Illuminati
dargestellt… fünf! Mehr noch, die Ellipse wurde an den beiden Seiten von zwei Sternen eingefasst. Galileo fiel ihm ein. Zwei Sterne. Fünf Windböen. Ellipsen… Symmetrie… Langdon fühlte sich ausgebrannt. Sein Kopf schmerzte.
Vittoria setzte sich in Bewegung und führte Langdon von dem Relief fort. »Ich glaube, jemand folgt uns«, sagte sie.
Langdon blickte sie überrascht an. »Wo?«
Vittoria ging dreißig Meter weiter, bevor sie antwortete. Sie deutete zur Kuppel des Petersdoms hinauf, als wollte sie ihm etwas zeigen. »Die gleiche Person. Sie folgt uns schon die ganze Zeit, quer über den Platz.« Wie beiläufig blickte Vittoria über die Schulter zurück. »Sie ist immer noch hinter uns. Kommen Sie, wir gehen weiter.«
»Glauben Sie, es ist der Assassine?«
Vittoria schüttelte den Kopf. »Nein. Es sei denn, die Illuminati heuern neuerdings Frauen mit BBC-Videokameras an.«
Als die Glocken von St. Peter mit ihrem ohrenbetäubenden Geläut begannen, schraken Langdon und Vittoria zusammen. Es war neun Uhr. Sie hatten sich in einem großen Kreis von West Ponente entfernt, um die Reporterin abzuschütteln, und kehrten nun zu Berninis Stein zurück.
Trotz der dröhnenden Glocken schien der Platz ruhig und friedlich dazuliegen. Touristen spazierten umher. Ein betrunkener Obdachloser döste an der Basis des Obelisken. Ein kleines Mädchen fütterte Tauben. Langdon fragte sich, ob die Reporterin den Mörder vielleicht verscheucht hatte. Zweifelhaft, entschied er, als ihm das Versprechen des Assassinen wieder einfiel. Ich werde Ihre Kardinale zu Lichtgestalten für die Medien machen.
Als das Echo des neunten Schlages verhallte, legte sich völlige Stille über den Petersplatz.
Dann begann das kleine Mädchen zu schreien.
75.
Langdon erreichte das schreiende Kind als Erster.
Die verängstigte Kleine stand wie erstarrt und deutete auf die Basis des Obelisken, wo ein heruntergekommener, altersschwacher Trunkenbold zusammengesunken auf der Treppe saß. Der Mann bot einen erbärmlichen Anblick… offensichtlich einer von Roms Obdachlosen. Das graue Haar hing ihm in fettigen Strähnen ins Gesicht, und er war ganz in eine Art schmutziges Tuch gehüllt. Das Mädchen schrie und schrie, •während es davonrannte und zwischen den Touristen verschwand.
In Langdon stiegen dunkle Vorahnungen auf, als er zu dem Obdachlosen rannte. Auf den Lumpen des Mannes breitete sich ein dunkler feuchter Fleck aus.
Frisches Blut.
Dann geschah alles auf einmal.
Der Alte schien zusammenzusacken und kippte vornüber, Langdon sprang hinzu, doch es war zu spät. Der Mann fiel die Treppe hinunter und schlug mit dem Gesicht nach unten auf dem Pflaster auf. Er rührte sich nicht. Langdon ließ sich auf die Knie nieder. Vittoria erschien neben ihm. Um sie herum bildete sich rasch eine Menschenmenge.
Vittoria legte dem Alten von hinten den Finger auf die Kehle. »Ich spüre seinen Puls!«, sagte sie. »Rasch, drehen Sie ihn
Langdon war bereits in Bewegung. Er hatte den Alten bei den Schultern gepackt und rollte ihn herum. Dabei löste sich das Tuch und fiel von ihm ab wie totes Fleisch. Der Mann fiel ganz auf den Rücken. Genau in der Mitte seiner Brust war eine große verbrannte Wunde.
Vittoria ächzte und wich zurück.
Langdon fühlte sich wie betäubt – ein Gefühl irgendwo zwischen Übelkeit und Ehrfurcht. Das Symbol besaß eine beängstigende Einfachheit.
»Air!«, keuchte Vittoria. »Luft! Er… war es!«
Aus dem Nichts erschienen Schweizergardisten, riefen Befehle, jagten dem unsichtbaren und ungesehenen Mörder hinterher.
Neben Langdon erklärte ein Tourist, dass erst ein paar Minuten zuvor ein dunkler, arabisch aussehender Mann dem armen Obdachlosen über die Piazza geholfen und sich sogar ein paar Minuten neben ihn auf die Treppe gesetzt habe, bevor er wieder in der Menge verschwunden sei.
Vittoria riss die Lumpen von der Brust des Mannes. Er hatte zwei tiefe Stichwunden, eine auf jeder Seite des Brandmals, unmittelbar unterhalb des Brustkorbs. Sie legte den Kopf des Mannes in den Nacken und begann mit einer Mund zu Mund Beatmung. Langdon war nicht vorbereitet auf das, was nun geschah. Als Vittoria dem Alten ihren Atem einblies, zischten die Wunden rechts und links neben dem Brandmal, und Blut spritzte aus ihnen wie aus dem Atemloch eines Wals. Die salzige rote Flüssigkeit traf Langdon ins Gesicht.
Vittoria stockte entsetzt. »Seine Lungen…«, stammelte sie. »Seine Lungen sind
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