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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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zur Stadt und besorgt nicht
    Lauernden Hinterhalt der Danaer; denn mir verhieß ja
    Peleus’ Sohn, mich entsendend von Argos’ dunkelen Schiffen,
    Nicht uns Schaden zu tun, bis genaht der zwölfte der Morgen.
    Jener sprach’s; da bespannten sie schnell mit Stieren und Mäulern
    Wagen der Last und versammelten drauf sich außer der Feste,
    Führeten dann neun Tage zur Stadt unermeßliche Waldung.
    Aber nachdem zum zehnten die leuchtende Eos emporstieg,
    Jetzo trugen sie weinend hinaus den mutigen Hektor,
    Legten ihn hoch auf der Scheiter Gerüst und entflammten das Feuer.
    Als aufdämmernd nun Eos mit Rosenfingern emporstieg,
    Kam das versammelte Volk um den Brand des gepriesenen Hektors.
    Diese löschten den glimmenden Schutt mit rötlichem Weine,
    Überall, wo die Glut hinwütete; drauf in der Asche
    Lasen das weiße Gebein die Brüder zugleich und Genossen,
    Wehmutsvoll, ihr Antlitz mit häufigen Tränen benetzend.
    Jetzo legeten sie die Gebein’ in ein goldenes Kästlein
    Und umhüllten es wohl mit purpurnen weichen Gewanden,
    Senkten sodann es hinab in die hohle Gruft, und darüber
    Häuften sie dichtgeordnet gewaltige Steine des Feldes;
    Schütteten eilend das Mal, und ringsum stellten sie Späher,
    Daß nicht zuvor anstürmten die hellumschienten Achaier.
    Als sie das Mal geschüttet, enteilten sie. Jetzo von neuem
    Kamen sie nach dem Gebrauch und feierten stattlichen Festschmaus
    Dort in Priamos’ Hause, des gottbeseligten Herrschers.
    Also bestatteten jene den Leib des reisigen Hektors.

Anhang
    Editorische Notiz
    Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe von Johann Heinrich Voß’ ›Ilias‹-Übertragung, die 1793 in Hamburg erschien.

Aus Kindlers Literatur Lexikon:
    Homer, ›Ilias‹
    Das unter dem Namen Homers überlieferte, fast 15 700 Verse umfassende Epos ist als wahrscheinlich frühestes Zeugnis der griechischen Dichtung etwa um die Mitte des 8. Jh.s v.Chr. entstanden. Sein Titel Ilias ist von ›Ilion‹ abgeleitet, dem zweiten Namen der in Kleinasien gelegenen Stadt Troja, mit deren Zerstörung um 1200 v.Chr. der auf 24 Bücher verteilte Stoff der Ilias in enger Beziehung steht: Das Epos schildert Kämpfe zwischen griechischen Belagerern und trojanischen Verteidigern und berichtet von Zerwürfnissen innerhalb des Griechenheers, nach deren Beilegung das Ende der Stadt nur noch eine Frage der Zeit ist.
    Seit Heinrich Schliemann im Jahr 1870 auf dem türkischen Hügel Hissarlik nahe den Dardanellen die Trümmer Trojas ausgegraben hat, ist die Stadt endgültig aus der Sphäre vorzeitlicher Sagenwelt in den Bereich geschichtlicher Wirklichkeit gerückt. Das hat mittelbar auch dazu geführt, dass der Dichter Homer, der im Verlauf einer jahrhundertelangen Diskussion über die ›homerischen‹ Epen seine Personalität weitgehend eingebüßt hatte, wieder als Schöpfer einer großen Dichtung mit historischem Bezug fassbar wurde.
    Diese viel diskutierte ›homerische Frage‹ hatte verschiedene Gründe: das Nebeneinander verschiedener Kulturschichten (Formen der Bewaffnung usw.); unerklärliche Widersprüche; unmotiviert erscheinende Versgruppen; ungeschickt und schablonenhaft wirkende Wiederholungen von Versen oder auch ganzen Episoden; das schroffe Nebeneinander von archaisch anmutendem Reihungsstil und ›zuspitzenden‹ Kompositionsformen wie etwa dramatischen Szenen mit Rede und Gegenrede nach Art des späteren Dramas; dazu der Eindruck, manche Abschnitte seien so in sich geschlossen, dass sie sich mühelos als selbständige Einheiten aus dem Gesamtverband des Epos herauslösen ließen. All das und manches andere schien der Annahme einer einheitlichen Konzeption des Epos entschieden zu widersprechen.
    Nach anhaltender Diskussion dieser ›homerischen Frage‹ ist die Forschung im 20. Jh. dazu übergegangen, gestützt auf neue Erkenntnisse über die Entwicklung der griechischen Schriftsprache, über den Schritt von der mündlichen zur schriftlichen Poesie, die Ilias nicht mehr als ein Frühprodukt zu betrachten, das dann in der Folgezeit verfälscht worden wäre, sondern als das zusammenfassende Endprodukt einer vorhergehenden vielfältigen, teilweise mündlichen epischen Entwicklung, die u.a. zu dem ionisch-äolischen Kunstdialekt geführt hat, aber auch einzelne, disparate Bestandteile aus der epischen Tradition zusammenführte.
    Der kompositorische Gesamtplan, der das gesamte Werk zusammenhält, wird in der ersten Zeile benannt: »Singe mir, Muse, den Zorn des Peleussohnes Achilleus.«

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