Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
lachte oder
lächelte so gut wie nie in der Öffentlichkeit, aber Marjorie sah einfach zu
dämlich aus. Vanessa musste sogar wegschauen, um nicht laut herauszuplatzen.
Neben ihr schlug Blair Waldorf affektiert die Beine übereinander und warf
Vanessa einen gehässigen Blick zu. Doch dann wanderte die Kamera liebevoll über
Dans zerknitterte Gestalt und Vanessa hörte auf zu lachen. Gott, er war so
schön.
Als der Film endete, blieb es
einen Moment lang ganz still in der Aula. Dann begann Jenny, die bei den
anderen Neunt- klässlerinnen saß, zu klatschen, Mr Beckham ließ einen gellenden
Pfiff hören, und daraufhin applaudierte der ganze Saal.
»Marjorie! Marjorie!«, johlten
ein paar Zwölftklässlerinnen.
»Die Komdomszene war ja wohl
unglaublich eklig«, flüsterte Kati Isabel zu.
»Äh, was sollte das denn?«,
fragte Laura.
»Die Alte hat echt einen an
der Klatsche«, stellte Rain fest.
Endlich war Blair dran.
Sie hielt ihren PalmPilot an
die Brust gedrückt, während Audrey Hepburn zu immer neuen Soundtracks immer wieder
ihr Croissant verspeiste. In der letzten Stuhlreihe schunkelten ihre
Freundinnen zur Musik und klatschten frenetisch, als der Film zu Ende war.
»Echt cool«, sagte Isabel zu
Kati. »Oder?«
»Absolut«, stimmte Kati ihr
zu.
»Ich fand ihn okay«, flüsterte
Becky Dormand ihrem Gefolge zu. »Wahrscheinlich konnte sie nicht so viel
Arbeit reinstecken, weil sie total damit beschäftigt ist, irgendeine Uni zu
finden, die sie aufnimmt.«
»Angeblich studiert sie
nächstes Jahr sowieso noch nicht, selbst wenn Yale sie nimmt, weil sie vorher
eine Intensivtherapie machen muss«, erzählte ein Mädchen aus der Neunten.
»Du meinst, wegen der Sache
mit ihrem Stiefbruder? Ich hab gehört, dass die beiden miteinander ins Bett
gehen, seit er bei ihnen eingezogen ist«, sagte Becky.
»Voll pervers!« Die Mädchen
rümpften die Nasen.
Endlich erhob sich Arthur
Coates und stellte sich mit einem großen weißen Umschlag in der Hand ans
Rednerpult. »Ihr wisst ja, dass es bei solch einem Wettbewerb eigentlich gar
keine Verliererinnen gibt.«
Blair schluckte nervös. Ja,
ja, ja. Jetzt mach endlich den beschissenen Umschlag auf.
»Und gewonnen hat...«
Totenstille.
»... Serena van der Woodsen!«
Absolute Totenstille.
Vanessa stand auf und pfiff
schrill auf zwei Fingern, wie sie es von ihrer Schwester gelernt hatte. Sie war
enttäuscht, klar, aber Serenas Film war gut, und es machte sie stolz, zu seinem
Erfolg beigetragen zu haben. Sobald Jenny Vanessa sah, sprang auch sie auf und
klatschte laut. Als Dritter erhob sich Mr Beckham und rief »Bravo!« und darauf
fiel auch der Rest der Schülerinnen in den Applaus mit ein.
Serena ging vor Glück wie
betäubt auf die Bühne und nahm den Preis entgegen - zwei Flugtickets nach
Cannes und drei Übernachtungen für zwei Personen in einem Fünf- Sterne-Hotel
während der Filmfestspiele im Frühjahr. Sie stellte sich ans Mikro, strich sich
die schimmernden Haare aus dem Gesicht, zögerte und beugte sich dann vor.
»Ich möchte noch zwei Mädchen
auf die Bühne bitten«, sagte sie. »Vanessa Abrains und Jennifer Humphrey. Ohne
euch hätte ich den Film nicht machen können.«
Vanessa streckte Jenny, die
weiter hinten saß, die Zunge raus und ging zu Serena auf die Bühne. Immerhin
hatte sie die Kamera gemacht. Es war ja wohl nur fair, dass sie ein paar
Lorbeerblätter abbekam.
Serena schüttelte Vanessa die
Hand und gab ihr eines der Flugtickets. »Danke«, flüsterte sie. »Hier. Ich
will, dass du hinfliegst.«
Jenny drängelte sich aufgeregt
an den Knien ihrer Mitschülerinnen vorbei zum Mittelgang durch und lief zu
Serena und Vanessa auf die Bühne. Serena küsste sie auf die Wange und drückte
ihr das zweite Flugticket in die Hand. »Du bist toll«, sagte sie. Jenny wurde
rot. Sie stand zum ersten Mal vor Publikum.
Das hier passiert in
Wirklichkeit gar nicht, dachte Blair. Sie saß regungslos da und schloss die
Augen, um den Applaus auszublenden. Sie schlief. Es war erst drei Uhr nachts.
Der Montag hatte noch nicht mal angefangen. Sie würde erst in ein paar Stunden
stolz in ihrer fliederfarbenen Glücksjacke auf die Bühne gehen und von Mr
Coates ihren Preis entgegennehmen.
Hm, also ich weiß ja nicht.
Blair öffnete die Augen.
Serena stand noch immer da und strahlte saudumm ins Publikum.
Und Blair war noch immer die
Hauptdarstellerin in dem traurigsten Film, der je gedreht wurde. Dem Film, der
ihr Leben war.
ein gequältes herz
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