Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
Vom Netzwerk:
aufgefallen war. Mit einem Mal schien Rom voll zu sein von Pyramiden, Ellipsen und verblüffenden geometrischen Beziehungen.
    Sie näherten sich dem Obelisken, und Vittoria wurde langsamer. Sie atmete laut und tief, als wollte sie Langdon dazu bringen, es ihr nachzutun. Er unternahm einen Versuch, sich zu entspannen, ließ die Schultern sinken und öffnete die zusammengebissenen Kiefer.
    Irgendwo in der Umgebung des Obelisken, unmittelbar vor der größten Kirche der Welt und frei sichtbar für jedermann, stand der zweite Altar der Wissenschaft. Berninis West Ponente – ein elliptischer Block aus Marmor im Granit des Petersplatzes.
    Gunther Glick beobachtete das Geschehen aus den Schatten der Kolonnade, die den Petersplatz umgab. An jedem anderen
    Tag wären der Mann in dem Tweedjackett und die Frau in der kurzen Khakihose ohne jegliches Interesse für ihn gewesen. Sie sahen aus wie ganz gewöhnliche Touristen, die den Platz besuchten. Doch heute war kein gewöhnlicher Tag. Heute war ein Tag, an dem fremde Anrufer Tipps verteilten, Leichen aus Kathedralen geschafft wurden, unauffällige schwarze Wagen in Kolonnen durch Rom rasten und Männer in Tweedjacketts auf Baugerüsten herumkletterten, um nach Gott weiß was zu suchen. Günther Glick würde das unauffällige Paar nicht aus den Augen lassen.
    Er schaute zur anderen Seite des Platzes hinüber, wo Chinita Macri in Position gegangen war, genau an der Stelle, die er ihr genannt hatte. Chinita hielt ihre Videokamera lässig in der Hand, doch obwohl sie sich bemühte, wie eine gelangweilte Medienvertreterin dreinzublicken, stach sie deutlicher aus der Menge, als Günther lieb gewesen wäre. Kein anderer Reporter war in dieser abgelegenen Ecke des Platzes, und das BBC-Logo auf der Kamera weckte mehr als nur einen gelegentlichen neugierigen Blick seitens der Touristen.
    Die Kassette mit den Aufnahmen, die Chinita von dem toten Kardinal im Kofferraum gedreht hatte, ging in diesem Augenblick über die Antenne des Übertragungswagens nach London. Günther fragte sich, was die Redaktion zu den Bildern sagen würde.
    Er wünschte nur, sie wären früher bei der Leiche gewesen, bevor die Armee von zivil gekleideten Männern eingegriffen hatte. Die gleichen Männer, die nun über den Petersplatz hinweg ausgeschwärmt waren. Irgendetwas Großes würde geschehe n.
    Die Medien sind der rechte Arm des Terrorismus, hatte der unbekannte Anrufer gesagt. Günther Glick fragte sich, ob er seine Chance auf einen Volltreffer vielleicht schon vertan hatte. Er schaute hinüber zu den Übertragungswagen der anderen Sendestationen, und er beobachtete Chinita Macri, die unauffällig dem Pärchen über den Platz hinweg folgte. Irgendetwas verriet Glick, dass er noch immer im Spiel war…
     

74.
     

    Langdon entdeckte den Bernini-Stein, als sie noch zehn Meter von ihm entfernt waren. Die weiße Marmor-Ellipse von West Ponente stach leuchtend aus den Granitblöcken hervor, mit denen der Platz gepflastert war. Vittoria hatte den Stein offensichtlich ebenfalls entdeckt. Ihr Griff wurde fester.
    »Entspannen Sie sich«, mahnte Langdon leise. »Machen Sie Ihren Piranha-Trick.«
    Vittoria lockerte den Griff.
    Sie kamen näher. Alles wirkte erschreckend normal. Touristen schlenderten umher, Nonnen unterhielten sich am Rand des Platzes, ein Mädchen fütterte beim Obelisken die Tauben.
    Langdon schreckte davor zurück, auf die Uhr zu sehen. Er wusste, dass es fast neun sein musste.
    Der elliptische Stein erschien zu ihren Füßen. Langdon und Vittoria blieben stehen – nicht zu auffällig, nur zwei harmlose
    Touristen, die pflichtergeben an einer interessanten Stelle Halt machten.
    »West Ponente«, las Vittoria die Inschrift des Steins.
    Langdon betrachtete das Marmorrelief und kam sich mit einem Mal naiv vor. Weder in seinen Kunstbüchern, weder bei seinen zahlreichen Reisen nach Rom, niemals war ihm die besondere Bedeutung von West Ponente aufgefallen.
    Bis zum heutigen Tag.
    Das Relief war elliptisch, etwa einen Meter breit, und zeigte ein rudimentäres Gesicht – eine Darstellung des Westwinds als engelgleiche Erscheinung. Aus dem Mund des Winds wehte eine kräftige Brise, fort vom Vatikan… der Atem Gottes, Dies war Berninis Interpretation des zweiten Elements… Luft… ein ätherischer Zephir, der von den Lippen eines Engels wehte. Als Langdon das Relief betrachtete, erkannte er, dass seine Bedeutung noch tiefer ging. Bernini hatte den Wind in fünf deutlich erkennbaren Strichen

Weitere Kostenlose Bücher