Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
Vom Netzwerk:
Telefonseelsorge und aufgelegt, als sich jemand meldete. Ich glaube jetzt nicht, dass ich noch einmal anrufe. Ich will nicht mit fremden Menschen über meine Probleme mit Oma sprechen.
    Ich erwarte aber auch keine Hilfe von dir. Das wäre nicht okay.
    Es sind meine Sorgen. Ich teile sie dir mit. Nicht mehr.
    Nun weiß ich, wo das Problem liegt. Die Einfühlung in meine Oma muss dort haltmachen, wo sie beginnt, mir zu schaden.
    Ich bin nicht Oma. Sie ist sehr alt, sie wird bald sterben.
    Ich bin nicht neunundneunzig Jahre alt. Ich lebe weiter.
    Artur

    13.23
    Wie steht es nun mit deinem Plan, dir den schnelleren PC zu kaufen? Wirst du ihn dir vor Weihnachten noch zulegen? Als Weihnachtsgeschenk?
    Darf ich dich ins Geschäft begleiten?
    Und wie wäre es mit gemeinsamen Weihnachtseinkäufen an einem Freitag Nachmittag?
    Artur

    14.42
    Liebe Marlene!
    Ich bin gerade nicht in Form für schwierige Fragen.
    Handeln setzt Werten voraus, denn ich suche aus, was ich tue und was ich unterlasse. Indem ich das eine tue, werte ich es auf. Ich halte es für wichtiger als das, was ich nicht tue.
    Werten und Auswählen kann man nur auf der Basis unvollständiger Informationen. Ich habe doch nicht den Überblick über alles, sodass ich sagen könnte, diese Informationen sind relevant, die berücksichtige ich, jene nicht. Ich habe nie alle Informationen.
    Damit muss man sich ein für alle Mal abfinden. Ich tue etwas, so gut ich kann. Man darf sich nicht den Kopf zerbrechen. Oder am Ende gar nicht mehr handeln, um sich der Tatsache zu entziehen, dass man Ungerechtigkeiten in die Welt setzt, weil es nicht anders geht. Das Leben ist ein Vorgang in der Natur und die Natur ist nicht gerecht. Wenn ich es überdenke, kann man auch durch Nichthandeln Unrecht tun.

    14.50
    Es freut mich nicht, doch da es konstruktiver ist, überwinde ich mich und gehe heute zum Training. Es ist bestimmt in deinem Sinn auch, dass ich mich nicht im Bett verkrieche. Das Training wird mir Kraft geben.
    Dann wird es vielleicht spät, denn wahrscheinlich gehe ich dann noch wohin.
    Daher gleich gute Nacht!
    Mit vielen sehnsüchtigen Grüßen und Küssen
    meine liebste, ach so weit entfernte Marlene
    Artur

    15.31
    Und genau das ist es ja. Es wäre mir nicht möglich, eine Frau zu lieben, die nicht so empfindet ihrem Mann gegenüber wie du. Jetzt mal abgesehen von deinem harmlosen Flirt mit dem Kollegen in deiner Firma.
    Und wenn wirklich irgendwo ein zweites solches Wesen wie du lebte, würde ich es ebenfalls deshalb lieben, weil es seinem Mann immer treu wäre. Es hat daher gar keinen Sinn, nach so jemandem Ausschau zu halten, da sich das gleiche unlösbare Problem ergeben würde wie bei uns. So bleibe ich gleich bei dir. Das ist einfacher.

    21.47
    Ja, es stimmt. Ich muss rund um die Uhr an sie denken und mich mit ihr identifizieren. Ob ich will oder nicht. Es hilft aber nichts, wenn man sich selbst fertigmacht, sodass man für den, der wirklich betroffen ist, keine Kraft mehr hat!
    Für Sonntag habe ich ihr meinen Besuch versprochen. Sie hielt meine Hände und weinte. Lass mich nie mehr allein! Ich lasse dich nicht los! Geh nicht weg!

    21.57
    Wirst ja sehen, es eilt nicht mit dem PC.
    Dass es mein Bestreben ist, so oft wie möglich in deiner Nähe zu sein, weißt du ja. Vorhin habe ich überlegt, dich zu bitten, ob ich dich morgen oder am Sonntag irgendwo sehen darf. Es ist so gut, wie von dir das Leben ausgeht. Von deinem Lächeln. Vielleicht besuchst du ein Café, gehst eislaufen oder spazieren?
    Meine Zeit wird kommen. Wenn man ausreichend fest daran glaubt, wird es eintreten.
    Vielleicht spürt dein Mann plötzlich, dass er mich zum Freund haben will. Und dann wäre ich oft in deiner Nähe.
    Wenn ich bedenke, dass ich dich etwa dreiundfünfzig Mal im Jahr kurz sehe und den Rest des Jahres auf dieses Siebentel warte. Es entgehen mir sechs Siebentel meines Lebens.
    Ein Tag ohne dich zu sehen, ist kein Leben.
    Aber ich glaube ja fest an eine Verbesserung.
    Daher werden deine Worte eines Tages auf meinem Anrufbeantworter gespeichert sein. Ich habe ihn ja nur wegen dir gekauft.
    Ebenso wirst du mich zu Weihnachten, oder bald danach, ganz von selbst besuchen wollen, ohne dass ich dich deswegen lange bitten oder sekkieren müsste, worüber du dich ärgern müsstest. Es wird dir einfach im Schlaf ins Ohr geflüstert werden, dass du mich besuchen willst.
    Und einmal werde ich eine schöne Wohnung haben, die nicht so schrecklich weit weg ist von deiner. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher