Im Anhang mein Herz
da.
Ich vergleiche jetzt immer die Situation mit Irene mit unserer.
So freue ich mich auf ein Treffen mit dir und leide gleichzeitig mit deinem Mann deswegen, aber auch mit mir selbst – wegen Irenes Freund.
W orüber kann ich mich noch ungetrübt freuen?
I ch würde so gern wissen, wie intensiv dein Mann noch gegen mich eingestellt ist, oder ob er mir jetzt schon vertraut.
Ire ne wird sich nicht mehr ändern.
Ich bräuchte eine Partnerin, die verlässlich ist. Vielleicht eine, die älter ist. Hauptsache, sie hat mich gern und kränkt mich selten.
Ich weiß , dass ich es nicht ablehnen könnte, mit Irene ins Bett zu gehen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Wenn ich dir doch einmal nur diese Nachrichten schicken könnte:
Ich feiere mit meiner Freundin den dritten Jahrestag unseres Zusammenwohnens.
Ich habe ein Programm geschrieben, das seit einer Woche fehlerfrei läuft.
Oder, ich werde Vater eines Sohnes, wie soll ich ihn denn nennen.
Eine Tochter würde Marlene heißen, das würde ich durchsetzen.
Doch meine Mails drehen sich immer um das Gleiche: Ich versage, habe versagt und weiß, dass meine nächsten Versager Schlange stehen.
Wenn etwas passiert, denke ich sofort, wie ich dir das maile.
Ich würde mich freuen, wenn du dich über meine Mails freust.
Das Dumme ist, ich gebe nie auf zu denken, da kann man noch etwas retten. Ich schaffe es, auf den nächsten Tag zu hoffen. So werde ich dann neu enttäuscht.
Meine Sachen packe ich in der Nacht, wenn Erna endlich in ihrem Zimmer ist oder sonst wo. Vielleicht fährt sie heute noch weg, weil sie sich draußen gar so wild aufführt.
Das wäre schön.
Dann könntest du endlich zu mir kommen.
Ich weiß, daraus wird nichts.
Ich r ufe dich vielleicht am Montag im Büro noch an, mein Flug geht erst zu Mittag, ob du diese Nachricht erhalten hast.
Servus.
Kein Kuss. Denn dein Mann kränkt sich darüber, so lasse ich es sein und bin lieber traurig darüber, dass ich dir keinen geschrieben habe.
Artur
Sonntag, 11. Juli, zu Hause
Liebe Marlene!
Du freust dich bestimmt schon auf den Urlaub.
Nein, ich interessiere mich wie du nicht sehr für Fremdsprachen. Aber wenn ich gerade in einem anderen Land bin, und nur dann, verschlinge ich den Sprachführer und versuche, etwas Kompliziertes zu übersetzen. Nach der Heimreise vergesse ich alle Wörter gleich wieder.
Meine Tochter hat, glaube ich, selbst einen DVD-Brenner.
Wegen deiner Mahnung, nur kurze Mails zu senden: Wenn du nicht immer wieder gesagt hättest, du seist neugierig, würden sie nicht so lang ausfallen. Das hat man jetzt davon!
Leider schmerzt mein Knie wieder. Ich werde mir eine Überweisung zum Orthopäden holen.
Im Herbst will ich wieder ganz fit sein, damit ich mit Irene um die Wette schwimmen kann. Im Oktober, wenn wir gemeinsam Urlaub machen.
Ach, i ch vergaß einen Moment lang, dass es nicht sein wird.
Aber gegebenenfalls.
Ich finde es übrigens nicht nett von dir, dass du ihr schlechtes Wetter wünsch st!
Ic h wollte, sie wäre hier bei mir, dann wäre ihr nicht kalt. Ihr ist immer gleich kalt, genau wie dir.
Ich sollte n achsichtiger sein und weniger erwarten von ihr. Aber teilen will ich sie immer noch nicht.
Jetzt ist der große Augenblick gekommen! Erna ist weg.
Es ist halb zehn.
Herrlich, wenn man die Wohnung für sich hat.
Die Türen stehen offen. A ußer die zu Ernas Zimmer.
Auf morgen freue ich mich schon sehr. Obwohl, gleichzeitig ist auch schon Traurigsein dabei. Es ist für so lange das letzte Mal, dass ich dich sehe.
S chreibst du mir wenigstens einmal aus dem Urlaub?
Dein Artur
PS Ich mache Ordnung, das be deutet Rechnungen zu sortieren, Ernas Sachen von meinen trennen, jene Art von Aufräumen, bei der zunächst einmal das Chaos wächst. Trotz des schönen Wetters, da es mich jetzt gerade freut.
Ich habe übrigens mit ihr gefrühstückt.
Sie sorgt sich wegen ihrer neuen Wohnung, denn es ist noch möglich, dass etwas nicht klappt. Nächste Woche wird es sich herausstellen.
Wir haben sogar über Irene und dich gesprochen. Sie weiß , dass du nur mein Traum bist und dass Irene nicht von ihrem Freund loskommt.
S obald ich nicht mehr mit ihr zusammenwohnen muss, ist sie eigentlich ganz vernünftig. Ich habe ihr zugesagt, dass wir uns ab und zu treffen werden.
Ist es nicht schön, dass es ein Auseinandergehen ohne Streiten gibt?
Ich überlege, im Herbst wieder die Uni aufzusuchen, um zu sehen, ob ich nicht doch noch mit einem Studium beginne neben
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