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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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anderen Volke sich rettet
    In des Begüterten Haus und erstaunt ihn jeder betrachtet:
    Also staunt’ Achilleus, den göttlichen Priamos schauend.
    Auch die übrigen staunten und sahn einander ins Antlitz.
    Aber flehend begann der erhabene Priamos also:
    Deines Vaters gedenk, o göttergleicher Achilleus,
    Sein, der bejahrt ist wie ich, an der traurigen Schwelle des Alters!
    Und vielleicht, daß jenen auch rings umwohnende Völker
    Drängen und niemand ist, vor Jammer und Weh ihn zu schirmen.
    Aber doch, wann jener von dir, dem Lebenden, höret,
    Freut er sich innig im Geist und hofft von Tage zu Tage,
    Wiederzusehn den trautesten Sohn, heimkehrend von Troja.
    Ich unglücklicher Mann: die tapfersten Söhn’ erzeugt ich
    Weit in Troja umher, und nun ist keiner mir übrig!
    Fünfzig hatt ich der Söhn’, als Argos’ Menge daherzog;
    Ihrer neunzehn wurden von einer Mutter geboren,
    Und die anderen zeugt ich mit Nebenfraun im Palaste.
    Vielen davon zwar löste der stürmende Ares die Glieder,
    Doch der mein einziger war, der die Stadt und uns alle beschirmte,
    Diesen erschlugst du jüngst, da er kämpfte den Kampf für die Heimat,
    Hektor! Für ihn nun komm ich herab zu den Schiffen Achaias,
    Ihn zu erkaufen von dir, und bring unendliche Lösung.
    Scheue die Götter demnach, o Peleid, und erbarme dich meiner,
    Denkend des eigenen Vaters! Ich bin noch werter des Mitleids!
    Duld ich doch, was keiner der sterblichen Erdebewohner:
    Ach, zu küssen die Hand, die meine Kinder getötet!
    Sprach’s und erregt’ in jenem des Grams Sehnsucht um den Vater;
    Sanft bei der Hand anfassend, zurück ihn drängt’ er, den Alten.
    Beide nun eingedenk: der Greis des tapferen Hektors,
    Weinte laut, vor den Füßen des Peleionen sich windend,
    Aber Achilleus weinte den Vater jetzo und wieder
    Seinen Freund; es erscholl von Jammertönen die Wohnung.
    Aber nachdem sich gesättigt des Grams der edle Achilleus
    Und aus der Brust ihm entfloh der Wehmut süßes Verlangen,
    Sprang er vom Sessel empor, bei der Hand den Alten erhebend,
    Voll Mitleids mit dem grauenden Haupt und dem grauenden Barte.
    Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
    Armer, fürwahr viel hast du des Wehs im Herzen erduldet!
    Welch ein Mut, so allein zu der Danaer Schiffen zu wandeln,
    Jenem Mann vor die Augen, der dir so viel und so tapfre
    Söhn’ erschlug! Du trägst ja ein eisernes Herz in dem Busen.
    Aber wohlan, nun setz auf den Sessel dich; laß uns den Kummer
    Jetzt in der Seel ein wenig beruhigen, herzlich betrübt zwar;
    Denn wir schaffen ja nichts mit unserer starrenden Schwermut.
    Also bestimmten die Götter der elenden Sterblichen Schicksal,
    Bang in Gram zu leben; allein sie selber sind sorglos.
    Denn es stehn zwei Fässer gestellt an der Schwelle Kronions,
    Voll das eine von Gaben des Wehs, das andre des Heiles.
    Wem nun vermischt austeilet der donnerfrohe Kronion,
    Solchen trifft abwechselnd ein böses Los und ein gutes.
    Wem er allein des Wehs austeilt, den verstößt er in Schande,
    Und herznagende Not auf der heiligen Erde verfolgt ihn,
    Daß, nicht Göttern geehrt noch Sterblichen, bang er umherirrt.
    Also verliehn zwar Peleus die Ewigen glänzende Gaben
    Seit der Geburt; denn hoch vor allen Menschen gesegnet
    Ragt’ er an Hab und Macht, der Myrmidonen Beherrscher;
    Ja dem sterblichen Manne vermähleten jene die Göttin.
    Aber auch Unheil gab ihm ein Himmlischer; denn er versagt’ ihm
    Edle Söhn’ im Palaste, gezeugt zu künftiger Herrschaft.
    Einen Sohn nur zeugt’ er, der früh hinwelkt und so gar nicht
    Pflegen des Alternden kann; denn weit entfernt von der Heimat
    Sitz ich in Troja hier, dich selbst und die Deinen betrübend.
    Dich auch priesen, o Greis, vordem glückselig die Völker:
    Alles, was Lesbos dort, des Makars Insel, begrenzet,
    Phrygia dort und hier der unendliche Hellespontos,
    Das beherrschest du, Greis, durch Macht und Söhne verherrlicht.
    Aber nachdem dies Leid dir gesandt die Uranionen,
    Tobt dir’s stets um die Mauern von Schlacht und Männerermordung.
    Duld es und jammere nicht so unablässig im Herzen!
    Denn doch nichts gewinnst du, um deinen Sohn dich betrübend,
    Noch erweckest du ihn; eh schaffst du dir anderen Kummer!
    Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher:
    Setze mich nicht auf den Sessel, o Liebling Zeus’, da noch Hektor
    Liegt in deinem Gezelt, unbeerdiget! Eilig erlaß ihn,
    Daß ich mit Augen ihn seh, und du empfahe die Lösung,
    Reichliche, die wir gebracht. Du genieß des

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