Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
laufen.
âRentnerâ, murmelt Lenni, zieht sich den Schlafsack über die Ohren und schnarcht.
Aber mich plagen bescheuerte Bauchkrämpfe.
Ich könnte heulen. Jetzt bin ich schlecht drauf.
Was, wenn es ein Blinddarmdurchbruch ist?
Da kann man dran sterben.
Ich sehe mich schon auf einer Trage liegen.
Sanitäter schieben mich in den Rettungswagen.
Im OP wache ich auf, weil die Narkose nicht gewirkt hat. Meine Eltern mit Mundschutz in grüner OP -Kleidung schneiden mir den Bauch auf.
Ich schreie!
âAlles okay, Baby?â, murmelt Lenni, bohrt seine Nase in meine Schulter, wärmt mit seiner Pranke meinen Bauch.
âHab grässlich geträumtâ, flüstere ich und schlafe wieder ein.
Morgens erzähle ich Leander meinen Traum.
âSo was Grausames hast du auch mal geträumt, weiÃt du noch?â
Er grinst. âKann vorkommen!â
Ich lache. Die Sonne scheint. Wir springen in den See und schwimmen eine Runde.
Einfach genial!
Ich spüle meine gebrauchten Slips aus und sehe es: Blut.
Alles klar! Ich brauche Tampons.
Erst mal reichen Slipeinlage und zwei Papiertaschentücher. BloÃ, Leander soll nicht grad zugucken.
Aber der kämpft mit dem Zünder der Gaskartusche.
Ich schlüpfe vorn ins Auto, fummle Taschentücher über die Slipeinlage. Mistbauchkrämpfe.
Auf unserer Bank gibtâs inzwischen Kaffee und belegte Käsebrötchen aus Leanders Vorrat.
Total fürsorglich, mein Freund.
Beim Weiterfahren nehmen wir keine Autobahn mehr, weil das zu teuer ist wegen der Mautgebühr. Ich nage an meiner Lippe.
âWie hast du das gestern gemeint, fünf Wochen?â
âWie ichâs gesagt hab.â
âEcht? Das kannst du nicht machen!â
Er schweigt und guckt mich nicht an.
Bestimmt Lenni denn alles? Darf ich nicht mitplanen? Ist die geile Stimmung schon wieder gekippt?
Scheint so. Im Supermarkt findet Leander alles zu teuer. Ich kaufe aber Tampons und auÃerdem Joghurt und Bananen und Tomaten.
Ãber Mailand hängen graue Wolken.
Wir rumpeln durchs GroÃstadtgewühl.
Dann fängt es an zu gieÃen, ganze Sturzbäche flieÃen vom Himmel herunter. Die Scheibenwischer kommen überhaupt nicht nach.
Im Regengeprassel höre ich nicht mal mehr die kaputten Bremsen.
Hat Leanders Reparatur doch geklappt?
Leander flucht. Ich hab keine Ahnung, wohin wir überhaupt fahren.
Als es endlich aufklart, sehe ich:
hügelige Landschaft, Weinberge in der Ferne, darüber graublauer Himmel. Mein Bauch tut weh.
Kopfschmerzen hab ich auch. Der Jippi rumpelt und quietscht immer schlimmer.
Es ist später Nachmittag.
Wir sind endlich in den Hügeln mit den Weinreben. Traktoren rattern vor uns her, die Anhänger rappelvoll blauer Trauben.
Am Dorfrand finden wir einen leeren Parkplatz.
Daneben eine Winzergenossenschaft mit riesigen Stahlbehältern für Wein. Ich kann kaum noch sitzen. Muss unbedingt raus. Aber hier gibtâs nicht mal ein Gebüsch!
Leander wirft den Gasbrenner an, das Wasser im Kanister reicht noch für ein Päckchen Spargelcremesuppe.
Während Leander im Topf rührt, suche ich in den Weingärten ein einigermaÃen geschütztes Plätzchen. Wie eine Katze buddle ich die Naturtoilette zu. Blöd, das alles, megapeinlich.
Dann hocken wir auf dem Mäuerchen, das den Parkplatz begrenzt, und löffeln die salzige Pampe aus dem Topf. Ich hab wieder Bauchkrämpfe. Und teuflisch schlechte Laune.
Da knattert ein Mofa die DorfstraÃe entlang. Ein Junge und ein Mädchen mit rabenschwarzer Mähne.
Beide ohne Helm.
Die haben mir gerade noch gefehlt. Sie biegen in unseren Parkplatz ein. Sie umrunden den Jippi.
âHe, Leute!â, ruft der Junge, bremst ab und grinst.
âHallo, Deutschland!â Das Mädchen schüttelt die Mähne aus dem Gesicht. Es hat volle Lippen, trägt knallenge Jeans und ein hautenges Langarmshirt, das überm Busen spannt.
Lenni hält die Luft an.
âGina.â Sie streckt mir die Hand hin. Ihre Augen funkeln. âUnd das ist mein Bruder Mario.
Wir sind aus Ulm, machen Ferien bei Oma.â
Sie zieht die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel spöttisch nach unten.
âWir sind aus einem Kaff am Neckarâ, sage ich schnell. âIch bin Maylin und â¦â
âIch bin Leander, ihr groÃer Bruderâ, fällt mir Lenni grinsend ins Wort.
Wie bitte? Da schluck ich aber.
âUnd was hat
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