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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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im Hause des Elias teilnimmt, nicht länger mein Freund sein kann.«
    »Selbstverständlich«, stimmte die Freundin bei, die zwar Elias und Avigail gern hatte, aber noch mehr Zira und ihren Bruder fürchtete.

    Sie saßen in dem ihnen vorbehaltenen Trakt, die drei Frauen und die drei Mädchen des Hauses, außerdem junge Sklavinnen und Dienerinnen, alle emsig bemüht, innerhalb von nur vierzehn Tagen Leahs Hochzeitsgarderobe anzufertigen.
    »Um den Garten vor Schnecken zu bewahren, muss man mit Bier gefüllte Schälchen auf den Boden stellen. Die Schnecken werden dann vom Bier angelockt und ertrinken«, hörte man die über eine Stickerei gebeugte Rakel sagen.
    Keiner ging darauf ein, nur Leah nahm diese Information zur Kenntnis, um bei Gelegenheit Nutzen daraus zu ziehen. Eingedenk ihres Versprechens hütete sie sich, Tante Rakel mit Fragen zu bestürmen, und beschränkte sich darauf, die alte Frau auf den Markt zu begleiten, um das reiche Angebot an medizinischen Heilpflanzen zu begutachten und abzuwarten, ob sie darunter Molochs Traum entdeckten. Bislang war das nicht geschehen. Dafür hatte Leah jedoch viele interessante und möglicherweise wertvolle Hinweise erhalten (»Chicoree, vermischt mit Rosenöl und Essig, behebt Kopfschmerzen«), die sie wiederholte, wenn sie abends im Bett lag und die Formeln wie Gebete immer und immer wieder vor sich hin flüsterte, bis sie sich in ihr Gedächtnis eingeprägt hatten. Sobald sie in ihrem Garten ernten konnte, wollte sie aus den entsprechenden Kräutern medizinische Elixiere für die Familie herstellen.
    »Unglaublich mühsam, diese Arbeit«, kam es plötzlich von Tamar. Das junge Mädchen klagte über Rückenschmerzen. Als männliches Gelächter zu ihnen hereinwehte, fügte sie wie aus heiterem Himmel hinzu: »Caleb ist so laut. Ich mag ihn nicht.«
    »Sprich rasch ein Gebet«, wies Hannah sie zurecht. »Es bringt Unglück, so etwas über den Ehemann von jemand anderem zu sagen. Du solltest dich für Leah freuen. Außerdem wird Caleb bald dein Bruder sein. Ruf die Götter an, Kind, und nimm Rücksicht auf die Gefühle anderer.«
    Tamar verdrehte die Augen und nahm ihre Näherei wieder auf.
    Leah hätte es begrüßt, wenn ihre Schwester wie die anderen in der Familie Caleb mehr Sympathie entgegengebracht hätte. Er lachte nicht nur laut und oft, sondern war freundlich und umgänglich und ihrem Vater eine große Stütze. Elias freute sich, welchen Eifer Caleb an den Tag legte, um alles über den Weinhandel zu lernen, und wie rege er Anteil an ihrer finanziellen Notlage nahm. Alle hofften, dass sein Interesse ein Zeichen war, dass er nicht vorhatte, mit ihr nach Damaska und somit zu seiner Familie zurückzugehen – was ihm als ihrem Ehemann zustand und durch nichts im Ehevertrag untersagt werden konnte.
    »Sie ist nur neidisch«, hatte Großmutter Avigail Leah mehr als einmal versichert. »Tamar fängt sich schon wieder, sobald sie selbst einen Ehemann hat.«
    Wann aber würde das sein?, überlegte Leah, während sie an der Stickerei des Nachthemds arbeitete, das sie in ihrer Hochzeitsnacht tragen würde. Großmutter hatte das Datum für so kurz nach der Verlobungszeit festgesetzt, dass bis zur Fertigstellung der Garderobe nicht mehr viel Zeit blieb.
    Ein Sklave trat ein. »Eine Nachricht für den Herrn ist gekommen«, sagte er und deutete auf die Tontafel in seiner Hand.
    Avigail runzelte die Stirn. Gesegnete Asherah, lass es nicht eine weitere Absage sein! Was wäre, wenn zum Schluss kein einziger Gast der Einladung zur Hochzeit folgte? Nicht einmal Calebs Verwandte in Damaska würden an der Feier teilnehmen; er hatte Avigail erzählt, er habe ihnen von seiner bevorstehenden Hochzeit geschrieben und sie hätten geantwortet, dass die ganze Familie krank sei und deshalb keiner kommen könne. »Elias ist in der Stadt, und diese Nachricht könnte dringend sein. Ich werde sie sofort zu David bringen, um zu erfahren, worum es sich handelt.«
    Aber Leah legte bereits ihre Näharbeit beiseite. »Das übernehme ich, Großmutter«, sagte sie. »Für dich ist es heute viel zu heiß.«
    Sie hatte mitbekommen, wie David ihrem Vater gesagt hatte, dass er, sollte man ihn benötigen, auf dem Dach an der Nordseite des Hauses zu finden sei. Als Leah die steinerne Treppe hinaufhastete, klopfte ihr Herz wie wild bei dem Gedanken, wieder allein mit David zusammen zu sein. Sie wusste, dass sich solche Überlegungen nicht schickten, aber gegen ihr unberechenbares Herz kam sie einfach nicht an.

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