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Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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war sofort da.
    «Ihr Geld ist so gut wie das Geld irgendeines anderen», sagte Harry herausfordernd. Seine Schuhe krochen, indem er sprach, etwas zurück, und sein Hals senkte sich um einen Zentimeter - der Tauben-Reflex, befand Hagbard; und das war ein ganz sicheres Zeichen für das Schuldgefühl dieses Mannes, das er in seiner Stimme zu verleugnen suchte.
    «Du bist arm geboren, oder nicht ?» fragte Hagbard mit neutralem Tonfall.
    « Arm ? Wir waren weiße Nigger.»
    « Well, ich denke, das entschuldigt so einiges ...» Hagbard beobachtete ihn: das Grinsen wurde breiter, der Körper rutschte fast unmerklich in eine lässige Haltung zurück. «Aber daß du dich gegen dein eigenes Land wendest, Harry... Das ist schlecht. Das ist das Niedrigste, das ein Mensch tun kann. Es ist, als würdest du dich gegen deine eigene Mutter stellen.» Die Zehen drehten sich vorsichtig tastend wieder nach innen. Was hatte Harrys Vater immer gesagt, bevor er den Gürtel schwang? Schon hatte Hagbard es gefunden: «Harry», wiederholte er mit ernster Stimme, «du hast dich nicht gerade wie ein ordentlicher weißer Mann benommen. Du hast dich benommen, als hättest du Niggerblut in deinen Adern.» Das Grinsen weitete sich bis zum Umkippen und erstarrte zu einer Grimasse, der Körper erstarrte in der respektvollsten Haltung. «Sehen Sie mal, Sir», begann Harry, «Sie haben kein Recht, so mit mir zu reden ...»
    «Und du schämst dich nicht einmal», überfuhr ihn Hagbard, «und zeigst nicht die geringste Spur von Reue.» Er schüttelte den Kopf in tiefer Niedergeschlagenheit. «Ich kann dich einfach nicht länger frei herumziehen lassen und dich weitere Verbrechen und mehr Verrat begehen lassen. Ich werde dich wohl oder übel den Haien zum Fraß vorwerfen müssen.»
    «Hören Sie, Kapitän Celine, Sir, ich habe unter meinem Hemd einen Gürtel mit Geld und der ist so voll mit Hundert-Dollar-Noten, wie Sie es noch nie gesehen haben ...»
    «Versuchst du, mich zu bestechen?» fragte Hagbard streng; der Schluß dieser Szene würde einfach sein, überlegte er sich. Dabei wanderte ein Teil seiner Gedanken zu den Illuminaten-Schiffen, denen er in Peos begegnen würde. Es gab keinerlei Möglichkeit, das Celinesche System ohne Kommunikation mit den anderen anzuwenden, und er wußte, die Mannschaft würde durch eine Illuminaten-Version des Ohrwachses, mit dem Odysseus seine Männer an den Sirenen vorüberführte, gegen ihn « geschützt» sein. Das Geld würde im Aschenbecher landen, 'n richtiger Schocker für einen Mann wie Harry Coin, was aber würde er mit den Illumina-ten-Schiffen machen ?
    Als es soweit war, den Revolver ins Spiel zu bringen, zog er den Entsicherungsknopf mit aller Bosheit zurück. Wenn ich mich der alten Bruderschaft der Mörder anschließe, dachte er verdrießlich, dann sollte ich vielleicht den Bauch als gut sichtbares Ziel benutzen. «Drei Tage oder drei Minuten, beides wäre zu lang», sagte er und versuchte dabei unbeteiligt zu klingen, «wenn's dich jemals erwischen sollte, dann wird es dich jetzt erwischen.» In weniger als einer Stunde würden sie Peos erreicht haben, dachte er, als Harry unfreiwillig « Mama » schrie. Wie Dutch Schultz, überlegte Hagbard; wie viele gab es wohl noch? Es wäre bestimmt interessant, Ärzte und Schwestern zu interviewen und herauszufinden, wie viele Leute mit diesem ursprünglichen Schrei nach dem Alles-schützenden auf den Lippen starben ... aber Harry gab schließlich auf, beichtete, überließ den Roboter, dem Biogramm entsprechend, sich selbst. Er saß nicht länger in einer unverschämten Pose da, in respektvoller Haltung, schuldbewußt verkrampft... Er saß einfach da. Er war bereit für den Tod.
    «Sehr gut», sagte Hagbard. «Du hast mehr auf dem Kasten, als irgendeiner von uns gedacht hätte.» Dieser Mann würde Hagbard jetzt seine Unterwürfigkeitsreflexe überlassen; und die nächste Stufe würde mehr Zeit brauchen und viel schwieriger sein, bevor Harry lernen würde, das Rollenspiel gänzlich aufzugeben und sich einfach nur zu manifestieren, wie er es im Angesicht des Todes getan hatte.
    Die Revolver-Variante war die Nr. 2. der dritten, grundlegenden Taktik im Celineschen System; es bestand aus fünf Folgen. Hagbard wählte davon die gefährlichste aus — gewöhnlich tat er das immer, denn das Revolverspiel liebte er selbst überhaupt nicht, und er konnte es auch nur verkraften, wenn er seinen Gegenspielern soweit wie möglich Gelegenheit für die andere Rolle

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