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Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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Backbord oder Steuerbord, oder was sonst die korrekte Positionsbezeichnung ist, wenn man sich in der Luft befindet. Mary Lou war bei mir; sie war eine von starkem Willen beseelte Frau, und es war ein harter Job, sie aus dem eigenen zu vertreiben, nachdem man's einmal mit ihr getrieben hatte. John hatte mich nur mit einem Ticket versorgt, so hatte ich in der Wells Street ein bißchen Alamout Black verscherbeln müssen, um die Kohle für ein zusätzliches Ticket zusammenzukratzen, und obendrein mußte ich dann auch noch erklären, daß es sich nicht um eine Vergnügungsreise handelte.
    «Wozu diese ganze Geheimniskrämerei?» hatte sie gefragt. «Bist du vom CIA oder 'n Kommunist oder so was ähnliches? Herrgott noch mal!»
    «Würd ich's dir erzählen», sagte ich, «würdest du's mir doch nicht glauben. Genieß die Musik und das Acid und was sonst noch vom Himmel fallen mag, und wenn's losgeht, wirst du's schon sehen. Du würdest es ohnehin niemals glauben, ohne es gesehen zu haben.»
    «Simon Motherfucking Moon», sagte sie todernst zu mir, «nach dem Yoga und den Sextouren, die du mir in den letzten drei Tagen beigebracht hast, bin ich bereit, dir alles abzunehmen.» « Geister ? Der Grand Zombi?»
    « Oh, geht das schon wieder los ?», protestierte sie. « Siehste ?» So beließen wir es mehr oder weniger dabei, rauchten zwei Joints und kaperten ein Taxi zum O'Hare Airport, wobei wir an den Plakaten vorbeikamen, die dort zu sehen waren, wo Wohngebiete der unteren Mittelklasse niedergerissen wurden, um hochhausbestandenen Wohngebieten der oberen Mittelklasse Platz zu machen; und auf den Plakaten standen Sprüche wie: DIES BEDEUTET EINE WEITERE VERBESSERUNG FÜR CHICAGO - RICHARD J. DALEY, BÜRGERMEISTER. In den ArbeiterVierteln rissen sie natürlich kein einziges Haus ab, dort wartete man einfach geduldig, bis die Bewohner mal wieder einen Tumult abzogen und sie selbst niederbrannten. Hier gab es keine Plakate, hier waren die Parolen mit schwarzer Farbe an die Wände gesprayt worden und waren erheblich vielfältiger: WEG MIT DEN BULLEN; BLACK P. STONE REGIERT HIER; ALLE MACHT DEM VOLK; FRED LEBT; ALLMÄCHTIGE LATEINAMERIKANISCHE KÖNIGE HERRSCHEN HIER; und eine Parole gab es, an der Hagbard seine Freude gehabt hätte, WEG MIT DEN GRUNDEIGENTÜMERN. Dann gerieten wir in das Verkehrsgewühl auf dem Eisenhower-Expreßway (Miss Doris Day steht in einem Erinnerungsflash vor Ikes Bildnis in meinem alten Klassenzimmer, wie der Geist eines Streifens aus alten Tagen, das Fleisch ihres Euters), und wir setzten unsere Gasmasken auf und saßen da in unserem Taxi, das gerade schnell genug dahinschlich, um unter Umständen eine senile Schnecke mit Arthritis zu erwischen.
    Mary Lou kaufte am Airport den siebzigsten oder achtzigsten Roman von Edison Yerbi, was mir nur recht war, denn ich selbst lese gern, wenn ich im Flugzeug sitze. Indem ich mich so umsah, entdeckte ich Telemachus Nieste und beschloß, es zu kaufen; in drei Teufels Namen, warum sollte ich mich nicht einmal dafür interessieren, wie die andere Hälfte es macht. Also saßen wir da, 50000 Fuß hoch und nur wenige Meter von der Autorin selbst entfernt, und ich war ganz vertieft in die Blitz-und-Donner-Metaphysik der God's Lightning. Ganz anders als jener monochorde Österreicher schrieb Atlanta so, als hätte sie was auf dem Kasten, und sie präsentierte ihre Philosophie eher in fiktivem Rahmen als im Stil einer Autobiographie. Im Handumdrehen steckte ich bis zum Arsch in ihrer Prosa und war noch ständig im Sinken begriffen. Das passiert mir bei Romanen immer so: ich nehme dem Autor oder der Autorin alles ab und meine Kritikfähigkeit erwacht erst dann wieder, wenn ich das Buch ausgelesen habe.
    Also kurz, Telemachus Nieste dreht sich um eine Zeit in naher Zukunft, in der wir schmutzigen, verlausten, faulen, doperauchenden, frenetisch sexbesessenen Anarchisten die Ruhe und Ordnung in Amerika an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben haben. Die Heldin des Buches, Taffy Rhinestone, ist, wie Atlanta früher selbst einmal war, Mitglied der Women's Lib und glaubt an Sozialismus, Anarchismus, Abtreibungen für jedermann und das Charisma Ches. Dann folgt das brutale Erwachen: wütender Aufruhr gegen Lebensmittelknappheit, industrielle Stagnation, die Herrschaft gesetzloser Plünderei, all das, vor dem George Wallace uns schon von jeher warnte — aber der Oberste Gerichtshof, der sich ausschließlich aus Anarchisten mit Namen, die auf -stein oder -farb oder -berger

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