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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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durchbohrt!«
    Langdon wischte sich über die Augen und starrte auf die Stichwunden. Die Löcher gurgelten. Die Lungen des Kardinals waren zerstört. Er war tot.
    Vittoria deckte den Leichnam zu, als die Schweizergardisten heran waren.
    Langdon stand völlig orientierungslos da, wie betäubt. Und plötzlich sah er sie. Die Frau, die ihnen vorhin bereits gefolgt war, kauerte ganz in der Nähe. Sie hatte die BBC-Kamera auf der Schulter, und das rote Aufnahmelicht blinkte. Sie schaute Langdon in die Augen, und er wusste, dass sie alles aufgenommen hatte. Dann sprang sie geschmeidig wie eine Katze auf und rannte los.

76.
     
    Chinita Macri war auf der Flucht. Sie hatte die Story ihres Lebens.
    Ihre Videokamera fühlte sich schwer wie ein Anker an, als sie mit dem Gerät über den Petersplatz stolperte und sich einen Weg durch die immer dichtere Menschenmenge bahnte. Alles schien sich in die Richtung zu bewegen, aus der sie kam… in Richtung des Aufruhrs hinter ihr. Chinita wollte so schnell und so weit wie möglich fort. Der Mann im Tweedjackett hatte sie gesehen, und sie spürte, dass nun andere hinter ihr her waren, Männer, die sie nicht sehen konnte und die sie von allen Seiten umzingelten.
    Chinita war immer noch entsetzt über das, was sie soeben aufgenommen hatte. Sie fragte sich, ob der Tote wirklich das war, was sie befürchtete. Günthers mysteriöser Anrufer schien mit einem Mal überhaupt nicht mehr verrückt.
    Sie rannte in die Richtung des BBC-Wagens, und plötzlich tauchte vor ihr in der Menge ein junger Mann mit entschieden militärischer Haltung auf. Ihre Blicke begegneten sich, und beide blieben stehen. Der junge Mann riss ein Walkie-Talkie an den Mund und redete hastig hinein; dann setzte er sich erneut in Bewegung und kam auf sie zu. Chinita wirbelte herum und tauchte mit heftig pochendem Herzen in der Menschenmenge unter.
    Während sie durch die Masse aus Leibern, Armen und Beinen stolperte, zerrte sie das Band aus ihrer Kamera. Reines Gold, dachte sie und stopfte es im Rücken unter ihren breiten Gürtel, wo es von der Jacke verdeckt wurde. Zum ersten Mal war sie froh, ein paar überflüssige Pfunde mit sich herumzuschleppen. Günther, wo zur Hölle bleibst du?
    Ein weiterer Mann tauchte zu ihrer Linken auf und näherte sich. Chinita wusste, dass ihr nur noch wenig Zeit blieb. Sie wich erneut in die Menge zurück, während sie eine neue, leere Kassette aus ihrem Gehäuse riss und in die Kamera drückte. Jetzt konnte sie nur noch beten.
    Sie war noch dreißig Meter vom BBC-Übertragungswagen entfernt, als zwei Männer mit verschränkten Armen direkt vor ihr auftauchten. Ihre Flucht war zu Ende.
    »Den Film!«, rief einer. »Sofort!«
    Chinita wich zurück und hielt die Arme schützend über ihre  Kamera. »Keine Chance.«
    Einer der Männer schlug seine Jacke zurück. Darunter kam  eine Pistole zum Vorschein.
    »Erschießen Sie mich«, fauchte Chinita und staunte über den  Trotz in ihrer Stimme.
    »Den Film!«, wiederholte der erste Mann.
    Wo, zum Teufel, bleibt Günther, dachte sie verzweifelt. Sie  stampfte mit dem Fuß auf. »Ich bin Journalistin und arbeite für  die BBC!«, rief sie, so laut sie konnte. »Nach Artikel zwölf des  Presserechts ist dieser Film Eigentum der British Broadcasting  Corporation!«
    Die Männer ließen sich nicht beeindrucken. Der mit der  Waffe machte einen Schritt auf sie zu. »Ich bin Leutnant der  Schweizergarde, und nach den Heiligen Gesetzen, die für den  Grund und Boden gelten, auf dem Sie im Augenblick stehen,  werde ich Sie festnehmen und einer Leibesvisitation  unterziehen.«
    Ringsum begann sich eine weitere Menschenmenge zu  versammeln.
    »Ich werde Ihnen den Film in dieser Kamera nicht  aushändigen, bevor ich nicht mit meinem Redakteur in London  gesprochen habe!«, protestierte Chinita. »Ich schlage vor,  Sie…«
    Die Schweizergardisten hatten offensichtlich die Nase voll.  Einer riss ihr die Kamera aus der Hand. Der andere packte sie  brutal am Arm und schob sie in Richtung Vatikanstadt.  »Grazie«, sagte er und manövrierte sie durch die dicht gedrängte  Menge.
    Chinita betete, dass man sie nicht durchsuchen und das Band  finden würde. Wenn es ihr gelang, den Film lange genug zu  schützen, um…
    Dann geschah das Undenkbare. Irgendjemand aus der Menge  griff von hinten unter ihre Jacke. Chinita spürte, wie die  Kassette aus ihrem Gürtel gerissen wurde. Sie wirbelte herum,  doch sie verschluckte ihren lauten Protest.

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