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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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Geist», sagte er knapp. «Weishaupt nannte es das Astrallicht. Der Grund, daß der Orden so abgefuckt ist, liegt darin, daß sie den Kontakt zu ihm verloren haben.»
    An den darauffolgenden Tagen argumentierten Sade und Ma-soch darüber, ob Gott männlich oder weiblich sei, ob Gott überhaupt ein Geschlecht besäße oder ein Neutrum sei, ob Gott eine Ganzheit oder ein Verb sei, ob Buckminster Füller wirklich existierte oder ein technokratischer Solarmythos sei und ob die menschliche Sprache mit der Fähigkeit, Wahrheit zu enthalten, ausgerüstet sei. Substantive, Adjektive, Adverbien - alle Sprachteile - verloren für sie ihre Bedeutung, indem diese Clowns endlos über die grundlegenden Axiome der Ontologie und der Epistemo-logie debattierten. Inzwischen wurde sie nicht mehr fürs Reagieren auf den Namen Eris belohnt, sondern nur fürs Handeln wie Eris, die gebieterische und irgendwie pikante Göttin eines Volkes, das sich im Matriarchat so weit verloren hatte wie die Juden im Patriarchat. Hagbard hingegen wurde so unterwürfig, daß es fast an Masochismus zu grenzen schien.
    «Das ist ja lächerlich», widersprach sie ihm irgendwann einmal, «du wirst ja ... weibisch.»
    «Eris kann ... irgendwie ein wenig werden ... an moderne Auffassungen von Anstand, nachdem wir Sie angerufen haben werden», sagte er ruhig. «Zuerst müssen wir Sie hier haben. My Lady», fügte er unterwürfig hinzu.
    «Langsam beginne ich zu begreifen, warum du hierfür eine Schauspielerin ausgewählt hast», sagte sie wenige Tage später,
    nachdem ihr etwas Erfolg im Methodentraining eine Belohnung eingebracht hatte. Tatsächlich begann sie sich jetzt wie Eris zu fühlen und wie Eris zu handeln.
    «Die einzigen anderen Kandidatinnen — hätte ich dich nicht gekriegt — waren zwei andere Schauspielerinnen und eine Ballerina», erwiderte er. «An und für sich könnte das jede von starkem Willen beseelte Frau auch, aber ohne schauspielerische Erfahrung würde es viel mehr Zeit in Anspruch nehmen.»
    Zusätzlich zu den Filmvorführungen gab es jetzt noch eine ganze Reihe von Büchern über das Matriarchat: Diners Mothers and Amazons, Bachofen, Engels, Mary Renault, Morgan, lan Suttles The Origins of Loveand Hate, Robert Graves in PferdekurDosierung- The White Goddess, The Black Goddess, Hercules My Shipmate, Watch the North Wind Rise. Sie begann zu begreifen, daß das Matriarchat ebensoviel Sinn hatte wie das Patriarchat; Hagbards übertriebene Unterwürfigkeit ihr gegenüber begann ihr als ganz natürlich zu erscheinen; sie war voll auf einem MachtTrip. Die Beschwörungen nahmen an Wildheit und Frenetik zu. Sade und Masoch wurden in die Kapelle gebracht, um mit dämonischer Musik, auf einem Tom-Tom und einer alten griechischen Panflöte produziert, zu assistieren. Vor der Invokation aßen sie Haschischplätzchen, und anschließend konnte sie sich nicht mehr erinnern, was geschehen war, nur an eine Männerstimme, die immerzu rief: «Mutter! Schöpferin! Herrscherin! Komm zu mir! IQ EPE! Komm zu mir IQ EPIZ EPIZ! Komm zu mir! Ave, Discordia! Ave, Magna Mater! Venerandum, vente, vente!
    IQ EPE EAANAPOZ! IQ EPIZ EAEUTOAIS! Du Ungeborene ewig Wiedergeborene! Du Unsterbliche immer Sterbende! Komm zu mir als Isis und Artemis und Aphrodite, komm als Helena, als Hera, vor allem komm als Eris!»
    Sie badete in einem steinernen Becken, als er erschien, Blut von geschlachtetem Wild und von Kaninchen auf seinem Gewand ... Sie sprach die Worte, und Hagbard war wie gebannt ... Als er vornüber fiel, wurden seine Hände zu Hufen, Geweihsprossen wuchsen ihm auf der Stirn ... Seine eigenen Hunde mochten ihn zerreißen, es bekümmerte sie nicht; der glimmende Hanf betäubte sie, das Trommeln wirbelte sie unendlich durcheinander. Sie erhob sich aus den Wellen, stolz auf ihre Nacktheit, ritt auf den spermafarbenen Schaumkämmen. Er trug sie zurück zum Bett und flüsterte: «My Lady, my Lady.» Sie war die alte Hexe, die den langen Nil entlangwanderte, weinte und die Fragmente ihres verlorenen Körpers suchte, indem sie am Fenster und am Schrank vorbeikamen; sanft bettete er ihren Kopf in die Kissen. «Fast haben wir's geschafft», sagte er. «Vielleicht dann morgen nacht...»
    Sie waren wieder zurück in der Kapelle, ein ganzer Tag mochte vergangen sein, und sie saß in voller Lotos-Positur unbeweglich da und vollzog das Pranayama-Atmen, während er tanzte und sang und die unheimliche Musik des Tom-Toms und der Flöte an jedem einzelnen ihrer

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