Ihr letzter Tanz
erwischt. So nach ungefähr sechs Monaten ist sie dann von der Wiedervorlage verschwunden.“
„Es ist doch schrecklich, nicht wahr?“ murmelte Shannon wieder. „Ich hoffe nicht, dass wir vom Pech verfolgt werden. Erst wird eine Ex-Schülerin von ihrem Mann umgebracht, und jetzt … jetzt bricht Lara tot zusammen.“
„Willst du damit etwa sagen, wir sind verflucht?“
Shannon sah über Gordons Schulter in den Korridor und entdeckte Sam Railey, der gerade hinter ihm aufgetaucht war.
„Verflucht?“ wiederholte Gordon. „Komm nicht mal auf die Idee, so etwas zu denken. Nell war schon längst keine Schülerin mehr, als sie umgebracht wurde. Und Lara … das war einfach eine Tragödie.“ Er hielt ihm drei Finger hin. „Das Broward Studio hat im letzten Jahr zwei Schüler und einen Lehrer verloren.“
Shannon musste sich ein Lächeln verkneifen. „Gordon, die beiden Schüler waren Mr. und Mrs. Hallsly, neunzig und dreiundneunzig Jahre alt. Niemand war wirklich überrascht, dass die beiden innerhalb weniger Monate starben. Und Dick“, fügte sie leise an, da sie den Tanzlehrer Dick Graft wirklich gut hatte leiden können, „litt an einem Aneurysma.“
„Ich wollte darauf hinweisen, dass Leute nun einmal sterben und wir
nicht
verflucht sind.“
„Das will ich auch nicht hoffen“, gab Sam zurück. „Wenn das nämlich der Fall wäre, dann würde das Unglück immer dreimal zuschlagen. Und uns würde noch ein Schlag bevorstehen.“
„Sam!“ ermahnte Gordon ihn verärgert.
„Oh, entschuldige. Aber keine Sorge, so was würde ich vor den Schülern niemals von mir geben.“
„Davon gehe ich aus“, raunte Gordon. Zwar hatte er Shannon die Leitung des Studios übertragen, doch wenn er bei einem Tanzlehrer das Gefühl bekommen sollte, er schade dem Betrieb, würde er ihn auf der Stelle feuern.
„Hey“, ertönte die Stimme von Justin Garcia. Der schlanke, 1,70 Meter große Mann musste sich auf Zehenspitzen stellen, um über die Schultern der anderen blicken zu können, die sich vor Shannons Büro versammelt hatten. „Psst.“ Er sah zu Ella, die immer noch auf der Schreibtischkante saß. „Vorne wartet ein neuer Schüler. Ich würde ihn ja selbst übernehmen, aber er ist ein Riese von Kerl, und ich glaube, er würde mich zerquetschen, wenn ich’s versuchen sollte.“
„Dougs Bruder“, sagte Ella und rutschte vom Schreibtisch. Die anderen grinsten viel sagend.
Doug zählte eindeutig zu den beliebtesten Neuzugängen der letzten Zeit. Er war hergekommen, um für die Hochzeit eines Freundes Salsa zu lernen. Anfangs war er so unbeweglich wie ein Brett gewesen, doch nach nicht einmal einer Woche hatte er sich in den kubanischen Tanz verliebt und wollte mehr lernen.
Er war Polizist, aber er lachte nur darüber, dass seine Kollegen ihn wegen seiner Tanzstunden auf den Arm nahmen. Nicht nur bei den zahlreichen Schülerinnen des Studios kam er sehr gut an, sondern auch bei seiner Lehrerin Jane Ulrich. Jane liebte das Dramatische, und mit Doug konnte sie springen, sich drehen und buchstäblich abheben. Sie war eine exzellente Tänzerin, und er besaß die Kraft, sie für jede Figur genau so hochzuheben, wie es erforderlich war. Dass er groß, blond und blauäugig war, stellte einen weiteren Vorteil dar, und seine Lernbegeisterung war eine Freude für jeden Lehrer.
Ella zwängte sich zwischen den Männern hindurch nach draußen und eilte zum Eingang, um den Neuzugang zu begrüßen und seine Daten aufzunehmen.
Als Shannon gerade aufstand, stürmte Ella zurück ins Büro und flüsterte: „Oh Mann, Jane wird sich schwarz ärgern, dass sie einen Zahnarzttermin hat. Komm schon! Diesen Mann musst du gesehen haben!“ Dann war sie schon wieder aus dem Büro verschwunden.
„Der ist mir eine Nummer zu groß“, meinte Justin schulterzuckend.
Neugierig folgte Shannon der Gruppe nach draußen und sah, wie Ella den Mann freundlich begrüßte, während die anderen dastanden und darauf warteten, dass er zu ihnen kam. Normalerweise stellten sie sich zum Empfang eines neuen Kunden nicht im Halbkreis auf.
Dougs Bruder. Ja, die Ähnlichkeit war ihm anzusehen. Sie waren etwa gleich groß, doch während Doug schmale Schultern hatte und verhältnismäßig geschmeidig war, wirkte sein Bruder so, als sei er einem Film über muskelbepackte Barbaren entsprungen. Sein Haar war dunkel, seine blauen Augen hatten etwas Durchdringendes. Sein Gesicht sah hübsch aus, zwar ein wenig kantig, aber ebenmäßig.
Noch bevor Shannon
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