Ilias
dem kunstreich prangenden Wagen
Hektor, Priamos’ Sohn, zu bändigen; nimmer gestatt ich’s!
Nicht genug, daß die Waffen er hat und eitel sich rühmet?
Beiden Kraft in die Knie gewähr ich euch und in die Herzen,
Daß ihr Automedon auch erretten mögt aus der Feldschlacht
Zu den geräumigen Schiffen. Denn Ruhm noch schenk ich den Troern,
Niederzuhaun, bis sie nahn den schöngebordeten Schiffen,
Bis die Sonne sich senkt und heiliges Dunkel heraufzieht.
Jener sprach’s, und die Rosse mit edeler Stärke beseelt’ er.
Beide, nachdem von den Mähnen zur Erde den Staub sie geschüttelt,
Sprengten sie rasch mit dem Wagen in Troer hinein und Achaier.
Aber Automedon kämpfte, betrübt zwar um den Genossen,
Stürmend im Flug des Gespanns, wie ein Geier gestürzt in die Gänse.
Leicht anitzt entfloh er zurück vor der Troer Getümmel,
Leicht dann stürmt’ er hinein in die dichtesten Haufen, verfolgend.
Doch nicht mordet’ er Männer, wann ungestüm er hinandrang;
Denn ihm war’s unmöglich, allein in dem heiligen Sessel,
Herzuschwingen die Lanz und die hurtigen Rosse zu lenken.
Endlich nunmehr erblickt’ ihn Alkimedon dort mit den Augen,
Sein Genoß, ein Sohn des Ämoniden Laerkes;
Hinter den Wagen gestellt des Automedon, redet’ er also:
Welch ein Gott, Automedon, war’s, der den nichtigen Vorsatz
Dir in die Seele gelegt und entwand die gute Besinnung?
Daß du so die Troer bekämpfst im Vordergetümmel,
Einzeln, da tot der Genoß dir hinsank und mit Achilleus’
Rüstungen Hektor nun selbst die Schulter geschmückt einherprangt?
Aber Automedon sprach, Diores’ Sohn, ihm erwidernd:
Wer doch, Alkimedon, weiß gleich dir von allen Achaiern
Dieser unsterblichen Ross’ unbändigen Mut zu bezähmen,
Außer Patroklos, selbst den Himmlischen ähnlich an Weisheit,
Weil er lebt’? Itzt aber ereilet’ ihn Tod und Verhängnis.
Auf denn, die Geißel sofort und die purpurschimmernden Zügel
Nimm! Ich selbst verlasse die Ross’ und warte des Kampfes.
Sprach’s, und Alkimedon, stracks in den rüstigen Wagen sich schwingend,
Faßte die Geißel geschwind und das schöne Gezäum in die Hände.
Aber dem Sessel entsprang Automedon. Diesen bemerkt’ itzt
Hektor und redete schnell zu Äneias, der ihm genaht war:
Edler Fürst Äneias der erzumpanzerten Troer,
Schau, dort seh ich die Rosse des äakidischen Renners
Wild in die Schlacht vorsprengen mit sehr unkriegrischen Lenkern.
Darum hoff ich beinah, wir nehmen sie, wenn du nur selber
Solches begehrst; denn nimmer, sobald wir beide bestürmen,
Wagen sie, uns entgegengestellt, des Gefechtes Entscheidung.
Jener sprach’s, ihm gehorchte der tapfere Sohn des Anchises.
Gradan stürmten sie beid, und mächtige Schilde von Stierhaut
Hüllten sie, dürr und gedrängt und umlegt mit starrendem Erze.
Chromios, ihnen gesellt, und Aretos, ähnlich den Göttern,
Folgten zugleich; denn sicher vertrauten sie, beide zu töten,
Aber hinweg das Gespann hochwiehernder Rosse zu treiben.
Törichte! Traun, nicht sollten sie ohne Blut aus dem Kampfe
Heim von Automedon kehren. Sobald er gefleht zu Kronion,
Ward mit Kraft und Gewalt sein finsteres Herz ihm erfüllet.
Schnell zum treuen Genossen Alkimedon redet’ er also:
Ja nicht ferne von mir, Alkimedon, halte die Rosse,
Sondern dicht mir am Rücken die schnaubenden! Nimmer vermut ich,
Hektor, Priamos’ Sohn, werd itzt der Gewalt sich enthalten,
Eh er Achilleus’ Rosse, die schöngemähnten, daherlenkt,
Uns in den Staub gestreckt und umhergescheucht die Geschwader
Argos’ oder auch selbst hinsank im Vordergetümmel!
Jener sprach’s und berief die Ajas’ und Menelaos:
Ajas beid, Heerführer der Danaer, und Menelaos,
Ihn nunmehr, den Toten, vertraut den Tapfersten allen,
Daß sie rings umwandelnd die Reihn der Männer entfernen:
Doch von uns, die leben, entfernt den Tag des Verderbens!
Denn dort drängen heran durch Jammer und Graun des Gewürges
Hektor und Äneias, die tapfersten Helden von Troja!
Aber solches ruht ja im Schoß der seligen Götter!
Ich auch sende den Speer, für das übrige sorge Kronion!
Sprach’s, und im Schwung entsandt er die weithinschattende Lanze;
Und er traf dem Aretos den Schild von gerundeter Wölbung,
Und nicht hemmete jener den Speer, durchstürmte das Erz ihm
Unten hinein in den Bauch, den künstlichen Gurt ihm durchbohrend.
Wie wenn mit scharfer geschwungener Axt ein mutiger Jüngling,
Hauend den Nacken des Stiers, des geweideten, hinter den
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