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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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uns stürmt der verderbliche Mann in die Mauer!
    Jener sprach’s; und sie öffneten schnell wegdrängend die Riegel,
    Und die gebreiteten Flügel erretteten. Aber Apollon
    Eilte hinaus, um begegnend die Not der Troer zu wenden.
    Jene, gerad auf die Stadt und die hochgetürmete Mauer,
    Ausgedörrt vom Durste, mit Staube bedeckt, aus dem Blachfeld
    Flohn sie; doch rasch mit der Lanze verfolget’ er. Wild ihm von Wahnsinn
    Tobte beständig das Herz, und er wütete, Ruhm zu gewinnen.
    Jetzt hätt Argos’ Volk die türmende Troja erobert,
    Wenn nicht Phöbos Apollon den Held Agenor erweckte,
    Ihn, des Antenors Sohn, den untadligen tapferen Streiter.
    Kühneren Mut ihm haucht’ er ins Herz, und selber zur Seit ihm
    Stand er, um abzuwehren die schrecklichen Hände des Todes,
    Dicht an die Buche gedrängt, ringsher in Nebel sich hüllend.
    Jener, sobald er gesehn den Städteverwüster Achilleus,
    Stand, und vieles bewegt’ unruhig sein Geist, wie er harrte.
    Tief aufseufzt’ er und sprach zu seiner erhabenen Seele:
    Wehe mir doch, wofern ich hinweg vor dem starken Achilleus
    Fliehe des Wegs, wo die andern in scheuem Gewirr sich ergossen!
    Dennoch wird er mich fahn und gleich dem Feigsten erwürgen.
    Aber laß ich jene gescheucht die Gefilde durchtummeln
    Vor dem Peleiden Achilleus und fliehe, gewandt von der Mauer,
    Nach dem idäischen Felde mit Schnelligkeit, bis ich erreichet
    Idas gewundene Tal’ und im dichten Gesträuch mich verborgen:
    Dann am Abende könnt ich, nachdem ich im Strome gebadet,
    Abgekühlt vom Schweiße, gen Ilios heimlich zurückgehn.
    Aber warum bewegte das Herz mir solche Gedanken?
    Wenn er nur nicht von der Stadt mich feldwärts Fliehenden wahrnimmt
    Und nachstürmenden Laufs einholt mit hurtigen Füßen!
    Nimmer annoch entrönn ich dem Tod und dem grausen Verhängnis;
    Denn zu sehr an Gewalt vor allen Geborenen ragt er!
    Aber wofern vor Ilios’ Stadt ihm entgegen ich wandle,
    Ist ja auch jenem der Leib dem spitzigen Erze verwundbar;
    Auch ein Geist beseelet ihn nur, und sterblich wie andre
    Nennen sie ihn; doch Zeus der Donnerer schenket ihm Ehre!
    Sprach’s, und gefaßt den Achilleus erwartet’ er, und in dem Busen
    Strebt’ ihm das mutige Herz zu kämpfen den Kampf der Entscheidung.
    Wie wenn kühn ein Pardel aus tiefverwachsenem Dickicht
    Anrennt gegen den jagenden Mann und weder im Herzen
    Zagt, noch erschrocken entflieht, nachdem das Gebell ihn umtönte
    (Denn ob jener ihn stechend verwundete oder auch werfend,
    Dennoch, selbst von der Lanze durchbohrt schon, rastet er niemals
    Stürmend, bevor er jenen erreicht hat oder dahinsinkt):
    Also Antenors Sohn, der tapfere Streiter Agenor.
    Nicht begehrt’ er zu fliehn, bevor er versucht den Achilleus,
    Sondern sich selbst vorstreckend den Schild von geründeter Wölbung,
    Zuckt’ er die Lanz auf jenen daher und rief mit Getön aus:
    Wohl schon hast du im Herzen gehofft, ruhmvoller Achilleus,
    Diesen Tag zu verheeren die Stadt der mutigen Troer!
    Törichter! Traun, noch viel soll des Elends werden um jene,
    Weil wir annoch so viel und so tapfere Männer darin sind,
    Die für Eltern zugleich und blühende Weiber und Kinder
    Ilios’ Feste beschirmen! Doch deiner harrt das Geschick hier,
    Du entsetzlicher Mann und unerschrockener Krieger!
    Sprach’s, und den blinkenden Speer aus gewaltiger Rechter versandt er,
    Traf und verfehlete nicht das Schienbein unter dem Knie,
    Daß rings ihm die Schiene des neugegossenen Zinnes
    Tönte mit schrecklichem Klang; doch es prallte das Erz vom Getroffnen
    Ab und durchbohrete nicht, gehemmt von der Gabe des Gottes.
    Auch der Peleid itzt drang auf den göttergleichen Agenor,
    Wütend; doch nicht verstattet’ Apollon Ruhm zu gewinnen,
    Sondern hinweg ihn rafft’ er, und rings mit Nebel umhüllend,
    Ließ er ihn ruhig nunmehr aus Schlacht und Getümmel hinweggehn.
    Aber den Peleionen mit List entfernt’ er vom Volke.
    Denn der treffende Gott, in Agenors Bildung erscheinend,
    Trat ihm nah vor die Füß’, und eilenden Laufes verfolgt’ er.
    Während er jenem anitzt nachlief durch Weizengefilde,
    Welcher, gewandt zum wirbelnden Strom des tiefen Skamandros,
    Wenig zuvor ihm entrann (denn mit List verlockt’ ihn Apollon,
    Daß er beständig ihn hofft’ im fliegenden Lauf zu erhaschen),
    Kamen indes einflüchtend die anderen Troer mit Haufen,
    Herzlich erwünscht, in die Stadt, die umher von Gedrängten erfüllt ward.
    Keiner vermocht anjetzt vor der Stadt und der türmenden Mauer
    Andere noch zu erwarten

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