Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
Vom Netzwerk:
zu erblicken!
    Meine Söhn’ erwürgt und hinweggerissen die Töchter,
    Ausgeplündert die Kammern der Burg und die stammelnden Kinder
    Hin auf den Boden geschmettert in schreckenvoller Entscheidung,
    Auch die Schnüre geschleppt von der grausamen Hand der Achaier!
    Selber zuletzt wohl lieg ich zerfleischt am Tor des Palastes
    Von blutgierigen Hunden, nachdem ein mordendes Erz mir,
    Zuckend oder geschnellt, den Geist aus den Gliedern hinwegnahm,
    Die ich im Hause genährt am Tisch, zu Hütern des Tores;
    Sie dann lecken mein Blut, und wild von rasendem Wahnsinn
    Liegen sie vorn am Tor! Dem Jünglinge stehet es wohl an,
    Wenn er im Streit erschlagen, zerfleischt von der Schärfe des Erzes
    Daliegt; schön ist alles im Tode noch, was auch erscheinet.
    Aber wird das grauende Haupt und der grauende Bart nun,
    Auch die Scham von Hunden entstellt dem ermordeten Greise:
    Das ist, traun, das kläglichste Leid den elenden Menschen!
    Also der Greis, und raufte sich graues Haar mit den Händen
    Rings von dem Haupt; doch nicht war Hektors Geist zu bewegen.
    Auch die Mutter zunächst wehklagete, Tränen vergießend,
    Trennte des Busens Gewand und erhob die Brust mit der Linken;
    So, von Tränen benetzt, die geflügelten Worte begann sie:
    Hektor! Scheue, mein Sohn, den Anblick, ach und erbarm dich
    Meiner selbst! Wo ich je die stillende Brust dir geboten,
    Denke mir des, mein Kind, und wehre dein schrecklichen Manne
    Hier, in die Mauer gerettet; nur dort nicht stelle dich jenem!
    Rasender! Wenn er sogar dich ermordete! Nimmer beweint ich
    Dich auf Leichengewanden, du trautester Sprößling des Schoßes,
    Noch die reiche Gemahlin; vielmehr so entfernt von uns beiden,
    Dort an der Danaer Schiffen zerfleischten dich hurtige Hunde!
    Also weineten beide, den lieben Sohn anflehend,
    Laut mit Geschrei; doch nicht war Hektors Geist zu bewegen.
    Nein, er erharrt’ Achilleus’, des ungeheuren, Herannahn.
    So wie ein Drach im Gebirge den Mann erharrt an der Felskluft,
    Satt des giftigen Krauts und erfüllt von heftigem Zorne
    (Gräßlich schaut er umher, in Ringel gedreht um die Felskluft):
    So unbändigen Mutes verweilt’ auch Hektor und wich nicht,
    Lehnend den hellen Schild an des Turms vorragende Mauer.
    Tief aufseuft’ er und sprach zu seiner erhabenen Seele:
    Wehe mir! Wollt ich anjetzt in Tor und Mauer hineingehn,
    Würde Polydamas gleich mit kränkendem Hohn mich belasten,
    Welcher mir riet, in die Feste das Heer der Troer zu führen
    Vor der verderblichen Nacht, da erstand der edle Achilleus.
    Aber ich hörete nicht; wie heilsam, hätt ich gehöret!
    Jetzo nachdem ich verderbte das Volk durch meine Betörung,
    Scheu ich Trojas Männer und saumnachschleppende Weiber,
    Daß nicht einst mir sage der Schlechteren einer umher wo:
    Hektor verderbte das Volk, auf eigene Stärke vertrauend!
    Also spricht man hinfort; doch mir weit heilsamer wär es,
    Mutig entweder mit Sieg von Achilleus’ Morde zu kehren
    Oder ihm selbst zu fallen im rühmlichen Kampf vor der Mauer.
    Aber legt ich zur Erde den Schild von geründeter Wölbung,
    Samt dem gewichtigen Helm, und den Speer an die Mauer gelehnet,
    Eilt ich, entgegenzugehn dem tadellosen Achilleus,
    Und verhieß ihm Helena selbst und ihre Besitzung
    Alle, soviel Alexandros daher in geräumigen Schiffen
    Einst gen Troja geführt, was unseres Streites Beginn war,
    Daß er zu Atreus’ Söhnen es führt’ (auch umher den Achaiern
    Anderes auszuteilen, wieviel die Stadt auch verschließet);
    Und ich nähme darauf von Trojas Fürsten den Eidschwur,
    Nichts insgeheim zu entziehn, nein zwiefach alles zu teilen,
    Was an Gut die liebliche Stadt inwendig verschließet.  –
    Aber warum bewegte das Herz mir solche Gedanken?
    Laß mich ja nicht flehend ihm nahe! Nein, sonder Erbarmung
    Würd er und sonder Scheu mich niederhaun, den Entblößten,
    Grad hinweg wie ein Weib, sobald ich der Wehr mich enthüllet.
    Nicht fürwahr nun gilt es, vom Eichbaum oder vom Felsen
    Lange mit ihm zu schwatzen, wie Jungfrau traulich und Jüngling,
    Jungfrau traulich und Jüngling zu holdem Geschwätz sich gesellen.
    Besser zu feindlichem Kampfe hinangerannt, daß wir eilig
    Sehn, wem etwa von uns der Olympier Ehre verleihe!
    Also dacht er und blieb. Doch näher kam ihm Achilleus,
    Ares gleich an Gestalt, dem helmerschütternden Streiter,
    Pelions ragende Esch auf der rechten Schulter bewegend,
    Fürchterlich; aber das Erz umleuchtet’ ihn, ähnlich dem Schimmer
    Lodernder Feuersbrunst und der hellaufgehenden

Weitere Kostenlose Bücher