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Illettrismus Version Open Doc

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Titel: Illettrismus Version Open Doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: France Carol
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gekrochen und saß dort jetzt fest, ziemlich genau auf der Höhe seines Herzes. Ach verdammt, es hatte keinen Wert zu leugnen: Er war bis über beide Ohren in den Mann mit den unglaublich grünen Augen verliebt und es war nicht nur dessen Äußeres, was ihn so an ihm faszinierte. Vom ersten Augenblick an hatte er sich bei Silas einfach zuhause gefühlt. Obwohl der andere um einiges kleiner und schmächtiger war, bot er Boris Geborgenheit, die er so noch nie erlebt, aber schon immer ersehnt hatte.
    Wie würde Silas jetzt wohl von ihm denken? Er, der sich mit Unmengen von Büchern umgab, würde sich sicher nicht weiterhin mit einem Idioten, der nicht einmal lesen und schreiben konnte, abgeben wollen.
    Endlich hatte die Wut auf Rolf nachgelassen und einem tiefen, dumpfen Schmerz Platz gemacht. Es war die Trauer über den Verlust einer Liebe, die nie auch nur die kleinste Chance gehabt hatte. Es war die Qual der Erkenntnis, dass Silas nicht länger ein Teil seines Lebens sein würde und es war die Verzweiflung über die Tatsache, dass er in den Augen des Mannes, den er liebte, nicht länger begehrenswert, sondern minderwertig war.
     
    Müde schleppte er sich die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Der stundenlange Spaziergang hatte wenigstens etwas Gutes, denn er würde völlig erschöpft ins Bett fallen und sicher schlafen können, um so ein paar Stunden den quälenden Gedanken entkommen zu können.
    Schon vor der Tür konnte er laute Stimmen aus seiner Wohnung hören und als er aufschloss, war die kleine Bude gestoßen voll mit … den Russen und deren Anhang. Vollzählig hatten sie sich hier eingefunden, inklusive Tarek mit Federico und Vladek mit Lukas, obwohl sie sich doch eigentlich zerstritten hatten. Sogar Mesut und Janik waren hier und alle Blicke hingen nun an Boris.
    „Wird auch langsam Zeit, dass du endlich auftauchst“, sagte Tarek und lächelte ihm aufmunternd zu, wobei er demonstrativ mit Boris‘ Zweitschlüssel spielte, den er diesem einmal für den Notfall überlassen hatte.
    „Was soll das hier? Ist das eine Sondersitzung der ‚Russen-Mafia‘?“, fragte er etwas unwirsch.
    „So könnte man es durchaus nennen“, antwortete Vladek und trat auf ihn zu, um die Wohnungstür zu schließen. „Wir sind hier, um dich zu Silas zu bringen, damit du endlich reinen Tisch machen kannst.“
    „Es ist bereits alles gesagt.“
    „Das sehen wir aber nicht so, es gibt da noch einiges zu klären“, wandte Tarek ein.
    „Ich wüsste nicht was. Dieses Arschloch Rolf hat ja wohl alles gesagt, oder etwa nicht?“, sagte Boris, doch obwohl die Worte barsch klingen sollten, hörten sie sich eher niedergeschlagen an.
    „Ja. Mittlerweile wissen wir alle, dass du ein Analphabet bist. Und um ehrlich zu sein, würden wir ganz gerne wissen, weshalb du uns das nie erzählt hast?“, fragte Alexej. Er war einer der Russen, mit denen Boris nicht so viel verkehrte und denen er deshalb auch nie von dem Geheimnis erzählt hatte.
    „Vermutlich weil es etwas ist, auf das man nicht sonderlich stolz sein kann“, entgegnete er abfällig.
    „Das mag ja sein, wobei ich mir nicht wirklich denken kann, dass du selbst etwas dafür kannst. Aber hast du wirklich geglaubt, wir würden dich verspotten oder gar meiden, wenn wir erfahren, dass du weder lesen noch schreiben kannst?“, fragte Alexej ungläubig und ein Blick in die Gesichter der anderen Anwesenden zeigte Boris, dass auch diese nicht begreifen konnte, dass er ihnen so etwas zugetraut hatte. „Haben wir uns nicht schon vor langer Zeit geschworen, dass wir uns immer gegenseitig unterstützen? Wir alle hatten es nicht leicht, schon alleine deshalb, weil wir Ausländer sind und zudem noch schwul. Du bist immer als einer der ersten erschienen und hast jedem einzelnen von uns bereits einmal zur Seite gestanden. Dachtest du wirklich, wir würden dich fallen lassen?“
    Außer einem Achselzucken brachte Boris nichts als Erwiderung zustande. Die Vorwürfe waren durchaus berechtigt, doch er hatte nie gedacht, dass er seine Freunde damit treffen würde, wenn er ihnen sein Geheimnis verschwieg.
    „Nun, mit unserer Anwesenheit haben wir dir jetzt hoffentlich bewiesen, dass dem nicht so ist, dann können wir ja zum eigentlichen Teil unserer Aktion kommen. Können wir jetzt endlich los? Wir sind alle müde und würden ganz gerne allmählich ins Bett kommen.“
    „Ich werde nicht zu Silas gehen“, sagte Boris entschlossen und

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