Illuminatus 3 - Leviathan
nach Amerika zurück?» fragte George. «Und damit ist das Abenteuer mehr oder weniger beendet?»
«Wenigstens diese Phase», sagte Hagbard.
«Gut. Ich werde mich jetzt mal hinsetzen und versuchen, das, was ich gesehen und erlebt habe, aufzuschreiben. Ich sehe euch dann nachher.»
«Heute abend wird es in der großen Messe eine Dinner-Party geben», sagte Hagbard.
Joe sagte: «Vergiß nicht, daß Confrontation eine Option auf alles hat, was du schreibst.»
« Fuck you », kam es von George zurück, indem er die Tür hinter sich schloß.
«Ich wünschte, ich hätte etwas Besseres zu tun als Kartenspielen», sagte Otto Waterhouse. «Gib mir zwei.»
«Ja, hättest du, äh?» sagte Harry Coin. «Ist dieses Niggermädchen, Stella, nicht dein Mädchen? Warum bist du nicht bei ihr?»
«Weil es sie gar nicht gibt», sagte Otto und nahm die zwei Karten auf, die John-John Dillinger ihm über den polierten Teak-tisch zugeschoben hatte. Er betrachtete einen Augenblick lang sorgfältig sein Spiel und knallte dann eine Fünf-Tonnen-FlachsNote auf den Tisch. «Ebensowenig wie Mavis oder Miss Mao existieren. Irgendwo hinter all diesen verschiedenen Identitäten gibt es eine Frau, aber alles, was ich bisher erlebt habe, bestand aus Halluzinationen.»
«Es gibt auf der ganzen Welt nicht eine einzige Frau, von der man das nicht sagen könnte», sagte Dillinger. «Wieviel Karten, Harry ?»
«Drei», sagte Harry. «Du hast mir ein verdammt beschissenes Spiel gegeben, John-John. Überleg dir mal, jedesmal, wenn du Sex treibst, halluzinierst du. Das ist es, was es so irre macht. Und deshalb kann ich auch alles ficken.»
«Ich nehme nur eine», sagte Dillinger. «Hab mir selbst ein ganz gutes Spiel gegeben. Was siehst du denn, Harry, wenn du Bäume, kleine Knaben und was sonst immer fickst?»
«Weißes Licht», sagte Harry. «Ein wunderschönes klares, weißes Licht. Ich steige mit zehn Tonnen Flachs ein.»
«Na, dann kann dein Spiel gar nicht so schlecht sein», sagte Otto Waterhouse.
«Herein!» sagte George. Die Kabinentür wurde geöffnet. Er legte seinen Filzstift nieder. Es war Stella.
«Zwischen uns besteht ein kleines Problem, oder?» sagte sie. Dabei trat sie in sein Zimmer, kam auf ihn zu und setzte sich neben ihn aufs Bett. «Ich glaube, du hast dich über mich geärgert», fuhr sie fort und legte eine Hand auf sein Knie. « Dir kommt es so vor, als sei diese meine Identität fauler Zauber. Also habe ich dich irgendwie enttäuscht.»
«Ich habe dich und Mavis, euch beide verloren», sagte George. «Ihr bedient euch ein und derselben Person ... was bedeutet, daß es dich gar nicht gibt. Du bist unsterblich. Du bist nicht menschlich; ich weiß nicht, wer und was du bist.» Plötzlich sah er sie hoffnungsvoll an. « Es sei denn, daß alles, was in der vergangenen Nacht geschah, eine Halluzination war. Meinst du, es war das Acid? Kannst du dich wirklich in beliebig viele Leute verwandeln?»
«Ja», sagte Mavis.
«Tu das nicht», sagte George. «Es bringt mich zu sehr durcheinander.» Er warf einen kurzen Blick zur Seite. Es war Stella.
«Ich verstehe es selbst nicht, warum es mich eigentlich stört», sagte George. « Eigentlich sollte ich das inzwischen spielend schaffen.»
«Hat es dir eigentlich nie etwas ausgemacht, neben mir auch noch in Mavis verliebt zu sein ?» fragte Stella.
«Nicht besonders. Weil es mir nie so vorkam, als hätte es euch gestört. Aber ich weiß jetzt auch warum. Wie hättest du eifersüchtig sein können, wenn du und Mavis ein und dieselbe Person wart ?»
«Wir sind nicht ein und dieselbe Person, jedenfalls nicht so ganz.»
«Was soll das heißen?»
«Hast du jemals Die drei Gesichter der Eva gelesen? Paß gut auf... »
Wie alle guten Liebesgeschichten begann auch diese in Paris. Sie war als Hollywood-Schauspielerin sehr bekannt (und in Wirklichkeit Illuminatin); er war gerade im Begriff, als Jet-SetMillionär bekannt zu werden (und war eigentlich Schmuggler und Anarchist). Laß Bogart und die Bergmann in der FlashbackSequenz in Casablanca an dir vorüberziehen. Es war genauso. Eine Leidenschaft, so intensiv, ein Paris, so schön (indem es sich vom Krieg erholte, hatte es sich in jenem Bogart-Bergmann-Epos dahin entwickelt), ein Paar, so viel ausstrahlend, daß jeder Betrachter mit einem Blick für Nuancen einen Sturm hätte voraussagen können. Er setzte in der Nacht ein, in der er bekannte, ein Magier zu sein und ihr einen bestimmten Vorschlag machte; sie verließ ihn
Weitere Kostenlose Bücher