Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
Vom Netzwerk:
durch die Familie. Besonders durch die Schwester.«
    »Wie verlässlich war die?«
    Haugens kleine Augen blitzten auf. »Ganz und gar nicht verlässlich, Eira. Sie identifizierte nicht Karl, sondern seine Sachen. Aber wir hatten nichts anderes, woran wir uns hätten halten können.«
    Haugen griff wieder nach dem Fingerhut von Kaffeetasse. »Bei dem anderen Fall hatten wir zunächst wirklich überhaupt keine Ahnung. Bis Oscar Wikan im Laufe des folgenden Nachmittags schließlich als vermisst gemeldet wurde. Glücklicherweise konnten wir die Angelegenheit mit Hilfe alter Röntgenaufnahmen – von seinem Zahnarzt – klären. Zumindest die Identifizierung von Wikan war absolut sicher.«
    Eira betrachtete den Mann, der sich gerade eine Lutschpastille in den Mund steckte. Er hielt ihnen die Schachtel hin. »Die Klimaveränderung, wissen Sie. Man bekommt eine Halsinfektion, sobald man aus dem Flugzeug steigt.«
    »Und Familie Fjeld fand sich damit ab, dass der Sohn bei dem Brand ums Leben gekommen war?«
    »Vollkommen. Sie haben es ohne Weiteres akzeptiert.«
    Ohne Weiteres akzeptiert. Eira starrte auf die drei Worte, die er in Ermangelung einer besseren Beschäftigung aufgeschrieben hatte. »Fanden Sie das nicht etwas seltsam?«
    Der Mann sah ihn erstaunt an: »Seltsam?«
    Eira konnte kein gutes Argument für diese Behauptung finden, er hatte nur das unbestimmte Gefühl, dass der Fall überraschend schnell abgeschlossen worden war. Das war besonders merkwürdig, weil man im Grunde nur unsichere Indizien dafür gehabt hatte, dass der Tote Karl gewesen sein sollte.
    Eira räusperte sich. »Ring und Brille … Wo hat man sie gefunden?«
    Haugen blinzelte verwundert, und Eira beeilte sich zu präzisieren: »Hat man sie an dem Toten gefunden? Den Ring am Finger, meine ich?«
    Haugen schüttelte den Kopf. »Nein. In der Tat nicht. Sowohl die Brille als auch der Ring lagen direkt neben der Leiche. Wir haben angenommen, dass er sie in seinen Taschen gehabt hatte, aber die Kleidung war natürlich verbrannt.«
    »Sind Sie deswegen nie stutzig geworden?«
    Haugen zögerte lange. »Selbstverständlich. Aber was hätten wir tun sollen? Das war alles, was uns vorlag. Und warum hätten sich diese persönlichen Dinge dort befinden sollen, wenn es nicht Karl gewesen wäre?«
    Eira bewegte sich etwas unbehaglich auf seinem Stuhl. »Was, wenn jemand die Ermittler in die Irre führen wollte? Eine falsche Fährte, Haugen! Möglicherweise hat jemand Karl die Sachen gestohlen und sie anschließend auf dem unbekannten Toten platziert. Oder – was für mich sogar noch wahrscheinlicher klingt: Karl Fjeld könnte die Sachen selbst dorthin gelegt haben.«
    Haugen blickte Eira verblüfft in die Augen. »Aber warum denn das? Mit welchem Motiv?«
    Eira ließ das Thema fallen. Er sah versonnen aus dem Fenster und setzte nach einer Weile neu an: »Was ist mit Oscar Wikan? Warum hat er es Ihrer Meinung nach nicht geschafft, den Flammen zu entkommen?«
    Zum ersten Mal schien Haugen sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Wikan war uns ein Rätsel. Warum war er nachts im Büro gewesen? Andreas Fjeld konnte nicht erklären, was sein Mitarbeiter dort gemacht haben könnte. Er bestritt, Wikan angerufen und ihn gebeten zu haben, zum Büro zu fahren und Papiere oder Ähnliches zu retten. Wikan hätte alle Zeit der Welt gehabt, um zu bemerken, dass das Feuer immer näher kam. Warum ist er nicht hinausgelaufen?« Haugen unterstrich seine Ratlosigkeit mit heftigem Achselzucken. »Wir haben kurze Zeit mit der Theorie gespielt, dass er eingeschlossen gewesen sein könnte. Aber wir landeten schließlich bei der Hypothese der Gerichtsmediziner, dass die Männer sich zu lange in dem Gebäude aufgehalten und zu viel Rauch eingeatmet hatten. Da wird man zwangsläufig verwirrt oder bewusstlos und kann einfach nicht mehr dem gesunden Menschenverstand folgen.«
    Haugen wirkte, als wolle er sich verteidigen. »Es könnte natürlich auch einen Unfall gegeben haben, einen Sturz vielleicht. Oder er wurde aus ganz anderen Gründen bewusstlos …« Er beschrieb einen großen Bogen mit den Händen.
    Eira strich mit den Fingern über seine rasierte Wange. »Ist es nicht sonderbar, dass Karl Fjeld die ganze Zeit kein Lebenszeichen von sich gegeben hat? Dass er die Leute tatsächlich in dem Glauben gelassen hat, er sei ums Leben gekommen?«
    Haugen zupfte seine Hosenträger zurecht und blies die Wangen auf. »Nein, wissen Sie was, darüber habe ich nie nachgedacht. Er ist für

Weitere Kostenlose Bücher