Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
Vom Netzwerk:
Lebenden je, der wiederkehrt’ aus der Feldschlacht,
    Euch gefreut; denn er war die Freude der Stadt und des Volkes!
    Jene sprach’s; und es blieb kein einziger dort in der Feste,
    Weder Mann noch Weib; sie ergriff unermeßliche Trauer.
    Nahe begegneten sie am Tore dem Führer des Leichnams.
    Beide voran, sein liebendes Weib und die würdige Mutter,
    Rauften ihr Haar, sinnlos an den rollenden Wagen sich stürzend,
    Rührend des Toten Haupt; und weinend umstand sie die Menge.
    Also den ganzen Tag bis spät zur sinkenden Sonne
    Hätten sie Hektor betraurt, die Weinenden, außer dem Tore,
    Wenn nicht jetzt aus dem Sessel der Greis zum Volke geredet:
    Weicht und laßt mir die Mäuler hindurchgehe; aber nach diesem
    Sättiget euch der Tränen, nachdem ich ins Haus ihn geführet!
    Jener sprach’s; und sie trennten sich schnell und wichen dem Wagen.
    Als sie den Leichnam nun in die prangende Wohnung geführet,
    Legten sie ihn auf ein schönes Gestell und ordneten Sänger,
    Anzuheben die Klag; und gerührt mit jammernden Tönen
    Sangen sie Trauergesang, und ringsum seufzten die Weiber.
    Aber die blühende Fürstin Andromache klagte vor allen,
    Haltend sein Haupt in den Händen, des männervertilgenden Hektors:
    Mann, du verlorst dein Leben, du Blühender, aber mich Witwe
    Lässest du hier im Palast und das ganz unmündige Söhnlein,
    Welches wir beide gezeugt, wir Elenden! Ach, wohl schwerlich
    Blüht er zum Jüngling empor! Denn zuvor wird Troja vom Gipfel
    Umgestürzt, da du starbst, ihr Verteidiger, welcher die Mauern
    Schirmte, die züchtigen Fraun und stammelnden Kinder errettend.
    Bald nun werden hinweg sie geführt in geräumigen Schiffen,
    Und ich selbst mit jenen! Doch du, mein trautester Sohn, wirst
    Dorthin gehn mit der Mutter, um Arbeit und Schmach zu erdulden,
    Ringend unter dem Zwang des Grausamen, oder dich schmettert
    Hoch vom Turm ins Verderben, am Arme gefaßt, ein Achaier
    Zürnend, da Hektor den Bruder ihm tötete oder den Vater
    Oder den blühenden Sohn; denn, traun, sehr viel der Achaier
    Haben durch Hektors Hände den Staub mit den Zähnen gebissen.
    Nie war schonend dein Vater noch sanft in der grausen Entscheidung;
    Drum betrauern ihn nun die Völker umher in der Feste.
    Schrecklich hast du die Eltern mit Gram und Trauer belastet,
    Hektor; doch mich vor allen betrübt nie endender Jammer!
    Denn nicht hast du mir sterbend die Hand aus dem Bette gereichet,
    Noch ein Wort mir gesagt voll Weisheit, welches ich ewig
    Eingedenk erwöge, bei Tag und Nacht dich beweinend.
    Also sprach sie weinend, und ringsum seufzten die Weiber.
    Jetzo erhob vor ihnen auch Hekabe klagend die Stimme:
    Hektor, du Herzenskind, mein Trautester aller Gebornen!
    Ach, und weil du mir lebtest, wie hochgeliebt von den Göttern,
    Welche ja dein gedenken auch selbst in des Todes Verhängnis!
    Denn die anderen Söhne, die mir der schnelle Achilleus
    Nahm, verkauft’ er vordem jenseits der öden Gewässer,
    Hin gen Samos und Imbros und zur unwirtbaren Lemnos.
    Aber da dich er entseelt mit ragender Spitze des Erzes,
    Hat er so oft dich geschleift um das Ehrenmal des Patroklos,
    Seines Freunds, den du schlugst, und erweckete jenen auch so nicht.
    Dennoch frisch wie betaut und blühend annoch im Palaste
    Ruhest du, jenem gleich, den der Gott des silbernen Bogens
    Unversehns hinstreckte, mit lindem Geschoß ihn ereilend.
    Also sprach sie weinend und weckt’ unermeßlichen Jammer.
    Endlich erhob vor ihnen auch Helena klagend die Stimme:
    Hektor, o trautester Freund, geliebt vor des Mannes Gebrüdern!
    Ach, mein Gemahl ist jetzo der göttliche Held Alexandros,
    Der mich gen Troja geführt! O wär ich zuvor doch gestorben!
    Denn mir entflohn seitdem schon zwanzig Jahre des Lebens,
    Seit von dannen ich ging, das Land der Väter verlassend;
    Nimmer indes entfiel dir ein böses Wort, noch ein Vorwurf.
    Ja, wenn ein andrer im Hause mich anfuhr unter den Brüdern
    Oder den Schwestern des Manns und den stattlichen Frauen der Schwäger,
    Oder die Schwäherin selbst, denn der Schwäher ist mild wie ein Vater:
    Immer besänftigtest du und redetest immer zum Guten
    Durch dein freundliches Herz und deine freundlichen Worte.
    Drum bewein ich mit dir mich Elende, herzlich bekümmert!
    Denn kein anderer noch in Trojas weitem Gefilde
    Ist mir Tröster und Freund; sie wenden sich alle mit Abscheu!
    Also sprach sie weinend; es seufzt’ unzählbares Volk nach.
    Priamos aber, der Greis, begann im Gedränge der Troer:
    Bringt nun Holz, ihr Troer, vom Walde

Weitere Kostenlose Bücher