Illuminati
und auf die Bastion dahinter zu springen.
»Und jetzt die Information!«, rief der Aussie von unten. »Wo ist er?«
Langdon wurde von Schuldgefühlen geplagt, doch ein Handel war ein Handel. Außerdem würde der Assassine die Presse aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso informieren. »Piazza Navona!«, rief er dem Aussie zu. »Im Fontana dei Fiumi!«
Der Aussie zog seine Antennenschüssel wieder ein und raste davon, dem Höhepunkt seiner Karriere entgegen.
In einer steinernen Kammer hoch über der Stadt zog der Hashishin die Stiefel aus und bandagierte seinen verwundeten Fuß. Er schmerzte, doch nicht so stark, dass ihm die Lust am Vergnügen vergangen wäre.
Er wandte sich seiner Belohnung zu.
Sie lag in der Ecke des Raums auf einem breiten Diwan, einen Knebel im Mund und die Hände auf den Rücken gefesselt. Der Hashishin ging auf sie zu. Sie war inzwischen wach. Das gefiel ihm. Überrascht stellte er fest, dass in ihren Augen Feuer brannte statt Angst.
Die Angst würde schon noch kommen.
107.
Robert Langdon rannte über die Bastion des äußeren Festungswalls und war dankbar für die Flutlichter. Der Innenhof unter ihm sah aus wie ein Museum alter Kriegskunst – Katapulte, sauber aufgeschichtete Steinkugeln und ein Arsenal Furcht einflößender Maschinen. Ein Teil der Engelsburg war tagsüber für Touristen geöffnet, und der Hof war praktisch im Originalzustand restauriert worden.
Langdons Blicke glitten zum zentralen Bau der Festung. Die runde Zitadelle war mehr als fünfunddreißig Meter hoch, ohne den großen Bronzeengel auf dem Dach. Die Marmorbrüstung des Balkons weit oben schimmerte noch immer. Langdon wollte nach Vittoria rufen, doch er hielt sich im Zaum. Er würde einen Weg hineinfinden.
Er blickte auf die Uhr.
Dreiundzwanzig Minuten nach elf.
Er rannte die an der Innenseite der Wehrmauer verlaufende Rampe hinunter in den Innenhof. Wieder auf ebener Erde, umrundete er die Zitadelle im Uhrzeigersinn. Er kam an drei mächtigen Portiken vorbei, doch alle waren zugemauert. Wie ist der Assassine hineingekommen? Langdon rannte weiter. Er passierte zwei Eingänge aus neuerer Zeit, doch sie waren von außen mit Vorhängeschlössern gesichert. Hier ist es nicht! Er lief weiter.
Er hatte die Zitadelle fast umrundet, als er einen Kiesweg entdeckte, der den Innenhof durchquerte. Auf der einen Seite erkannte er die eingezogene Zugbrücke, die nach draußen führte. Auf der anderen Seite verschwand der Weg im Innern der Burg. Es schien sich um eine Art Tunnel zu handeln – ein klaffendes Loch in der glatten Außenwand des Zentralbaus. Il traforo! Langdon hatte über den traforo der Burg gelesen, eine gewaltige spiralförmige Rampe, die sich im Innern nach oben wand. Sie war breit und hoch genug, um mit Pferden hindurchzureiten, was wohl in der Vergangenheit auch geschehen war. Er ist mit dem Wagen nach oben gefahren! Das Falltor, das die Zufahrt versperrte, war einladend nach oben gezogen.
Langdon fühlte sich beinahe ausgelassen, als er auf den Eingang zu rannte, doch als er dort ankam, verflog seine Hochstimmung.
Der Tunnel führte nach unten.
Die falsche Richtung. Dieser Teil des traforo führte offensichtlich hinunter in die Verliese, nicht nach oben.
Langdon blieb zögernd stehen und starrte in die Dunkelheit, die sich in die Tiefe erstreckte. Dann schaute er hinauf zum Balkon. Er hätte schwören können, eine Bewegung zu erkennen. Entscheide dich! Doch es gab nichts zu entscheiden, und er rannte los.
Hoch oben stand der Hashishin über seiner Beute. Er strich mit einer Hand über ihren Arm. Ihre Haut war zart wie Samt. Die Vorfreude auf das Kommende war berauschend. Es gab so viele Möglichkeiten, sie zu verletzen.
Der Hashishin hatte sich diese Frau verdient. Er hatte Janus gute Dienste geleistet. Sie war seine Kriegsbeute, und wenn er mit ihr fertig war, würde er sie vom Diwan zerren und auf die Knie zwingen. Sie würde ihm erneut dienen. Die ultimative Unterwerfung. Dann, im Augenblick seines eigenen Höhepunkts, würde er ihr die Kehle durchschneiden.
Ghayat assa’adah, nannten sie es. Das höchste aller Vergnügen.
Später würde er hinaus auf den Balkon treten, sich in seinem Erfolg baden und den letzten, ultimativen Triumph der Illuminati genießen… die Rache, auf die so viele so lange hatten warten müssen.
Der Tunnel wurde mit jedem Schritt dunkler. Langdon stieg hinab.
Nach einer vollständigen Umdrehung war das Licht fast völlig verschwunden. Der Tunnel ging
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