Ilias
antwortete drauf der treffende Phöbos Apollon:
Herrscher des Meers, dir selbst nicht wohlbehaltenen Geistes
Schien ich, wofern mit dir der Sterblichen wegen ich kämpfte,
Elender, die, hinfällig, wie grünes Laub in den Wäldern
Jetzo in Kraft aufstreben, die Frucht der Erde genießend,
Jetzo wieder entseelt dahinfliehn. Auf denn, in Eile
Ruhen wir beide vom Kampf, und jen’ entscheiden ihn selber!
Also sprach Apollon und wandte sich, scheuend in Ehrfurcht,
Wider des Vaters Bruder den Arm der Gewalt zu erheben.
Doch ihn strafte die Schwester, die Herrscherin streifenden Wildes,
Artemis, fröhlich der Jagd, und rief die höhnenden Worte:
Fliehest du schon, Ferntreffer? Und hast den Sieg dem Poseidon
Ganz nun eingeräumt und umsonst den Ruhm ihm gegeben?
Tor, was trägst du den Bogen, den nichtigen Tand, an der Schulter?
Daß ich nimmer hinfort dich hör im Palaste des Vaters
Prahlend drohn, wie vordem im Kreis der unsterblichen Götter,
Kühn entgegen zu kämpfen dem Meerbeherrscher Poseidon!
Jene sprach’s; doch nichts antwortete Phöbos Apollon.
Aber es zürnete Zeus’ ehrwürdige Lagergenossin:
Wie doch wagst du anitzt, schamloseste Hündin, mir selber
Obzustehn? Schwer magst du mit mir dich messen an Stärke,
Trotz dem Geschoß, das du trägst. Denn sterblichen Frauen zur Löwin
Setzte dich Zeus und gab, daß du mordest, die dir gelüstet.
Wahrlich besser dir wär es, die Bergscheusale zu fällen
Oder flüchtige Hirsch’, als Höherer Macht zu bekämpfen.
Aber gefällt auch des Kampfes Versuch dir, auf, so erkenne,
Wieviel stärker ich sei, da du mir voll Trotzes dich darstellst!
Sprach’s und ergriff mit der Linken ihr beide Händ’ an dem Knöchel,
Nahm mit der Rechten sodann von der Schulter ihr Bogen und Köcher,
Schlug damit dann lächelnd das Angesicht um die Ohren
Ihr, die zurück sich gewandt, und die Pfeil’ entsanken dem Köcher.
Weinend floh die Göttin nunmehr wie die schüchterne Taube,
Welche, vom Habicht verfolgt, in den höhligen Felsen hineinfliegt,
Tief in die Kluft; noch nicht war erhascht zu werden ihr Schicksal;
Also floh sie weinend hinweg und ließ ihr Geschoß dort.
Aber zu Leto sprach der bestellende Argoswürger:
Leto, mit dir zu streiten sei ferne mir; denn zu gefahrvoll
Ist der Kampf mit den Weibern des schwarzumwölkten Kronion.
Darum getrost nur immer im Kreis der unsterblichen Götter
Rühme dich, daß du mir obgesiegt durch gewaltige Kräfte!
Sprach’s; da sammelte Leto das krumme Geschoß und die Pfeile,
Andere anderswoher, wie im wirbelnden Staub sie gefallen.
Als sie nunmehr sie genommen, enteilte sie hin zu der Tochter.
Jene kam zum Olympos, zum ehernen Hause Kronions;
Weinend setzte sich dort auf des Vaters Knie die Jungfrau,
Und es erbebt’ ihr feines Gewand, von Ambrosia duftend.
Herzlich umarmte sie Zeus und begann mit freundlichem Lächeln:
Wer mißhandelte dich, mein Töchterchen, unter den Göttern
Sonder Scheu, als hättest du öffentlich Frevel verübet?
Ihm antwortete drauf die Jägerin, lieblich im Kranze:
Vater, dein Weib hat mir Leides getan, die erhabene Here,
Welche die himmlischen Götter zu Zank und Hader empöret.
Also redeten jen’ im Wechselgespräch miteinander.
Aber Apollon ging in Ilios’ heilige Feste;
Denn ihm sorgte das Herz um die wohlgegründete Mauer,
Daß nicht trotz dem Verhängnis die Danaer heut sie verheerten.
Doch zum Olympos eilten die anderen ewigen Götter,
Die voll zürnenden Grams und jen’ hochprangenden Ruhmes;
Saßen sodann um den Vater, den Donnerer. Aber Achilleus
Mordete Trojas Söhne zugleich und stampfende Rosse.
Wie wenn wallender Rauch zum weiten Himmel emporsteigt
Aus der brennenden Stadt, erregt vom Zorne der Götter
(Allen schafft er Arbeit, und vielen auch Jammer erzeugt er):
Also schuf den Troern Achilleus Arbeit und Jammer.
Dort stand Priamos jetzo, der Greis, auf dem heiligen Turme,
Schauend auf Peleus’ Sohn, den Gewaltigen, und wie vor jenem
Fliehender Troer Gewalt hertummelte, nirgend auch Abwehr
Noch erschien. Wehklagend vom Turm nun stieg er zur Erde
Und gebot an der Mauer den rühmlichen Hütern des Tores:
Öffnet die Flügel des Tors und haltet sie, bis sich die Völker
All in die Stadt eindrängen, die fliehenden; denn der Peleide
Tobt dort nahe dem Schwarm! Nun, sorg ich, droht uns ein Unheil!
Aber sobald in die Mauer sie eingehemmt sich erholen,
Schließt dann wieder das Tor mit dicht einfugenden Flügeln;
Denn ich besorg,
Weitere Kostenlose Bücher