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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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meinem Leben anfangen wollte.
    »Okay.«
    Er nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest. »Das ist meine Tochter. Du wirst sehen, es wird schon alles gut gehen. Verlass dich einfach auf deinen Instinkt.«
    Mein Instinkt war Mist, aber das behielt ich jetzt mal für mich.
    »Du kannst solange auch gerne hier wohnen. Dann hast du es nicht so weit zum Büro.«
    Ich zog den Vorschlag für einen Sekundenbruchteil in Erwägung, lehnte ihn dann jedoch ab. Ich liebte mein kleines Häuschen, obwohl Dovie meine Vermieterin war. Und außerdem würde ich Grendel nicht hierher mitbringen können, da mein Vater allergisch gegen Katzen war. »Hast du schon mit Dovie geredet?«
    Meine Großmutter war schon seit dreißig Jahren ganz wild darauf, sich auch an der Partnervermittlung zu versuchen, was ihr allerdings stets verwehrt geblieben war, weil sie in die Familie nur eingeheiratet hatte und nicht über das Talent der Valentines verfügte. Sie würde von meinem Vertretungsjob nicht gerade begeistert sein, weil sie genau wusste, dass auch ich dafür überhaupt nicht qualifiziert war.
    »Dovie übernehme ich«, versprach meine Mutter und stand auf. Sie war groß und angenehm rundlich und trug an diesem Tag dunkelblaue Jeans und eine Tunika, die ihrer Figur schmeichelte. Sie schlüpfte in ein paar goldene Ballerinas und steckte sich eine goldene Brosche an den zauberhaften cremefarbenen Schal, in den sie sich hüllte.
    Mein Vater schloss auch den letzten Koffer. Ich umarmte beide, nahm ihnen das Versprechen ab, mir eine Postkarte zu schreiben, und ließ eine fiese Bemerkung darüber fallen, dass sie sich von Stränden besser fernhalten sollten.
    »Jetzt guck nicht so grimmig, Lucy«, sagte Dad und ignorierte meinen Spott ganz einfach. »Du kümmerst dich doch nur um Angelegenheiten des Herzens. Es ist ja nicht so, als ginge es um Leben oder Tod.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.« Ich wurde jedoch das Gefühl nicht los, dass er da falschlag.
    Und die Sache in Wirklichkeit todernst war.

◊ 2 ◊
    D ie Valentine Inc. befand sich an der Kreuzung Beacon Street und Charles Street, am Rande der protzigen Beacon-Hill-Gegend. Herbstlich gefärbte Blätter wurden die Straße entlanggewirbelt und umtanzten die Autos.
    »Nichts als rote Rücklichter«, bemerkte ich.
    »Mittagszeit eben.«
    »Stimmt. Mittag.« Beim Gedanken an etwas zu essen knurrte mein Magen wie ein altes Getriebe. Ich rutschte auf dem Ledersitz herum und rückte den Anschnallgurt auf Bauchhöhe zurecht. Mein Vater hatte mir für die Zeit seiner Abwesenheit den Mercedes und Raphael zur Verfügung gestellt, Fahrer, Kammerdiener, Assistent, na ja, eben Mädchen für alles. Das fand ich zunächst viel zu extravagant, aber dann dachte ich daran, dass Raphael mir das Leben wirklich erleichtern würde, wenn ich jeden Tag von Cohasset in die Stadt fahren musste.
    »Nervös?«, fragte er.
    Raphael gehörte zu meinem Leben, seit ich drei Jahre alt war. In manchen Dingen kannte er mich wohl besser als meine Eltern. Immerhin war er es gewesen, der mit mir einen Monopoly-Marathon hinlegte, während mein Vater in der Symphonie oder bei zahllosen anderen Veranstaltungen war.
    Hochkarätige Monopoly-Partien bringen oft den wahren Charakter eines Menschen zum Vorschein.
    »Ja.«
    »Es wird schon gut gehen, Uva.«
    Uva heißt Weintraube auf Spanisch, und so nannte er mich seit dem Tag, an dem ich als Fünfjährige an Deck der Mayflower II. einen legendären Wutanfall bekommen hatte und wie eine ebensolche Rebenfrucht lila angelaufen war.
    Das war schon in Ordnung. Immerhin hatte ich für ihn auch einen Spitznamen.
    »Ich wusste, dass du mich nicht anlügen würdest, Pasa.«
    Pasa heißt übersetzt Rosine. Wie so eine war er mir nämlich vorgekommen, als er an Deck des Schiffes mit mir geschimpft hatte, das Gesicht ganz zerquetscht, dunkel und faltig. Und bei wem sollte eine Weintraube, die etwas auf sich hält, auch sonst ihr Handwerk lernen?
    Aus seinen schwarzen Augen blitzte der Schalk. »Niemals.«
    Auf der Straße war viel los. Abgesehen von den Touristen, die nach der Kneipe CheersAusschau hielten (wo angeblich jeder deinen Namen kennt) und die Schwanenboote nirgends finden konnten (die man längst für den Winter eingemottet hatte), war sonst jeder auf der Suche nach etwas zu essen.
    Das Auto bewegte sich quälend träge voran. Langsam bekam ich feuchte Hände.
    Vier plus vier gleich acht.
    Hundertzwei mal drei gleich dreihundertsechs.
    Wenn ich Stress hatte, halfen mir einfache

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