Illettrismus Version Open Doc
dieses Wort klang.
„Aha. Das mache ich auch sehr gerne. Ich wollte aber eigentlich vielmehr wissen, was dein Hobby ist.“
„Das ist mein Hobby“, erwiderte er kurz angebunden und drängte sich an Silas vorbei.
Er wollte nicht näher auf dieses Thema eingehen. Silas schien bemerkt zu haben, dass sich die Stimmung geändert hatte und versuchte sich in einem anderen Gesprächsthema, doch Boris‘ Laune war am Boden. Erst als wenig später die Pizza angeliefert wurde, entspannte sich die Lage wieder, so dass sie sich wieder unbefangen miteinander unterhalten konnten.
Bald nach dem Essen verabschiedete sich Boris unter dem Vorwand der Müdigkeit. Ein Blick in das enttäuschte Gesicht von Silas zeigte ihm zwar, dass dieser darauf gehofft hatte, dass er erneut über Nacht bleiben würde, doch es schien ihm ungefährlicher, wenn er bei Zeiten ging. Er wollte auf keinen Fall riskieren, dass Silas herausfand, was mit ihm nicht stimmte. Überhaupt war es sinnvoller, hier und jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, doch bereits bei der Verabschiedung, als Boris in diese schönen grünen Augen blickte und verführerische Lippen die seinen für einen Kuss berührten, wusste er, dass er einfach keine Chance gegen Silas‘ Anziehungskraft hatte.
In den nächsten Wochen trafen sich Boris und Silas regelmäßig. Auch im Gayclub fiel es auf, dass die beiden nur noch zusammen im Darkroom verschwanden, was zu wilden Spekulationen über die Beziehung der beiden führte. Es kam sogar das Gerücht auf, dass Silas den Russen mit irgendetwas in der Hand haben musste, da dieser in den vergangenen Jahren doch ausschließlich nur One-Night-Stands gehabt hatte. Wer sich hingegen Mühe gab und genauer hinsah, konnte erkennen, dass sich die zwei Männer tatsächlich zugetan waren.
Mit einem Stapel Post unter dem Arm betrat Boris das ‚Cosmopolitan‘, um Tarek in dessen Büro aufzusuchen. Als er eintrat war dieser jedoch nicht allein. Sein Lebensgefährte Federico saß auf Tareks Schoss und der Besucherstuhl war von Vladek, mit Lukas im Arm, besetzt.
„Gut, dass du kommst, Boris. Wir haben gerade über dich geredet und wollen nun endlich wissen, was da zwischen dir und Silas läuft“, wurde er von Tarek empfangen, was ihm ein Grinsen auf das Gesicht zauberte.
Er hatte schon lange darauf gewartet, dass die anderen der ‚Russen-Mafia‘ – wie ihre Truppe insgeheim genannt wurde, weil sie zusammen anscheinend einen einschüchternden Eindruck hinterließen – ihn darauf ansprachen.
„Ich weiß nicht, was du meinst“, erklärte Boris hämisch grinsend.
„Hör auf so dumm daherzureden, Herrgott nochmal“, mischte sich Vladek ein und versuchte ihn mit dem Fuß zu treten, dem Boris aber behände auswich. „Bist du mit dem Kerl zusammen oder nicht?“
„Ja, jetzt sag schon“, verlangte auch Lukas. „Federico und ich sind ja der Meinung, dass euch ganz klar Amors Pfeil erwischt hat, aber diese zwei Muskelpakete…“, er wies dabei auf Tarek und Vladek, „…meinen, dass du dich nicht so schnell einfangen lässt.“
Vier Augenpaare starrten Boris erwartungsvoll an, aber er wusste selbst nicht, was er antworten sollte. Tatsächlich hatte sich eine Regelmäßigkeit bei den Treffen mit Silas eingespielt, bei der mancher bereits eine Art Beziehung zu erkennen glaubte. Doch das war mitnichten so, denn außer Sex verband sie beide rein gar nichts. Er wusste nicht einmal, ob Silas immer noch mit Rolf zusammen war und hatte auch nicht vor, danach zu fragen. Anfangs hatte Silas versucht, mehr über Boris herauszufinden, aber nachdem er immer abgeblockte, ließ dieser es bleiben. Sie verbrachten gemeinsam eine tolle Zeit und er fühlte sich glücklich in der Gegenwart des zierlichen Mannes. Mehr war es nicht und würde es auch nie werden!
„Wir ficken zusammen, okay? Mehr ist da nicht“, antwortete Boris daher und erkannte in Federicos und Lukas‘ Augen Enttäuschung, während Tarek und Vladek ihn wissend anblickten.
„Du hast ihm nichts erzählt, nicht wahr?“, fragte Vladek nach einem Moment des Schweigens.
„Nein“, erwiderte Boris und legte den Stapel Briefe, die er mitgebrachte hatte, auf den Schreibtisch.
„Ich finde, du solltest es ihm erzählen“, meinte Tarek. „Er macht den Eindruck, als ob er damit umgehen könnte.“
„Kommt überhaupt nicht in Frage. Und ich will darüber jetzt kein Wort mehr verlieren“, erwiderte Boris
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