Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide
wirst es schon erfahren, wenn es soweit ist. In der Zwischenzeit wisch dir mal die Wichsfecken von derHose.»
Das Auto schoss mit zunehmender Geschwindigkeit in die Nacht davon.
(Federico «Banana Nose» Maldonado zog an einer Zigarre und entspannte sich. Er sass im Fond einer Bentley Limousine und sein Fahrer chauffierte ihn zu Robert Putney Drakes Anwesen in Blue Point, Long Island. In seinem Hinterkopf, schon fast vergessen, hören ihm am 23. Oktober 1935 Charlie «The Bug» Workman, Mendy Weiss und Jimmy The Shrew nüchtern zu, als Banana Nose ihnen sagt: «Gebt dem Dutchman keine Chance. Cowboyd den Hurensohn nieder.» Die drei Revolverhelden nicken mit unbewegter Miene; jemanden zu cowboyen richtet ne ziemliche Schweinerei an, aber es zahlt sich gut aus. Bei einem gewöhnlichen Auftrag kann man ganz präzise arbeiten, fast künstlerisch, weil schliesslich das einzige, worauf es ankommt, das ist, dass die solchermassen geehrte Person nachher ganz bestimmt tot sein muss. Das Cowboyen, wie es in der Fachsprache heisst, lässt einem keinen Raum für persönlichen Geschmack oder Feinheiten: das wichtigste ist, dass die Luft so bleigeladen wie möglich ist, und das Opfer sollte einen möglichst spektakulären, blutgetränkten Leichnam für die Sensationspresse abgeben, als bescheidene Mitteilung, dass die Bruderschaft leicht reizbar und kurz angebunden ist und jeder gut auf seinen Arsch aufpassen sollte. Obwohl es nicht bindend war, wurde es als ein Zeichen wahren Enthusiasmus gewertet, wenn der Ehrengast bei einem Cowboyjob ein paar unschuldige Zuschauer auf seinen letzten Trip mitnahm, damit auch der allerletzte wirklich kapierte, wie gereizt die Bruderschaft sich fühlte. Der Dutchman nahm zwei von den Umstehenden mit. Und in einer veränderten Welt, die immer noch dieselbe ist, schlägt «The Teacher» Stern am 23. Juli 1934 seine Morgenzeitung auf und liest, FBI ER-SCHIESST DILLINGER, und denkt wehmütig: Wenn ich jemand so wichtigen umbringen könnte, würde mein Name niemals in Vergessenheit geraten. Noch weiter zurück : Am 7. Februar 1932 blickt Vincent «Mad Dog» Coll aus der Tür einer Telefonzelle und sieht ein bekanntes Gesicht durch den Drugstore kommen und eine Maschinenpistole in der Hand des dazugehörigen Mannes. «Der gottverdammte, schweins-köpfige Dutchman», heulte er, aber er wurde von niemandem gehört, weil die Thompson die Telefonzelle bereits systematisch besprühte, von unten nach oben... rechts nach links... links nach rechts..., und noch einmal von unten nach oben... als kleine Zugabe sozusagen... Aber drehen Sie dieses Bild einmal um und folgendes kommt dabei heraus: Am 10. November 1948 gibt der «Welt grösste Zeitung» Thomas Deweys Wahl für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika bekannt, einem Mann, der nicht nur nicht gewählt wurde, der nicht einmal mehr am Leben gewesen wäre, hätte Banana Nose Maldonado, was den Dutchman anbetraf, nicht so detaillierte Weisungen an Charlie the Bug,, Mendy Weiss und Jimmy the Shrew gegeben.)
Wer hat auf Sie geschossen ? fragte der Polizeistenograph. Mutter ist der beste Tip, oh, Mama Mama Mama, lautete die deliröse Antwort. Wer hat aufSie geschossen? wird die Frage wiederholt. Der Dutchman wiederholt: Oh Mama Mama Mama. Französisch-kanadische Bohnensuppe.
Wir fuhren bis zum Morgengrauen. Der Wagen hielt auf einer Strasse, die an
einem weissen Sandstrand entlang fü hrte. Hohe, dürre Palmen standen schwarz gegen einen türkisen Himmel. Das muss der Golf von Mexico sein, dachte ich. Jetzt könnten sie mich in Ketten wickeln und mich im Golf versenken, ein paar hundert Meilen von Mad Dog entfernt, ohne dass man Sheriff Ji m etwas anlasten konnte. Nein, sie hatten immerhin Sheriff Jims Gefängnis überfallen. Oder war das eine Halluzination? Es war an der Zeit, dass ich die Realität ein bisschen besser ins Auge fassen musste. Ein neuer Tag war angebrochen und ich sollte klare, scharfumrissene Tatsachen er -fahren und sie als solche behandeln.
Nach der durchfahrenen Nacht war ich müde und zerschlagen. Die ganze Nacht -ruhe hatte aus unruhigem Dahindämmern bestanden, in dem ich von zyklopenhaftten rubinroten Augen geträumt hatte u nd immer wieder voller Schrecken aufgewacht war. Mavis, die Frau mit der Maschinenpistole, hatte einige Male ihre Arme um mich gelegt, wenn ich aufschrie. Sie sprach dann leise, tröstend auf mich ein, und einmal hatten ihre weichen, kühlen Lippen mein Ohr liebkost.
Am Strand angelangt
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