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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Erstaunen Achilleus,
    Welch ein Wuchs und wie edel er glich unsterblichen Göttern.
    Auch vor Priamos, Dardanos’ Sohn, erstaunet’ Achilleus,
    Schauend das Angesicht voll Würd und die Rede vernehmend.
    Aber nachdem sie gesättigt den Anblick einer des andern,
    Hob der göttliche Priamos an und redete also:
    Bette mich nun aufs schnellste, du Göttlicher, daß wir anitzo
    Auch des erquickenden Schlafs uns sättigen, sanft gelagert.
    Denn nie schlossen sich noch die Augen mir unter den Wimpern,
    Seit vor deiner Gewalt mein Sohn zu den Toten hinabsank,
    Sondern stets nur seufz ich und nähr unendlichen Jammer,
    In dem Gehege des Hofs auf schmutziger Erde mich wälzend.
    Nun erst kostet ich wieder der Speis, auch rötlichen Weines
    Sandt ich die Kehle hinab; nichts hatt ich zuvor noch gekostet.
    Jener sprach’s, und Achilleus befahl den Genossen und Mägden,
    Unter die Halle zu stellen ihr Bett, dann unten von Purpur
    Prächtige Polster zu legen und Teppiche drüber zu breiten,
    Drauf auch wollige Mäntel zur oberen Hülle zu legen.
    Schnell enteilten die Mägde dem Saal mit leuchtenden Fackeln,
    Und sie bereiteten emsig den Fremdlingen jedem ein Lager.
    Scherzend begann nunmehr der mutige Renner Achilleus:
    Draußen lagre dich nun, o lieber Greis; denn es möcht hier
    Etwa ein Fürst herkommen der Danaer, welche gewöhnlich,
    Rat mit mir zu raten, in meinem Gezelt sich versammeln.
    Sähe dich einer davon in der Nacht schnellfliehendem Dunkel,
    Bald verkündigte der’s dem Hirten des Volks Agamemnon,
    Und verzögert würde vielleicht die Erlassung des Leichnams.
    Aber sage mir jetzt und verkündige lautere Wahrheit:
    Wieviel Tage gedenkst du den edlen Sohn zu bestatten?
    Daß ich indes, selbst ruhend, das Volk des Streites enthalte.
    Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher:
    Wenn du vergönnst, mit Feier den edlen Sohn zu bestatten,
    Würdest du, so es machend, Gefälligkeit üben, Achilleus.
    Wir in der Stadt, wie du weißt, sind eingehemmt, und die Waldung
    Holen wir fern im Gebirg, und mutlos zagen die Troer.
    Gern betraurten wir ihn neun Tage lang im Palaste;
    Dann am zehnten bestatteten wir und feirten das Gastmahl,
    Häuften ihm drauf am elften den Ehrenhügel des Grabes;
    Aber den zwölften Tag dann kämpfen wir, wenn es ja sein muß.
    Wieder begann dagegen der mutige Renner Achilleus:
    Greis, auch dieses gescheh, o Priamos, wie du gebietest.
    Hemmen werd ich so lange die Kriegsmacht, als du begehret.
    Also sprach der Peleid und faßt’ am Knöchel des Greises
    Rechte Hand, damit er des Herzens Furcht ihm entnähme.
    Also schliefen sie dort in der vorderen Halle der Wohnung,
    Priamos selbst und der Herold, des Rats allkundige Greise.
    Aber Achilleus ruht’ im innersten Raum des Gezeltes,
    Und ihm lag zur Seite des Brises rosige Tochter.
    Alle nunmehr, die Götter und gaulgerüsteten Männer,
    Schliefen die ganze Nacht, von sanftem Schlummer gefesselt.
    Aber nicht Hermeias den Segnenden faßte der Schlummer;
    Denn er erwog im Geist, wie er Priamos, Trojas Beherrscher,
    Führen möcht aus den Schiffen, geheim vor den heiligen Wächtern.
    Ihm nun trat er zum Haupt und redete, also beginnend:
    Greis, kein Böses fürwahr bekümmert dich, daß du so ruhig
    Schläfst bei feindlichen Männern, nachdem dich verschonet Achilleus.
    Zwar nun hast du den Sohn dir gelöst und vieles gegeben,
    Aber dich Lebenden lösten mit dreimal größerer Gabe
    Deine Söhne daheim in Ilios, wenn’s Agamemnon
    Wüßte, der Atreion, und Achaias Völker es wüßten.
    Jener sprach’s; bang hört’ es der Greis und erweckte den Herold.
    Ihnen spannt’ Hermeias die Rosse vor und die Mäuler;
    Schleunig sodann hinlenkt’ er durchs Heer, und keiner vernahm es.
    Als sie nunmehr an die Furt des schönhinwallenden Xanthos
    Kamen, des wirbelnden Stroms, den Zeus der Unsterbliche zeugte,
    Jetzo schied Hermeias hinweg zum hohen Olympos.
    Eos im Safrangewand erleuchtete rings nun die Erde.
    Jene trieben die Rosse zur Stadt wehklagend und seufzend
    Fort, und die Mäuler führten den Leichnam. Aber kein andrer
    Sah sie vorher, der Männer noch schöngegürteten Weiber;
    Nur Kassandra, schön wie die goldene Aphrodite,
    Stieg auf Pergamos’ Höh und schauete ferne den Vater,
    Welcher im Sessel stand, und den stadtdurchrufenden Herold,
    Auch in dem Maultierwagen, gestreckt auf Gewande, den Leichnam.
    Laut wehklagte sie nun und rief durch Ilios’ Gassen:
    Eilt ihn zu schaun, ihr Troer und Troerinnen, den Hektor,
    Habt ihr des

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