos“, sagte Shannon.
„Stimmt. Und allen Lehrern wird sie genauso fehlen wie den wirklich engagierten Schülern. Aber da sind auch noch andere Schüler, die das Tanzen nicht so ernst nehmen, die niemals an einem Wettbewerb teilnehmen werden, die zwei linke Füße haben und einfach nur etwas lernen wollen, weil sie in ein paar Wochen heiraten werden. Für die muss die Tanzschule geöffnet sein.“ Ella trug ihr helles, fast platinblondes Haar modisch kurz. Sie hatte unglaublich dunkle Augen, dazu ein Lächeln, dem niemand widerstehen konnte. Ob sie wirklich – wie sie meinte – die am wenigsten begabte Angestellte des Studios war, stand auf einem anderen Blatt. Doch ihre Warmherzigkeit und ihr lässiger Charme kamen zweifellos bei vielen Schülern gut an.
Im Moment allerdings hatte ihre Miene weder etwas Warmherziges noch etwas Charmantes. „Shannon, ich weiß, man soll über Tote nicht schlecht reden. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich habe Lara nie gemocht. Und da bin ich nicht die Einzige. Es gibt sogar Leute, die finden, ihr Tod auf der Tanzfläche war eine Art poetische Gerechtigkeit.“
„Ella!“
„Ich weiß, es klingt schrecklich, und es tut mir auch Leid. Ich habe mir nicht gewünscht, dass ihr etwas passiert“, gab Ella zurück und sah Shannon eindringlich an. „Na, komm schon. Du wirst doch bestimmt nicht behaupten, dass sie in deinen Augen der liebste Mensch auf Erden war.“
„Darum geht es nicht, sondern darum, dass sie eine treibende Kraft in dieser Branche war. Und darum, dass sie hier begann. Das hier war sozusagen ihr Zuhause“, erklärte Shannon.
„Es tut uns allen Leid. Wir wissen, dass sie so gut war wie kein anderer, und ich glaube, es gibt niemanden, der keinen Respekt vor ihrem Talent hatte.“ Ella blickte Shannon tief in die Augen. „Das habe ich auch alles erklärt, als der Detective mir Fragen stellte.“
„Du hast ihm erzählt, du mochtest Lara nicht?“
„Ich war nur ehrlich, weiter nichts. Was soll’s denn auch? Er hat seine Fragen gestellt, weil er das machen muss. Du weißt doch, wie das läuft, wenn jemand auf solche Art und Weise stirbt. Es gibt eine Autopsie, alle möglichen Leute werden befragt. Na und? Alle haben gesehen, was passiert ist.“ Ella hob fragend eine Augenbraue. „Hast du der Polizei vielleicht erzählt, du hättest Lara bewundert?“
„Nein, ich war auch nur ehrlich“, erwiderte Shannon.
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