Ilias
Pfleger!
Solltet ihr so, den Freunden entfernt und dem Vatergefilde,
Nähren mit weißem Fett in Troja hurtige Hunde?
Aber verkündige mir, Eurypylos, göttlicher Kämpfer,
Ob noch bestehn die Achaier dem übergewaltigen Hektor
Oder bereits hinsinken, von seiner Lanze gebändigt?
Und der verständige Sohn des Euämon sagte dagegen:
Nichts mehr, göttlicher Held Patrokleus, schafft den Achaiern
Heil; bald werden sie all um die dunkelen Schiffe gestreckt sein!
Denn sie alle bereits, die vordem die Tapfersten waren,
Liegen umher bei den Schiffen, mit Wurf und Stoße verwundet
Unter der Hand der Troer, die stets anwachsen an Stärke!
Aber errette du mich, zum dunkelen Schiffe mich führend;
Schneid aus der Lende den Pfeil und rein mit laulichem Wasser
Wasche das schwärzliche Blut; auch lege mir lindernde Salb auf,
Heilsame, welche du selbst von Achilleus, sagt man, gelernet.
Ihm, den Cheiron gelehrt, der gerechteste aller Kentauren.
Denn die Ärzte des Heers, Podaleirios und Machaon,
Einer wird im Gezelt an seiner Wunde, vermut ich,
Selber anjetzt bedürftig des wohlerfahrenen Arztes
Liegen, der andr im Gefilde besteht die wütende Schlacht noch.
Ihm antwortete drauf Menötios’ tapferer Sprößling:
Wie kann solches geschehn? Was machen wir, Sohn des Euämon?
Eilend muß ich Achilleus, dem Feurigen, melden die Botschaft,
Welche mir Nestor befahl, der gerenische Hort der Achaier.
Dennoch werd ich nimmer dich hier verlassen im Schmerze!
Sprach’s, und unter der Brust den Völkerhirten, umfassend,
Führt’ er ins Zelt; ein Genoß dort breitete Felle der Stier’ aus.
Hierauf streckt’ ihn der Held und schnitt mit dem Messer den scharfen
Schmerzenden Pfeil aus der Lend, auch rein mit laulichem Wasser
Wusch er das schwärzliche Blut; dann streut’ er die bittere Wurzel
Drauf, mit den Händen zermalmt, die lindernde, welche die Schmerzen
Alle bezwang; und es stockte das Blut in erharschender Wunde.
XII. Gesang
Künftige Vertilgung der Mauer. Die Achaier eingetrieben. Hektor, wie Polydamas riet, läßt die Reisigen absteigen und in fünf Ordnungen anrücken. Nur Asios mit seiner Schar fährt auf das linke Tor, welches zween Lapithen verteidigen. Ein unglücklicher Vogel erscheint den Troern; Polydamas warnt den Hektor umsonst, Zeus sendet den Achaiern einen stäubenden Wind entgegen. Hektor stürmt die Mauer, und die beiden Ajas ermuntern zur Gegenwehr. Sarpedon und Glaukos nahn dem Turme des Menestheus, dem Telamons Söhne zu Hilfe eilen. Glaukos entweicht verwundet; Sarpedon reißt die Brustwehr herab. Hektor zersprengt ein Tor mit einem Steinwurf, worauf die Troer zugleich über die Mauer und durch das Tor eindringen.
Also heilt’ im Gezelte Menötios’ tapferer Sprößling
Jetzt den Eurypylos dort, den verwundeten. Aber es kämpften
Argos’ Söhn’ und die Troer mit Heerskraft. Siehe, nicht länger
Sollte der Graben beschirmen die Danaer oder die Mauer,
Welche sie breit um die Schiff’ auftürmeten, rings dann den Graben
Leiteten; denn nicht brachten sie Festhekatomben den Göttern,
Daß ihr Werk die rüstigen Schiff’ und erbeuteten Schätze
Drinnen bewahrt’ im Lager; zum Trotz den unsterblichen Göttern
Ward es gebaut, drum stand’s nicht lange Zeit unerschüttert.
Denn weil Hektor lebend noch war, noch zürnet’ Achilleus
Und unzerrüttet die Stadt des herrschenden Priamos ragte,
Ebensolang auch bestand der Danaer mächtige Mauer;
Aber nachdem gestorben der Troer tapferste Helden,
Mancher auch der Argeier vertilgt war, mancher noch übrig,
Und nun Priamos’ Stadt hinsank im zehnten der Jahre,
Dann die Argeier in Schiffen zur Heimat wiedergekehret:
Jetzo beschloß Poseidaon im Rat und Phöbos Apollon,
Wegzutilgen den Bau, der Ströme Gewalt hinlenkend.
Alle die hoch vom Idagebirg in das Meer sich ergießen,
Rhodios und Karesos, Heptaporos auch und Granikos,
Rhesos auch und Äsepos zugleich und der edle Skamandros,
Simois auch, wo gehäuft Stierschild’ und gekegelte Helme
Sanken hinab in den Staub und das Göttergeschlecht der Heroen:
Allen zugleich nun wandte die Mündungen Phöbos Apollon
Gegen den Bau, neun Tage beströmt’ er ihn, während herab Zeus
Regnete, schneller ins Meer die umflutete Mauer zu wälzen.
Aber der Erderschütterer selbst, in den Händen den Dreizack,
Ging voran und stürzt’ aus dem Grunde gewühlt in die Wogen
Alle Blöck’ und Steine, die mühsam gelegt die Achaier,
Schleift’ und ebnet’ es rings am
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