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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Achilleus
    Bist, wohlan, so verkünde mir ganz die lautere Wahrheit:
    Ob noch dort bei den Schiffen mein Sohn ist oder Achilleus
    Schon, in Stücke zerhaun, den gierigen Hunden ihn vorwarf.
    Wieder begann dagegen der tätige Argoswürger:
    Greis, noch nicht ward jener den Hunden ein Fraß noch den Vögeln,
    Sondern er liegt noch dort am Schiff des edlen Achilleus,
    So im Gezelte gestreckt; und schon den zwölften der Morgen
    Lieget er, ohne daß Moder ihm schadete noch des Gewürmes
    Reger Schwarm, der gierig erschlagene Männer verzehret.
    Immer zwar um das Grab des trautesten Freundes Patroklos
    Schleift er ihn mitleidslos, wann der heilige Morgen emporsteigt,
    Doch nicht schändet er ihn. Mit Bewunderung sähest du selber,
    Wie er so frisch und tauig, umher vom Blute gereinigt,
    Daliegt, nirgend befleckt, und die Wunden sich alle geschlossen,
    Die ihn durchbohrt, so viel auch das Erz auf jenen gezücket.
    Also walten des edelen Sohns die seligen Götter
    Dir im Tode sogar, denn geliebt war er jenen von Herzen.
    Jener sprach’s; froh hörte der Greis und erwiderte also:
    Kind, wie gut, wenn der Mensch den Unsterblichen bringt die Geschenke
    Seiner Pflicht! So vergaß mein Sohn auch, ach, da er lebte,
    Nie im Palast der Götter, die hoch den Olympos bewohnen;
    Drum gedenken sie sein auch selbst in des Todes Verhängnis.
    Aber wohlan, nimm jetzo von mir den stattlichen Becher,
    Dann verleihe mir Schutz und geleite mich hin mit den Göttern,
    Bis ich komm ins Gezelt des Peleiaden Achilleus.
    Wieder begann dagegen der tätige Argoswürger:
    Greis, umsonst versuchst du mich Jüngeren; nimmer gehorch ich,
    Daß ich deine Geschenk’ ohn Achilleus’ Wissen empfange.
    Jenen scheu ich im Herzen und zittere, ihn zu berauben,
    Ehrfurchtsvoll, daß nicht ein Übel hinfort mir begegne.
    Gern dich brächt ich indes bis selbst zur gepriesenen Argos,
    Sorgsam im rüstigen Schiff und sorgsam zu Fuß dich geleitend;
    Keiner auch würd, achtlos des Geleitenden, wider dich annahn.
    Also der Bringer des Heils, und ins Rossegeschirr sich erhebend,
    Faßt’ er die Geißel geschwind und das schöne Gezäum in die Hände
    Und gab edelen Mut den Rossen zugleich und den Mäulern.
    Als sie nunmehr die Mauer der Schiff’ und den Graben erreichten,
    Fanden sie dort die Hüter am Abendschmaus noch beschäftigt.
    Doch sie betaute mit Schlaf der bestellende Argoswürger
    All und öffnete schleunig das Tor, wegdrängend die Riegel,
    Führte dann Priamos ein und die schönen Geschenk’ auf der Lastfuhr.
    Als sie nunmehr das Gezelt des Peleiaden erreichten,
    Welches hoch dem Beherrscher die Myrmidonen erbauet,
    Zimmernd der Tannen Gebälk, und obenher es bedecket
    Mit grauwolligem Schilf, aus sumpfigen Wiesen gesammelt,
    Ringsum bauten sie dann den geräumigen Hof dem Beherrscher
    Dicht von gereiheten Pfählen, und nur ein tannener Riegel
    Hemmte die Pfort. Es schoben ihn vor drei starke Achaier,
    Und drei schoben zurück den mächtigen Riegel des Tores,
    Anderer; nur Achilleus vermocht allein ihn zu schieben.
    Jetzo öffnete schnell der Bringer des Heils Hermeias,
    Führte den Greis ins Geheg und das edle Geschenk für Achilleus,
    Stieg dann herab vom Wagen zur Erd und redete also:
    Greis, dir bin ich hieher ein unsterblicher Gott gekommen,
    Hermes, den zum Geleiter dir selbst der Vater gesendet.
    Aber wohlan, nun will ich hinweggehe, eh ich Achilleus’
    Angesichte genaht; denn unanständig ja wär es,
    Wenn ein unsterblicher Gott für Sterbliche sorgte so sichtbar.
    Geh du hinein, und die Knie des Peleionen umfassend,
    Flehe bei seinem Vater ihn an und der lockigen Mutter
    Und dem geliebtesten Sohne, damit du das Herz ihm erregest.
    Dieses gesagt nun, eilte hinweg zum hohen Olympos
    Hermes; doch Priamos sprang vom Rossegeschirr auf die Erde,
    Ließ dann Idäos im Hofe zurück, daß bleibend der Herold
    Ross’ und Mäuler bewahrt’, und eilte grad in die Wohnung,
    Dort, wo Achilleus saß, der göttliche. Jenen daheim nun
    Fand er, es saßen getrennt die Seinigen; aber allein zween,
    Held Automedon nur und Alkimos, Sprößling des Ares,
    Dieneten jenem gesellt; er ruhete kaum von der Mahlzeit,
    Satt der Speis und des Tranks, und vor ihm stand noch die Tafel.
    Ein nun ging unbemerkt Held Priamos, und ihm genahet,
    Stand er, umschlang dem Peleiden die Knie und küßt’ ihm die Hände,
    Ach, die entsetzlichen Würger, die viel der Söhn’ ihm gemordet!
    Wie wenn ein Mann, belastet mit Blutschuld, der in der Heimat
    Einen Bürger erschlug, zum

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