Illuminatus 2 - Der goldene Apfel
ein Zufall sein oder Synchroni-zität, es konnte aber auch der Orden sein, der mich peinlich genau beobachtete und sichergehen wollte, daß mein Engagement sich vertiefte.
(«Die meisten Leute, die in der Spionage arbeiten, wissen nicht, für wen sie arbeiten », sagte Winifred mir einmal, in diesem typischen Tonfall von Seide, Satin und Stilettes, «vor allen Dingen diejenigen, die nur verrichten. Angenommen, wir finden einen französisch-kanadischen Separatisten in Montreal, der sich in der Position befindet, uns zu gewissen Zeiten gewisse Informationen zuzuleiten. Ihn werden wir ganz bestimmt nicht fragen, für den amerikanischen Geheimdienst zu arbeiten. Das ist nicht seine Angelegenheit, da es seinen wahren Interessen sogar zuwiderläuft. Also wird ein anderer Franco-Kanadier auf ihn angesetzt, der < nach weisen > kann, daß er Agent der geheimsten aller Quebec Lzfere-Untergrundbewegungen ist. Oder wenn die Russen in Nairobi eine Frau finden, die zu gewissen Ämtern Zutritt hat und zufälligerweise antikommunistisch und proenglisch eingestellt ist: dann hat's doch keinen Sinn, sie für den KGB anzuheuern, stimmt's ? Der Kontaktmann, den man auf sie ansetzen wird, wird einen ganzen Packen Referenzen vorweisen können und Oxford-Englisch sprechen, um sie zu überzeugen, er arbeite beim M 5 in London. Ja, so geht das halt», schloß er träumerisch, «so geht's...»)
Mein CIA-Kontaktmann war wirklich vom CIA; ich würde ohne zu zögern 60 zu 40 darauf wetten. Wenigstens kannte er die richtige Losung, um zu zeigen, daß er den Befehlen des Präsidenten folgte, was immer das nun auch beweisen mag. Es war Hoover persönlich, der mich beauftragte, die God's Lightning zu infiltrieren. Well, er wählte nicht allein mich dafür aus; ich war Teil einer Gruppe, und er hielt uns eine rauschende Anfeuerungsansprache. Ich kann mich heute noch dran erinnern, wie er sagte: «Laßt euch von ihren amerikanischen Flaggen nichts vormachen. Seht euch mal den gezackten Blitz an, könnte doch aus Nazi-Deutschland stammen, oder? Und denkt dran: das nächst Schlimmere nach einem gottlosen Kommunisten ist ein gottloser Nazi. Beide sind sie gegen Freies Unternehmertum.» Natürlich fand ich sofort heraus, nachdem ich der Arlington-Nieder-lassung der God's Lightning zugeführt worden war, daß Freies Unternehmertum in ihrem Pantheon nur den zweiten Platz hinter Heraklit einnahm. J. Edgar hatte in seinem Oberstübchen manchmal sehr sonderbare Hornissen rumschwirren — wie beispielsweise seine Angst, John Dillinger würde noch leben und irgendwo sitzen und ihn auslachen. Dieses Schreckgespenst war es, das Mel-vin Purvis in Ungnade fallen ließ; Purvis hatte Dillinger in Chicago niedergeschossen, und Hoover ließ ihn beim FBI Abschied nehmen. Diejenigen unter ihnen mit einem guten Gedächtnis werden sich daran erinnern, daß der arme Purvis in einer Frühstücksgetreide-Firma als Titular arbeitete und für den Nachwuchs an Sonderbeauftragten des FBI verantwortlich war. Ich war dann bei den God's Lightning, als ich Telemachus Nieste las, und ich finde immer noch, daß das ein herzerfrischend guter Stoff ist. Die Szene da, in der Taffy Rhinestone den neuen König im Fernsehen sieht, und der ist dann ihr alter Vergewaltiger mit den hohlen Wangen und er sagt: «Mein Name ist John Guilt» — Mann, das nenne ich schriftstellerisches Können. Seine anschließende, 103 Seiten lange Ansprache, in der er die Wichtigkeit von Schuld erklärt und zeigt, warum all jene Anti-Heraklitianer und Freudianer und Relativisten die Zivilisation dadurch zerstören,
daß sie Schuld zerstören, war gewiß überzeugend — vor allem für jemanden wie mich, mit von drei sich bereits auf vier erhöhenden verschiedenen Persönlichkeiten, von der die eine die andere betrog. Noch heute zitiere ich gern seinen abschließenden Satz: « Ohne Schuld kann es keine Zivilisation geben.» Ihr Buch Militarismus: Das unbekannte Ideal für den Neuen Heraklitianer ist, denke ich, ein unbedingter Absteller, aber die God's Lightning-Aufkleber «Was ist John Guilt?» lassen den Leuten das Blut in den Adern erstarren, so lange, bis sie eine Antwort gefunden haben. Ich lernte Atlanta Hope dann während der New Yorker Unruhen gegen den Wehrdienst kennen. Das war, Sie werden sich sicherlich noch daran erinnern, als die God's Lightning, von Berichten angewidert, daß der FBI mit der Bearbeitung von Kriegsdienstverweigerung und Wehrdienstflüchtigen um zwei Jahre in Rückstand
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