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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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kalt, um die zwei Grad. Nachts würde die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinken. Wie lange konnte ein Junge bei so einem Frost überleben?
    In mir brodelte es, ich war so wütend, weil ich nicht helfen konnte, aber ich versuchte, den Gedanken daran zu verdrängen. Meine Wut würde dem Jungen nicht weiterhelfen und mir auch nicht.
    Es fiel mir unendlich schwer, mein Schicksal zu akzeptieren, und ich dachte zum millionsten Mal darüber nach, warum mir ausgerechnet diese Gabe zuteilgeworden war. Liebende zusammenführen zu können war eine Fähigkeit, die vielen zugutekam, den Badetanga meines Vaters zu finden dagegen nicht.
    »Wir haben viel zu tun.« Suzannah eilte zu ihrem Tisch. »Du musst noch ein paar Formulare für die Buchhaltung ausfüllen – den Arbeitsvertrag und so. Und dann solltest du noch diese Mappen durchsehen, bevor die Kunden kommen.« Sie schritt zu den Büroräumen.
    Ich folgte ihr.
    »Dein Vater meinte, du könntest sein Büro benutzen, aber das habe ich für keine gute Idee gehalten. Da ist alles so männlich, das dunkle Grün und Blau. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir für dich eins der kleineren Besprechungszimmer umfunktionieren.« Sie blieb vor der Tür stehen. »Du hast einen Schreibtisch, einen Aktenschrank, Computer und Telefon – alles, was du brauchst. Mach es dir bequem. Du weißt ja, wo du die Küche und den Kopierer findest.« Ich konnte beinahe sehen, wie es hinter ihrer Stirn ratterte, als sie sich am Kinn kratzte. »Das müsste eigentlich alles sein. Ich bin vorne, wenn du mich brauchst. Und da klingelt es ja auch schon. Ich hoffe nur, dass diese Reporterin die Kunden nicht belästigt. Ich habe schon versucht, sie loszuwerden, aber sie taucht immer wieder auf. Ich mache mich besser mal auf, Ms Fellows vor ihr zu retten. Du hast ungefähr fünf Minuten, reicht dir das?«
    Ich presste die Mappen gegen meine Brust. »Wann atmest du eigentlich?«
    Sie lachte, der Laut wurde von den grün-grauen Wänden des Besprechungszimmers – meines neuen Büros – zurückgeworfen und erfüllte den Raum mit Fröhlichkeit. »Von Zeit zu Zeit.«
    »Fünf Minuten reichen voll und ganz.«
    Da ich sowieso keine Ahnung hatte, was ich da tat, war es eigentlich auch egal, ob ich jetzt dreißig Sekunden zur Vorbereitung hatte oder zwei Stunden.
    Ich fragte mich zum ersten Mal, ob ich überhaupt passend angezogen war, aber Suzannah hatte den Raum bereits verlassen, und ich fand es albern, sie zurückzurufen, nur damit sie mein Outfit unter die Lupe nahm. Dunkle Jeans, ein cremefarbenes Trägershirt und ein smaragdgrüner Blazer – das müsste jetzt eben genügen.
    Fünf mal fünf gleich fünfundzwanzig.
    Achtundachtzig minus elf gleich siebenundsiebzig.
    Ich nahm hinter dem Schreibtisch Platz und suchte die Mappe von Lola Fellows heraus. Mein Vater ließ seine Kunden lange Listen mit ihren Vorlieben und Abneigungen ausfüllen, sowie einen Persönlichkeitstest.
    Er warf nicht einmal einen Blick darauf.
    In Lolas Dossier fand ich ein kleines Stoffquadrat in leuchtendem Blau. Das war das Ordnungssystem meines Vaters. Wenn er Lola anschaute, sah er um sie herum eine leuchtend blaue Aura. Früher hatte mein Vater mit Buntstiften in den Mappen seiner Kunden herumgekritzelt, bis Suz ihn in die Welt der Stoffmuster eingeführt hatte. Er war begeistert gewesen.
    Lolas erstes Treffen mit meinem Vater hatte kurz vor seinem Herzinfarkt stattgefunden, also hatte er vermutlich noch keine Zeit gehabt, sein umfassendes Archiv durchzugehen, um einen passenden Partner für sie zu finden.
    Ich hörte, wie Suzannah die Kundin begrüßte, huschte in das Büro meines Vaters, fing bei A an und zog eine Mappe nach der anderen aus seinem Aktenschrank. Erstaunlich, was für unterschiedliche Menschen doch auf der Suche nach Liebe waren. Reiche, arme, junge und alte. Dad nahm keine Pauschalgebühr, sondern passte seine Preise an den Verdienst seiner Kunden an. Er fand, dass Geldprobleme der wahren Liebe niemals im Weg stehen sollten, hatte aber gar keine Skrupel, denen, die es sich leisten konnten, horrende Summen zu berechnen.
    Zehn Minuten und fast zweihundert Akten später fand ich bei Adam Atkinson eine Übereinstimmung. In seiner Mappe klebte ebenfalls ein leuchtend blaues Stück Stoff.
    Ich atmete tief durch und versuchte, mir selbst Mut zuzureden, während ich in mein Büro zurückkehrte und schließlich Lola Fellows zu mir hereinrief.
    Sie kam auf mich zu und streckte die Hand aus.
    Noch so ein Dilemma, denn ich gab

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