Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
nicht aus!â
Ich strecke ihm meine FüÃe hin.
Er zieht die Socken ab, kitzelt mich gemein an den Sohlen. Ich kringle und winde mich.
âHör auf!â
Aber er lacht nur.
Endlich hab ich die FüÃe in den goldfarbenen Sandaletten mit den heiÃen Absätzen.
âBist du fertig?â
âGleich! Muss nur noch das Ringgummi aus den Haaren pulen. Und die Wimpern nachtuschen.
Und ganz bisschen Lippenstift?â
Leander grinst und sagt: âOh je, ihr Frauen mit eurem Schönheitsgetue!â
Ich strecke ihm die Zunge raus. Insgeheim fühle ich mich sehr erwachsen.
Leander öffnet die Türen für mich. âBitte sehr, Prinzessinâ, sagt er spöttisch und hebt mich aus dem Jippi.
âDu siehst toll aus, kleine May!â Er hält mich fest und die Welt fährt Karussell mit uns.
Dann bummeln wir mit vielen Heidifans am Heidihaus und den kleinen Läden entlang und gucken Stoffziegen und Filzhüte, Dirndl und Puppen und Bücher und Tassen und Pralinen mit Heidiaufdruck an.
Irgendwie ist es lustig und wir lachen uns kaputt über den ganzen Kinderkram.
Ich bin aber total verzaubert, weil Leanders Finger sich um meine Finger schlingen und unsere Hände verabreden, dass sie einander nie mehr loslassen werden.
14. Sternennacht
Nachdem wir Pommes und Vegi-Nuggets gegessen haben, bis uns fast schlecht ist, fahren wir im hellen, warmen Nachmittag weiter.
Manchmal gibt der Jippi beim Bremsen seine kreischenden Schleifgeräusche von sich.
Und dann wieder nicht.
Ab und zu dröhnt es, als ob ein Flugzeug hinter uns landen würde.
Allmählich finde ich es nicht mehr lustig.
âUnd wenn die Bremsen ganz ausfallen?â
âAch was!â Leander will trotzdem unbedingt die PassstraÃe hoch und nicht durch den Tunnel fahren.
Sein Opa hat ihn mal zu einer verrückten Fahrt über mehrere Alpenpässe mitgenommen.
Auf den Passhöhen haben sie im Zelt übernachtet. Der Opa lebt nicht mehr. Und jetzt ist Leander erwachsen und will Pässe fahren und hoch oben übernachten. Also Bernardino!
Immer wieder überholen uns Biker.
Leander seufzt.
Ich weià schon, er wäre am liebsten auch mit einer solchen Maschine unterwegs.
Bei der nächsten Biegung kreischt uns der Jippi besonders zornig an. Noch mehr Biker knattern an uns vorbei.
Schon werden die Lärchenwälder dünner.
Die Landschaft ist immer karger.
Da biegt Leander in einen Holperpfad ein und parkt einfach zwischen Felsbrocken und den letzten flammend gelben Bäumen auf dem dünnen Gras. Ich staune. Vor uns ist eine traumhafte Aussicht auf die Berge und den Himmel.
Ich muss erst mal raus, mich dehnen und strecken. Ich bin randvoll müde von dem verrückten, aufregenden Tag.
Auch Leander reibt sich die Augen und gähnt.
Es ist spät. Doch im Westen brennt der Himmel noch ein klitzekleines bisschen goldrot zwischen grauen Wolkenbänken. Die Sonne schlüpft immer tiefer hinter die Bergwände.
Holzrauch von den Häusern unterhalb der Passhöhe treibt mit dem Abendwind in unsere Nasen.
Wir sind ganz allein.
Ein bisschen unheimlich, aber doch schön.
Leander sammelt Zweige und Tannenzapfen.
Vor den Hintertüren des Jippi baut er eine Feuerstelle aus Steinen.
Ihm macht die Einsamkeit überhaupt nichts aus. Mir auch nicht. Er ist ja bei mir!
Ich schlüpfe wieder in Langarmshirt, Pulli und Socken. Das Feuerchen brennt golden und knistert. Auf der Ladefläche hat Leander mit Isomatten, Schlafsäcken und Kissen ein gemütliches Lager gebaut.
Wir hocken im Jippi und baumeln mit den Beinen. Leander hält mich ganz fest und warm.
Die Schatten an den Berghängen wachsen und der Himmel bleicht aus.
âDie Nacht kriecht aus den Tälernâ,
flüstert Leander mir ins Ohr.
âSiehst du ihre schwarzen Finger, mit denen sie sich an den Bergen festkrallt?â
Mich überrieseltâs wie kalter Sand.
Pia würde sagen: Megagalaktisch.
Ach, Pia, wenn du hier wärst!
Ich bin total verknallt. So, als hätte ich Leander heute zum ersten Mal gesehen.
Und ich spüre, dass er mich auch lieb hat.
Wir trinken süÃen Rotwein aus der Flasche und mein Kopf wird herrlich schummerig davon.
âSiehst du den Abendstern?â
Leander zeigt mit der Weinflasche auf das blinkende Fünkchen am Himmel.
âHöchste Zeit, ins Nest zu kriechen!â
Das Feuer glimmt nur noch.
Meine Zehen sind längst
Weitere Kostenlose Bücher