Im Anhang mein Herz

Szene zu setzen. Ein Lied gesungen. Und einiges mehr hast du getan.
    Das wirst du jetzt für ihn machen! Er bekommt wahrscheinlich auch schon private Mails von dir, wenn ihr so oft zusammen feiert. Weil es sich jetzt so oft ergibt!
    Bald wirst du nur mehr für ihn Zeit haben. Soviel Zeit hast du ja auch wieder nicht, dass neben deinem Mann und ihm noch ausreichend Zeit für drittplatzierte wäre.
    Aber was hilft mir das Schreiben schon. Nichts. Du wirst es nicht verstehen. Du wirst böse sein, es wird wieder einen Krach geben und danach wird es ganz aus sein.
    Dann kannst du in Ruhe mit ihm weiter flirten. Wenn er dir auch zu langweilig wird, mit dem Nächsten, und so weiter. Die Hauptsache ist doch, der Schein bleibt gewahrt und es verliebt sich niemand ernstlich in dich.
    Vermutlich habe ich dich immer für viel zu gut gehalten!
    Das ist wahrscheinlich nur eine Ausrede, dass sich dies und jenes nicht gehört, weil ich dir nicht gefalle. Vermutlich er oder sonst jemand, von dessen Existenz ich gar nicht erfahre, schon.
    Oberflächlich muss es bleiben, sonst ist es ja gefährlich.
    Kann man nichts machen.
    Nur, dass du mir die Wahrheit nicht sagst, das ist das Schlimme daran.
    Gute Nacht also.
    Leider bin ich so blöd, dich trotzdem zu lieben, auch wenn du dich zehnmal lieber mit einem anderen unterhältst. Vermutlich würde ich, wenn du ihn auf der Feier umarmen und küssen würdest, mir den Vogel zeigen und ihr beide über mich lachen würdet, vermutlich würde ich dich auch dann noch lieben.
    Aber das kannst du ja nicht verstehen.
    Entschuldige die Belästigung.
    Viel Spaß mit deinen Mailpartnern und auf all deinen Feiern.
    Artur

    21.33
    Nein, das ist ein Irrtum deinerseits. Bei mir ist das Wort werten sehr gut belegt. Auswählen beinhaltet die Wertung!
    Servus.

    21.34
    Genau, Schlüßel zu schreiben war nicht unlogisch. Aber Logik allein nützt in dem Fall nichts. Besser ist es dann geworden, wenn die Schreibung dem Klang eher entspricht, finde ich.
    Servus.

    Mittwoch, 7. Dezember, 11.06
    Betreff: Nichts
    Ach so, dann hast du meine Mails von gestern Abend noch nicht gelesen. Ich hatte mich geärgert.
    Es hatte für mich so ausgesehen, da du die Veröffentlichungen deiner Verwandten aufgelistet hast, dass du dich als besser darstellen wolltest. In Wirklichkeit ist es doch überhaupt nicht dein Verdienst, dass es mehr Leute gibt, die so heißen wie du, und zufällig etwas publiziert haben.
    Es besteht also kein Grund dazu, mir diese Auflistung zu schicken.
    Es gibt einen Spruch, der manchmal falsch ist, ganz falsch: Wie man in den Wald ruft, so kommt es zurück. Es muss heißen: Je netter man ist, desto mehr wird man gering geschätzt.
    Für diese Mail und die Mails von gestern entschuldige ich mich.
    Artur
    PS Aber ich weiß es schon, meine Mails sind uninteressant gegen seine. Ich denke nun schon, ihr passt ohnehin viel besser zusammen: Einer ist großkotziger als die andere.

    Mittwoch, 7. Dezember, 11.47
    Betreff: Okay
    Danke.
    Ich bin nicht mehr böse.
    Ich bin nur eifersüchtig auf alle, die dich jeden Tag sehen dürfen.
    Entschuldigung, liebste Marlene.
    Viele Küsse.
    Artur

    Mittwoch, 7. Dezember, 17.50
    Betreff: Arm
    Armes liebes Marlenelein, dass du so viel zu tun hast! Hoffentlich musst du trotzdem nicht zu lange bleiben, mein kleiner Liebling. Und freu dich auf die vier freien Tage!
    Ich habe einen neuen, schon etwas älteren Kollegen bekommen, mit dem ich ganz gut plaudern kann.
    Viele liebe Grüße und Küsse, und es tut mir so leid, dass ich so böse zu dir war.
    Artur
    PS Kennst du den alten westfälischen Gruß Bis die Tage?
    PPS Es tut mir leid, ich hätte nie damit gerechnet, dass jemand bei einer Mailadressen-Umstellung so dumm sein kann, die alten Adressen nicht wenigstens in einer Übergangsphase weiterzuverwenden. Auf die Idee bin ich nicht gekommen. Aber dir wird es zum Glück eh nicht so wichtig sein, alle meine Mails zu bekommen.

    Mittwoch, 7. Dezember, 18.57, zu Hause
    Erinnerst du dich, wie du mir deinen ersten Brief vor dem Rückflug gegeben hast?
    Erinnerst du dich, wie wir zum ersten Mal gemeinsam essen waren und du gesagt hast: Ich möchte in deinen großen, klugen Kopf hineinschauen können?
    Erinnerst du dich, wie wir zum ersten Mal gemeinsam im Hotel waren und ich am Abend noch in deinem Zimmer?
    Erinnerst du dich an die schwarze Sporttasche mit unseren Mail-Ausdrucken, die hin und her ging, je nachdem, ob ich sie verstecken musste oder nicht?
    Erinnerst du dich, wie ich das