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Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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Bewegung zerfiel und aus Deutschland verjagt wurde.
    In Amerika wurde simultan ebenfalls ein Experiment durchgeführt. Es waren die beiden Illuminaten Jefferson und Franklin, die, ähnlich wie Weishaupt, Vernunft predigten, dabei jedoch sorgfältig den Fehler vermieden, ausdrücklich darzulegen, wie dieses im Widerspruch zu Religion und Aberglaube stand. (Letzteres Thema behandelten sie ausschließlich in ihrer Privatkorrespondenz.) Da Jefferson und Franklin als Nationalhelden galten, und da die rationalistische Regierung, die mit ihrer Hilfe geschaffen worden war, sich gut etablieren konnte, wagte der Kult des Gelben Zeichens es nicht, sie öffentlich zu denunzieren. Ein Versuch wurde gestartet: Reverend Jebediah Morse, ein hochrangiger Adept des Gelben Zeichens, klagte Jefferson in aller Öffentlichkeit an, Illuminat zu sein, und beschuldigte ihn und seine Partei, die wahren Urheber derjenigen Straftaten zu sein, die Weishaupt in Bayern diskreditiert hatten. Die amerikanische Öffentlichkeit wurde nicht hintergangen, aber die gesamte darauffolgende Propaganda des Gelben Zeichens in Amerika basierte auf den ursprünglichen Anti-Illuminaten-Anschuldigungen des Reverend Morse.
    Dank Jefferson wurde ein Illuminaten-Symbol von der neuen Regierung übernommen: das Auge in der Pyramide, das vom Wissen um die Geometrie und somit vom Wissen um die Ordnung der
    Natur zeugte. Dieses sollte späteren Generationen, wann immer notwendig, die Wahrheit über die Gründung der US-Regierung belegen, denn man war selbstverständlich darauf gefaßt, daß der Kult des Gelben Zeichens die Tatsachen bei nächster Gelegenheit schon verdrehen würde. Ein anderes Illuminaten-Werk waren die Bill of Rights, also die verfassungsmäßig garantierten Grundrechte (und der Teil der Verfassung, der noch immer von den Gelben Zeichen-Fanatikern am stärksten bekämpft wird), sowie bestimmte Schlüsselworte in früheren Dokumenten, wie etwa die Referenz auf «Natur und Gott der Natur» in der Unabhängigkeitserklärung — so weit wagte Jefferson, den traditionellen Aberglauben mit einer naturwissenschaftlichen Beigabe gären zu lassen. Und das erste halbe Dutzend Präsidenten waren alles hochrangige Freimaurer oder Rosenkreuzer, die wenigstens die Grundzüge der Illuminaten- Philosophie verstanden. Mama Sutra entließ einen kleinen Seufzer und fuhr fort. Alles was sie bis dahin erzählt habe, sagte sie, sei nur die Spitze des Eisbergs. Die Regierung selbst spiele dabei eigentlich eine untergeordnete Rolle, was die Kontrolle über das Volk angeht; weit wichtiger seien die Worte und Bilder, die die semantische Umgebung ausmachten. Der Kult des Gelben Zeichens unterdrückte nicht nur Wörter und Bilder, die ihre eigene Macht bedrohten, sondern infiltriere darüber hinaus jeden Kommunikationszweig mit seiner eigenen Ideologie. Wissenschaft und Vernunft würden ununterbrochen lächerlich gemacht oder als Bedrohung dargestellt. Wunschdenken, Phantasie, Religion, Mystizismus, Okkultismus und Magie würden fortwährend als der wahre Lösungsweg für alle Probleme gepredigt. Jene Bücher würden zu Bestsellern gemacht, die das Volk lehrten, für Erfolg zu beten, nicht dafür zu arbeiten. Solche Filme erhielten Preise, die etwa den unwissenden Glauben eines Kindes über den Skeptizismus der Erwachsenen stellten. In praktisch jeder Zeitung gäbe es eine Spalte für Astrologie. Die Ideologie des Kults des Gelben Zeichens werde mehr und mehr öffentlich bekanntgemacht, während die Ideen der Illuminaten und der Gründungsväter verdreht würden und in Vergessenheit gerieten. Man brauche nur an eine beliebige antidemokratische, antirationale und antihumane Idee aus dunkler Vorzeit zu denken, sagte Mama Sutra, und schon gäbe es irgendeinen populären religiösen Kolumnisten, der sie marktschreierisch aufmache und sie dann als « Amerikanismus » verkaufe. Der Kult des Gelben Zeichens hat, so fuhr die alte Frau fort, die Zerstörung der Vereinigten Staaten zum Ziel, weil sie den Illumi-naten-Idealen des freien Denkens und eines freien Volkes näher als jede andere Nation kam und weil in ihren Gesetzen und Gebräuchen hie und da noch vereinzelt Relikte von Illuminismus auftauchen.
    Und an diesem Punkt, sagte Mama Sutra grimmig, trat Hagbard Celine auf die Bühne des Geschehens. Celine, der Sohn eines italienischen Zuhälters und einer norwegischen Prostituierten, fuhr sie fort, war eine brillante, doch verschrobene Persönlichkeit. In der Unterwelt aufgewachsen,

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