Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
gaben ihm das Schwert des Königs in die rechte Hand. Es hieß Mondstrahl. Dann umhüllten sie ihn mit Effèlans purpurfarbenem Umhang und setzten ihm einen einfachen Silberreif auf die Stirn.
Jeder, der ihnen zusah, musste denken, hier würde ein Toter bestattet, aber Mirays Lippen und Wangen waren rosig und warm. Dari und die beiden Prinzessinnen aus Shidabayra standen abseits und beobachteten die stille Zeremonie.
Zuletzt stellten die beiden Männer an jeder der vier Ecken eine brennende Fackel auf. Schließlich nahm Effèlan seinen Platz am Fußende des Sockels ein und rührte sich die ganze Nacht nicht von der Stelle. Den Blick wie gebannt auf Mirays schlafendes Gesicht gerichtet.
Fay stand ebenfalls dabei, und am nächsten Tag und noch viele Tage danach, blieben ihre Augen gerötet.
Als die Prinzessinnen später mit Dari auf dem Rücken des schwarzen Drachen abreisten, blieben König Effèlan und Roderick in der Stadt der Drachenhüter zurück.
Während Lucy und Fay zusammen mit dem Drachenfürsten Nevantio von Romec nach Shidabayra und zu ihrem Vater zurückkehrten, errichteten Effèlan und Roderick ein kleines Mausoleum um Mirays Steinsockel herum, dessen Dach ihn vor Unwetter und Hitze schützen sollte.
Später kamen einige Ashjafal an Bord des Schwanenschiffes nach Kutraija, um ihrem König zu dienen. Sie hielten Wache vor dem Mausoleum des Prinzen.
Effèlan blieb bis an sein Lebensende in der verlassenen Stadt der Drachenhüter und besuchte seinen schlafenden Ziehsohn jeden Tag. Zeit schien Miray nichts mehr anhaben zu können. Immer sah er so jung und lebendig aus, wie an dem Tag, an dem Effèlan ihn auf der Spitze des Sehenden Turmes gefunden hatte.
Fay benötigte viele Jahre, um das, was sie getan hatte, zu begreifen und zu überwinden. Erst als König Tahut im 355sten Jahr des Drachen Algament an einer schweren Lungenentzündung starb und Fay zur Königin gekrönt wurde, begann sie ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie wurde eine gute und weise Königin, die nie einen Krieg gegen ein anderes Volk führte.
Lucy stand immer an ihrer Seite und ihre Kinder wuchsen gemeinsam auf. Lucy konnte Miray nie ganz vergessen, und als sie schon sehr alt war, besuchte sie ihn, zusammen mit ihrem Ehemann, Nevantio von Romec, in der Stadt der Drachenhüter, wo sie ihn immer noch mit Mondstrahl in der Hand schlafend vorfand.
Noch viele Jahre nachdem niemand mehr lebte, den Miray gekannt hatte, bewachten die Nachfahren der Ashjafal seine Ruhestätte.
Irgendwann wurden Geschichten aus seinen Erlebnissen gewebt, die man sich in Faranjoma erzählte. Geschichten, die später zu Märchen wurden.
Sehr viel später vergaß man, wo sich der Schlafende Prinz befand. Man vergaß sogar die Stadt der Drachenhüter, und Miray schlief immer noch weiter.
Aber all die vielen Jahrhunderte kamen Prinz Miray zuletzt dennoch nur wie Sekunden vor, als sein Herz wieder zu schlagen begann und er die Augen öffnete. Er sah einen blauen Himmel über sich...
ENDE
Fortsetzung folgt im zweiten Band: Kabal Shar- Die Rückkehr des Prinzen
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