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Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
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setzten uns dann dort hin und ich packte wieder einmal einige Sachen aus, die ich in ihrem Auftrag gekauft hatte.
    Diesmal gefielen ihr die Ärmel des Kleides nicht. Das Kleid sei auch viel zu lang.
    Geh es umtauschen .
    Das Unterkleid habe den ganz falschen Stoff.
    Aber Oma, das ist doch genauso ein Unterkleid, wie du es mir zerrissen gegeben hast?
    Ja, aber ich will jetzt Baumwolle haben!
    G erne, ich werde ein anderes für dich kaufen. Die Strumpfhosen sind aber besonders warm, hieß es bei Palmers.
    Strumpfhosen?
    Ja, wir haben uns letztes Mal darauf geeinigt, da dir die deine Strümpfe jetzt immer so runterrutschen, weil du abgenommen hast.
    Strumpfhosen kommen nicht infrage. Zurückgeben.
    So ging es weiter.
    Dann k amen zwei an unseren Tisch. Sie hören aufmerksam zu, als ob wir eine Vorstellung für sie geben würden.
    Oma jammerte vor den Zuschauerinnen, wie schlecht es ihr immer hier gehe. Sie würde auf gar keinen Fall hier bleiben wollen.
    Dabei sah sie mich wie üblich vorwurfsvoll an und blickte, wenn ich antwortete, beleidigt zu Boden.
    Inzwischen hat te die Glatze offensichtlich doch wieder den Ton am Fernseher bekommen. Denn aus dem Aufenthaltsraum schallte es heraus wie aus einer Disco.
    Oma sagte, sie sei vor ein paar Tagen in der Nacht aus dem Bett gefallen und habe stundenlang geschrien. Die Glatze , die bei ihr im Zimmer liege, habe sie nur angestarrt. Die ganze Nacht.
    Sie hat nicht die Nachts chwester geholt!
    Da kam die Glatze herüber.
    Die Oma sagt e sehr laut und aufgebracht zu den anderen:
    Da! S ehen Sie, die Glotze glotzt schon wieder .
    Das ist mir natürlich sehr peinlich.
    Eine sagte: Nur Männer haben eine Glatze und man nickt einander zu.
    Da spazierte die Glatze weiter, sagt etwas zu sich selbst, ich habe es nicht verstanden, aber es klang ganz normal.
    Eine Uralte kam an unseren Tisch. Sie erzählte, sie habe am achtzehnten August Geburtstag.
    Der achtzehnte August, soso, Kaisers Geburtstag , sage ich.
    Da glänzten ihre Augen.
    Oma hatte mir früher oft von diesem Datum erzählt.
    Doch gleich nörgelt e Oma weiter und vertrieb die Nette damit. Sie schimpfte nun wie üblich, dass ich nicht schon am Vormittag gekommen sei und sie wieder so lange habe warten müssen.
    Oma und alle anderen hier, sie aber besonders, stinken immer kräftig nach Urin. Und das ist nicht ein frischer Geruch wie bei einem Kleinkind.
    N iemand von ihnen kann da etwas dafür, wirst du sagen.
    Jedes Mal, wenn ich, und das tue ich seit vielen Jahren, Oma in einem Pflegeheim oder auch zu Hause besuche, muss ich gleich nachher mein Hemd in die Schmutzwäsche geben und mir sofort die Haare waschen, weil dieser penetrante Geruch sich so verfängt. Meine Mädchen können dir das bestätigen, sie riechen es auch.
    Aber was kann man Oma denn schon sagen?
    Ich wollte dann noch in ein Café gehen. Doch es hatte nur bis um fünf geöffnet und Oma wollte mich nicht rechtzeitig gehen lassen.
    Nun waren wir bei Ich habe eben keinen Platz in deinem Leben mehr gebucht! angelangt.
    Sachen umtauschen, ihre Psychologin treffen, einen Platz in einem anderen Heim suchen, wenn auch bislang vergeblich, um die Höhe der Heimkosten feilschen, das sei viel zu tun, rechtfertige ich mich.
    Sie beschwerte sich, dass man ihr gesagt habe, sie bekomme keine Ermäßigung, weil sie noch Sparbücher habe.
    Wir gingen nun in den Aufenthaltsraum, dort gab es Jause.
    Ein großer Mann saß wie immer auf dem gleichen Platz am Tisch und starrte vor sich hin. Ab und zu fiel ihm der Kopf in die Jause, das war normal bei ihm. Ein anderer Mann, den ich nun auch schon längere Zeit kenne, der Herr Walter, tat den ganzen Tag nichts anderes, als seine Patschen aus- und wieder anzuziehen.
    Eine weitere Heiminsassin pflegte langsam den Raum zu durchqueren, bis sie direkt vor jemandem stand. Dann lallte sie etwas, das keiner verstand. Man musste sie dann um ihre Achse drehen und ihr einen leichten Schubs geben. Mit diesem Impuls ging sie so weit, bis sie wieder vor einem Hindernis stand. Dann wiederholte sich das Ganze.
    A uch ins Spital will Oma nie, nie, nie wieder.
    Warum, Oma?
    Weil man dort keine Ansprache hat. Es sind nur alte Leute dort.

    Aber wie halten das die Schwestern und Pfleger aus?
    Marlene, du liebst deine Eltern? Aber selbstverständlich. Dann hoffe, dass sie beizeiten bei einem Unfall sterben.

Band 3 – Verrückt

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    Montag, 1. November, 0.28
    Betreff: Gute Nacht
    Bitte mach dir keine Sorgen, ich habe das Traurige weggeschlafen. Das

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