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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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verließ.
    Paul Hohenbergs graublaue Augen richteten sich fragend auf Asmodeo. „Graf“, flüsterte er. „Was ist passiert? Wo sind meine Söhne?“
    Asmodeo blieb ihm eine Antwort schuldig. Stattdessen wies er auf einen Stuhl, der in einer Ecke des Raums vor einem Tisch stand. „Darf ich mich setzen, Herr Hohenberg? Mir fällt das Stehen schwer.“
    Der Vater von Johannes nickte geistesabwesend. „Bitte.“
    Asmodeo zog den Stuhl vorsichtig und etwas umständlich bis vor das Klinikbett und ließ sich langsam darauf nieder.
    „Graf, sagen Sie mir endlich, wo meine Söhne sind!“ Paul Hohenbergs Gesicht war blass und voller oberflächlicher Schnittwunden. Die Lider waren leicht geschwollen und gerötet. Dennoch strahlten seine Augen voller Willenskraft.
    Asmodeos Blick war kalt. „Was wissen Sie bereits?“
    Paul Hohenberg zuckte die Schultern. „Wir hatten die Besichtigung der Anlage beendet. Clement hielt eine Rede in der großen Werkshalle. Alle waren versammelt. Und dann wachte ich hier auf.“
    „Erinnern Sie sich noch an den Champagner?“
    Paul Hohenberg wurde unruhig und wischte sich mit einer fahrigen Geste über die Stirn.
    Asmodeo beugte sich in seinem Stuhl nach vorne, verzog dabei schmerzhaft sein Gesicht und begann: „Ich werde Ihnen jetzt die Wahrheit erzählen. Es ist wichtig, dass Sie mir gut zuhören. Das Leben von Johannes, die Zukunft Ihrer restlichen Familie hängt davon ab.“
    „Meiner restlichen Familie, sagen Sie?“ Paul Hohenberg presste sich die Hände gegen die Schläfen und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, schien er ruhig und gefasst. „Ich höre, Graf.“
    Asmodeo befeuchtete sich kurz die Lippen. „Clement hat sich bei dem Remanentenprojekt gnadenlos verspekuliert. Die einzige Möglichkeit, die er sah, um den bevorstehenden finanziellen Ruin zu vermeiden, bestand darin, einen gigantischen Versicherungsbetrug zu inszenieren.“ Asmodeo hustete und wischte sich mit einem Taschentuch über den Mund. Der weiße Stoff wies anschließend kleine rote Pünktchen auf. Sorgfältig verstaute er das Tuch wieder in seiner Tasche.
    „Clement hatte vor, die gesamte Anlage mit sämtlichen Mitarbeitern und auch mit Ihnen und Johannes in die Luft zu jagen. Es sollte so aussehen, als wäre es zu einem tragischen Arbeitsunfall gekommen.“ Asmodeo stockte.
    Paul Hohenberg atmete schwer. Über seiner Oberlippe erschienen Schweißperlen. „Der Champagner?“, fragte er tonlos.
    „Clement hat ihn mit einem starken Narkotikum versetzen lassen. Niemand sollte ihn bei seiner Tat beobachten. Niemand sollte ihn hindern können.“
    Asmodeo machte erneut eine Pause und veränderte behutsam seine Sitzposition. Dabei atmete er gepresst aus. „Clements Plan ging schief – zum Glück muss man sagen. Die Belegschaft ist am Leben. Aber…“
    „Aber was?“, fiel ihm Paul Hohenberg scharf ins Wort.
    „Ihr Sohn Clement ist tot, ebenso der Werksleiter, Dr. Müller.“
    Paul Hohenberg setzte sich auf und klammerte sich an den verchromten Haltegriffen seines Bettes fest. „Und Johannes? Was ist mit Johannes?“
    „Johannes hat eine Schussverletzung davongetragen.“
    „Schussverletzung?“ Paul Hohenberg verstärkte den Griff um die Haltestangen. Seine Knöchel traten weiß hervor. „Wie ist das möglich? Wer hat auf ihn geschossen?“
    Asmodeo blieb ruhig. „Wollen Sie das wirklich wissen?“
    Paul Hohenberg fiel auf sein Kopfkissen zurück. Jede Kraft schien aus ihm gewichen zu sein. Die nächsten Worte flüsterte er mehr, als dass er sprach. „Clement ist...“, er zögerte, „Clement war krank. Er hätte behandelt werden müssen. Ich habe die Anzeichen gesehen, sie glichen denen seiner leiblichen Mutter. Er wurde wahnsinnig. Und ich… ich habe nichts unternommen. Ich habe das Offensichtliche verdrängt. Aber als Johannes begann, sich für die Firmengeschäfte zu interessieren, habe ich gehofft, dass sich alles zum Besseren wendet. Ich habe gehofft, dass Johannes einen positiven Einfluss auf seinen Bruder hat.“ Paul Hohenberg ließ seinen Kopf sinken. „Es ist alles meine Schuld.“
    Unbarmherzige Stille senkte sich über den Raum.
    Es war Paul Hohenberg, der das Schweigen schließlich durchbrach. „Wie geht es Johannes? Wie geht es meinem Sohn?“
    Asmodeos Augen richteten sich auf ihn. „Johannes kämpft mit dem Tod.“
    Paul Hohenberg versuchte erneut, sich aufzurichten. Schwankend machte er Anstalten, aus dem Bett zu steigen. „Ich muss zu ihm. Ich muss ihm

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