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Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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Umschlag an den Präsidenten der Vereinigten Staaten geschickt; eine kleine Notiz sagte: «Alles, was relevant ist, wird als irrelevant regiert. Alles Materielle wird als immateriell regiert. Ein Ex-Bürger.» Die Asche seiner Entlassungspapiere aus der Armee ging, mit einer noch knapperen Notiz versehen, an den Verteidigungsminister: «Non serviam. Ein Ex-Sklave.» Das Einkommensteuer-Formular für dieses Jahr schickte er, nachdem er sich den Arsch damit abgewischt hatte, an den Finanzminister; auf der beigelegten Notiz stand: «Versucht, ein armes Schwein zu berauben. Der Einzige.» Seine Wut nahm noch immer zu, und so zog er sein Exemplar von Das Kapital aus dem Bücherregal, kritzelte « Ohne Privateigentum gibt es kein Privatleben» auf den Schutzumschlag und schickte es an Josef Stalin im Kreml. Dann rief er seine Sekretärin und gab ihr an Stelle einer Kündigung drei Monatsgehälter im voraus und verließ sein Anwaltsbüro auf immer. Er hatte allen Regierungen dieser Welt den Krieg erklärt. Den Nachmittag verbrachte er damit, seine Ersparnisse zu verteilen, die sich zu diesem Zeitpunkt auf 70000 Dollar beliefen. Er gab den Betrunkenen auf der Straße Geld, kleinen Jungen und Mädchen im Park; als die Wertpapierbörse schloß, war er auf der Wall Street und verteilte dicke Bündel Banknoten an die am wohlhabendsten aussehenden Leute, die er finden konnte, wobei er sagte: «Genießen Sie es. Noch bevor Sie einmal sterben, wird's nur einen Scheißdreck wert sein.» Diese Nacht schlief er auf einer Bank des Grand Central Terminals; völlig abgebrannt heuerte er am nächsten Morgen auf einem Frachtschiff nach Norwegen an. Den folgenden Sommer trampte er durch ganz Europa, arbeitete als Reiseleiter, als Koch, als Lehrer, in allen möglichen und unmöglichen Jobs, die ihm in den Weg kamen; die meiste Zeit jedoch redete er oder hörte anderen zu. Über Politik. Er bekam mit, daß der Marshall-Plan eine heimliche Methode war, Europa unter dem Vorwand der Hilfestellung auszunehmen; daß Stalin mit Tito mehr Schwierigkeiten haben würde, als er sie mit Trotzki gehabt hatte; daß die Viet-Minh schon bald aufgeben würden und die Franzosen Indochina wieder in ihre Macht bekämen; daß in Deutschland keiner mehr Nazi war; daß jeder in Deutschland immer noch Nazi war; daß Truman leicht von Dewey abgesägt werden könnte.
    Während seiner letzten Wanderung in Europa, das war in den dreißiger Jahren, hörte er, daß Hitler nur die Tschechoslowakei wollte und alles tun würde, um den Krieg mit England zu vermeiden; daß Stalins Schwierigkeiten mit Trotzki niemals ein Ende finden würden; daß Europa nach dem nächsten Krieg sozialistisch
    werden würde; daß Amerika ganz bestimmt in den Krieg eintreten würde, wenn es dazu käme; daß Amerika sich ganz bestimmt heraushalten würde, käme es zu einem Krieg. Ein Gedanke war jedoch ziemlich konstant geblieben, und er hörte, wie man allerorten davon sprach. Die Antwort auf alle Probleme der Menschheit hieß demnach mehr Regierung, härtere Regierung, ehrlichere Regierung.
    Hagbard begann damit, Notizen zu einer Abhandlung zusammenzufassen, die später zu seinem Pfeif Nicht, Wenn Du Pißt werden sollte. Er begann mit einem Abschnitt, der später den Mittelpunkt seines Büchleins bildete:
    Heutzutage ist es theoretisch möglich, das menschliche Nervensystem mit einem Rundfunknetz zu verbinden, so daß, mit mikrominiaturisierten, in menschliche Gehirne eingebauten Empfängern, die Botschaften aus dieser Art Radios für die jeweiligen Menschen nicht von den Stimmen ihrer eigenen Gedanken zu unterscheiden wären. Ein zentraler, in der Hauptstadt einer Nation errichteter Sender könnte den ganzen Tag lang senden, was die Regierung die Leute glauben machen möchte. Der Durchschnittsbürger am empfangenden Ende dieses Netzes würde nicht einmal bemerken, daß er ein Roboter ist: er würde glauben, seine eigene Stimme zu hören. Männer und Frauen könnten gleichermaßen behandelt werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß die Menschen ein solches Projekt gleichermaßen schockierend und furchteinflößend finden werden. Wie Orwells 1984 ist das keine Zukunftsphantasie, sondern eine Parabel der Gegenwart. Jeder Bürger in jeder autoritären Gesellschaft verfügt bereits über so ein in sein oder ihr Gehirn eingebautes «Radio». Dieses Radio ist jene schwache Stimme, die jedesmal, wenn ein Verlangen sich formuliert, fragt: «Ist das auch sicher? Wird meine Frau (mein

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