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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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Ohne einen weiteren Zwischenfall erreichen wir unsere nächste Station: den Lago di Como. Ein Bootshafen, ein Parkplatz, ein Kiesstrand und dahinter glitzerndes Blau. Wunderschön!
    Mir kleben die Klamotten schon eklig auf der Haut. Hab ja seit Ewigkeiten nicht mehr geduscht.
    In null Komma nichts bin ich im Wasser.
    Ich leg mich auf den Rücken, strample, tauche, meine nassen Haare treiben wie Seetang neben mir.
    â€žHe, Lenni! Los, Junge, komm! Es ist einfach herrlich!“
    â€žGleich!“
    Er winkt mir mit einem Schraubenschlüssel oder Wagenheber oder was auch immer.
    Kriecht unter sein Auto und hämmert.
    Ich schwimme im unendlich genialen See.
    Als ich umkehre, krault Lenni endlich auf mich zu. Taucht wie ein Seelöwe unter mir durch und hinter mir auf. Wirft sich auf den Rücken, prustet eine Fontäne. Wir aalen uns gemeinsam.
    â€žLos, wer zuerst am Ufer ist!“, ruft er.
    â€žIch hab Huuunger!“
    Es ist ein tolles Gefühl, frisch gewaschen in ein sauberes Shirt und Leggins zu schlüpfen.
    Ich rubble meine feuchten Haare mit einem Handtuch trocken.
    Wir hocken auf dem Steg bei den Pappeln am Bootshafen und betrachten den Sonnenuntergang und das Mückenschwarm-Ballett auf dem See.
    Lenni hat Wasser heiß gemacht und jetzt löffeln wir Kartoffelpüree mit Röstzwiebeln aus Pappbechern und trinken Cola (ich) und Dosenbier (Lenni).
    Wir haben den Jippi vollgetankt, als wir über der Grenze in Italien waren.
    â€žDiesel ist in der Schweiz unbezahlbar“, hat Leander behauptet. „Aber hier ist es auch schweineteuer.“
    Ich hab bezahlt und auch Getränkedosen und Püreebecher gekauft.
    â€žDas Geld ist von sämtlichen Omas, Opas, Onkel und Tanten. Ich hatte doch Konfirmation“,
    hab ich erzählt.
    â€žEcht?“ Lenni hat mich abgeknutscht, total happy.
    Jetzt sage ich: „Wir suchen morgen eine Werkstatt und lassen die Bremsen reparieren, okay?“
    Aber Leander schüttelt sich wie ein nasser Hund.
    â€žViel zu teuer. Mach dir mal keinen Kopf wegen der Bremsen. Ich reparier die schon.“
    Er kriecht unters Auto, hämmert und klopft und robbt nach einer Weile wieder hervor.
    â€žAlles im grünen Bereich.“
    Der Jippi scheint einverstanden, denn er fängt plötzlich fröhlich zu dudeln an. Na gut, es ist nur Leanders Handy im Auto.
    Wir lassen es plinkern, bis es aufhört. Mich sticht natürlich sofort das schlechte Gewissen.
    Es pocht und lässt sich nicht so leicht abstellen. Weiß der Himmel, wer alles inzwischen auf meine Mailbox gesprochen hat! Längst wissen meine Eltern, dass ich mit Leander unterwegs bin. Ob mein Brief sie beruhigt hat?
    So sicher bin ich nicht mehr. Ob sie aus lauter Sorge die Polizei benachrichtigt haben?
    Kann die uns orten, auch wenn die Handys ausgeschaltet sind?
    Und vor allem, wenn wir einen Unfall bauen?
    Ich schlucke.
    â€žLenni, wenn die Bremsen kaputt sind, ist das supergefährlich!“
    â€žAch was! Ich hab mir das angeschaut.
    Alles halb so wild.“
    Er trinkt die zweite Bierdose leer.
    â€žJa, aber …“
    â€žNix aber!“ Er zerdrückt den Pappbecher und die Dose.
    â€žHör mal, wir müssen schon ein bisschen sparen, wenn wir in den nächsten fünf Wochen mit unserem Geld auskommen wollen.“
    Ich glaube, ich höre nicht recht. „Fünf Wochen?
    Aber Montag in einer Woche fängt die Schule wieder an!“
    â€žJa und? Ohne mich!“
    Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Das meinst du nicht im Ernst.“
    Ich bin tierisch geschockt.
    â€žIch fahr nicht zurück in das doofe Kaff“,
    grummelt Lenni.
    Ich schlucke. „He, und die Kraniche? Ihr habt doch ein Aufstiegsspiel.“
    â€žScheiß auf den Verein. Ich mach da nicht mehr mit.“
    â€žAch, das sagst du nur so! Oder hat dich euer Trainer nicht aufgestellt, weil du zu oft beim Training gefehlt hast?“
    Ich denke an den Abend vor unserer ersten Nacht, als Leander nach dem Training so miese Laune hatte.
    â€žHat er nicht. Reservebank“, sagt er.
    â€žHe, Lenni, du bist einfach müde von der höllischen Passfahrt.“ Ich schlinge meine Arme um ihn. Besser nichts mehr sagen.
    Im See geht die Sonne unter.

17. Mario und Gina
    Diesmal bleibt es nachts richtig warm.
    Kein Eis mehr auf den Nasenspitzen.
    Dafür parken immer wieder Autos dicht neben uns, lassen furchtbare Alte-Leute-Musik

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