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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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ein einfaches Schnappschloß, so brauchte ich nicht einmal meine Nachschlüssel, eine Spielkarte genügte und schon war ich drinnen.
    Mein erster Gedanke war, direkt ins Schlafzimmer zu gehender alte Mann aus Wien hatte vollkommen recht, genau dort würde man Aufschluß über den Charakter eines Mannes gewinnen - aber da stand ein Stuhl in der Küche, der mich innehalten ließ. Die Vibes, die von ihm ausgingen, waren so stark, daß ich die Augen schloß und ihn gemäß dem schwierigen Dritten Alko des A.-. A.-, psychomaß. Es war Rebecca: Sie hatte auf diesem Stuhl gesessen und sich überlegt, ob sie Heroin schießen sollte. Die Vision war schnell vorüber, noch bevor ich lesen konnte, was sie davon abgehalten hatte.
    Das Schlafzimmer ließ mich fast aus den Latschen kippen. «Wer hätte gedacht, daß dieser alte Knacker so heißblütig ist?» para-phrasierte ich, indem ich rückwärts wieder hinausging. Zuviel darin zu lesen bedeutete eine Profanierung, und das, was ich da las, war schon genug. Miß Mao würde sagen, dieser Kerl war Tao-Yin (Beta Prim in der Terminologie des Ich). Kein Wunder, wenn Lehrman von Goodmans «Intuition» sprach.
    Im Wohnzimmer war es eine Nachbildung der Meerjungfrau aus Kopenhagen, die mich stehenbleiben ließ. Ich las sie und mußte kichern; mein Gott, was für Hang-ups wir doch alle haben.
    Die eine Wand war ein einziges Büchergestell, doch schien Rebecca diejenige der Familie zu sein, die las. Ich tastete das Büchergestell zur Probe mal ab und stieß auf Sauls Vibes in einer Reihe Kriminalromane und einer vom Scientific American veröffentlichten Anthologie mathematischer Logikspiele. Der Mann machte sich keinerlei Begriff seiner eigenen Fähigkeiten und Kräfte und dachte nur in der Terminologie des Rätsellösens. Sherlock Holmes, die Violine und das Kokain als Erleichterung und Ausgleich für geistige Aktivität mal abgezogen. Alles übrige floß in seine Ehe, in jenes heiße Schlafzimmer im ersten Stock.
    Nein; da lag ein Skizzenblock auf dem Kaffeetisch. Der Aura nach war es seiner.
    Ich ließ rasch die Seiten durch meine Finger flippen; alles detailliert, präzise, perfekt nach der Natur. Meistens Gesichter: Kriminelle, mit denen er von Berufs wegen zu tun gehabt hatte, alle mit einem Touch von Einfühlungsvermögen und Leidenschaft versehen, was er aus seinem Arbeitstag säuberlich heraushielt. Bäume im Central Park. Aktzeichnungen von Rebecca, Verehrung und Bewunderung in jedem Bleistiftstrich. Das faszinierende Gesicht eines schwarzen Jugendlichen vor dem Hintergrund eines Slum-Gebäu-des in Harlem. Dann eine Wende - das erste abstrakte Bild. Ein Davidsstern; doch hatte er begonnen, energetische Strahlen von ihm ausgehen zu lassen, und das nach unten weisende Dreieck war schraffiert—irgendwo in seinem Hinterkopf hatte er den Symbolismus voll herausgearbeitet und war dabei der Wahrheit erstaunlich nahe gekommen. Jetzt wieder Gesichter, offenbar immer noch von Kriminellen. Eine Szene in den Catskill-Mountains, Rebecca, die unter einem Baum sitzt und ein Buch liest - irgendwas stimmt nicht, Trübsal und Furcht in der Schattierung. Ich schloß die Augen und verstärkte meine Konzentration: Das Bild kam jetzt mit einer zweiten Frau ... Ich öffnete die Augen, schwitzte. Es war seine erste Frau, und sie war an Krebs gestorben. Er hatte Angst, Rebecca ebenfalls zu verlieren, doch sie war jung und gesund. Ein anderer Mann. Er dachte, sie könne ihn wegen eines jüngeren Mannes verlassen. Well, das war jetzt der Schlüssel. Ich blätterte ein paar Seiten weiter und sah ein Einhorn — noch etwas jener unbewußten Arbeit, die zu jenem erotischen Davidsstern überleitete.
    Ein rascher Blick auf Rebeccas Bücher. Die meisten anthropologisch, vorwiegend afrikanisch. Ich zog eines der Bücher aus dem Regal und schaute hinein. Wiederum Eros, leicht sublimiert. Der andere Teil des Schlüssels. Hassan i Sabbah X hatte einmal die Bemerkung fallenlassen: « Atmet da eine Weiße mit einer Seele so tot, verlangt sie nie nach einem Schwarzen in ihres Bettes Schoß ?»
    Ich stellte behutsam alles wieder an seinen Platz und begab mich zur rückwärtigen Tür. In der Küche hielt ich erneut inne und konzentrierte mich nochmals auf den Stuhl, denn Rückfälligkeit ist bei Heroinsüchtigen ebenso Teil eines Syndroms wie Husten bei einer offenen Lunge. Diesmal fand ich, was sie abgehalten hatte. Wenn ich sage Liebe, klingt's sentimental. Sage ich Sex, klingt's zynisch. Ich werd's Paarung nennen

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