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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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schreckliche Frau war, weil ich meinem Mann untreu war.«
    Sie schien darauf zu brennen, sich zu erklären, aber wollte offenbar vor allem über die Ereignisse von 1969 sprechen. Vermutlich hatte sie die Absicht, Missverständnissen vorzubeugen. Ihre eigene Person stand dabei im Vordergrund. Dennoch antwortete sie ausweichend auf Eiras Fragen.
    »Waren Sie Ihrem Mann denn untreu?«
    »Welche Bedeutung hat das für diesen Fall?«
    »Sie beantworten meine Frage nicht, Frau Wikan. Waren Sie es?«
    »Gerüchte werden schnell zu Wahrheiten, wenn die Mehrheit beschließt, sie zu glauben. Man hat keine Chance, sobald mehr als zwei Personen behaupten, dass man einen Geliebten hätte, noch weniger, wenn sie ihn sogar mit Namen nennen und er es nicht abstreitet.«
    Eira erinnerte sich an Magni Andersens Geschichte über den alten Fjeld, der Sverre und Gunhild nach dem Brand vom Krankenhaus nach Hause begleitet hatte. »Es heißt, dass Sie ein Verhältnis mit Andreas Fjeld hatten.«
    Sie atmete schnell ein und ihr Blick flatterte. »Das weiß ich. Aber es ist nicht wahr.«
    »Warum hat er Sie damals aus dem Krankenhaus abgeholt?«
    Sichtlich überrascht warf sie ihm einen kurzen Blick zu. »Wir taten ihm leid, das ist alles.«
    »So leid, dass er seinen Wagen wegschickte und bis zum späten Nachmittag bei Ihnen blieb?«
    Sie lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Er sah ihre Augenlider zittern und stählte sich innerlich, weil er fürchtete, sie würde anfangen zu weinen. Aber das tat sie nicht. Stattdessen richtete sie sich im Stuhl auf und fixierte Eira mit ihrem Blick. »Da! Hören Sie sich selbst? Ein weiteres Beispiel dafür, worüber ich gerade gesprochen habe. Meinen Sie nicht, dass sie alle hinter den Gardinen standen und gafften? Genau auf die Uhr sahen? Schnatterten und spekulierten?«
    Gunhild strich sich mit beiden Händen über den Rock, zupfte nicht existente Haare ab und fingerte an den Mantelknöpfen herum, bis ihr Atem wieder ruhig war. »Der alte Fjeld war ein liebenswürdiger Mann. Er wusste, dass ich nicht dazu gekommen war, einkaufen zu gehen, und hatte einen Beutel Hackfleisch für uns dabei. Ich fragte ihn, ob er nicht auch etwas zu essen haben wolle. Normale Höflichkeit, nicht wahr?« Sie sah Eira an, bis er nickte, dann sagte sie: »Das hätte ich natürlich niemals tun sollen,denn zu meiner Überraschung sagte er Ja. ›Ich glaube, dann sollten Sie Ihr Auto fortschicken, sonst gibt es Gerede in der Nachbarschaft‹, bat ich. Natürlich war das eine fürchterliche Fehleinschätzung meinerseits. Als der Wagen ohne Andreas Fjeld davonrollte, gingen sie von den Fenstern weg. Alle glaubten, sie hätten verstanden, was vor sich ging. Dieses Gerücht hat wahrhaftig überlebt. Ist es da verwunderlich, dass ich von hier geflüchtet bin?«
    »Ich muss Ihnen eine persönliche Frage stellen, Frau Wikan.« Sie nickte. »Sie waren bis zu dem Tag, als Sie von hier fortgezogen sind, Hausfrau und Mutter ohne eigenes Einkommen. Wie haben Sie diesen Spanienaufenthalt finanziert?«
    Sie stieß ein trockenes Lachen aus. »Was meinen Sie, wie viele Versionen dieser Geschichte es gibt?« Dann lächelte sie mitleidig. »Zum Teil ist es tatsächlich so, wie alle glauben. Andreas Fjeld hat die Wohnung gekauft. Nicht, weil ich seine Geliebte gewesen wäre. Ich glaube, er fühlte sich schuldig und wollte etwas wiedergutmachen, weil mein Mann ja in seinem Bürogebäude gestorben war.«
    Gunhild hielt einen Moment inne und zuckte mit den Schultern. »Andreas Fjeld kaufte diese kleine Wohnung an der Costa del Sol, zur damaligen Zeit hat das so gut wie nichts gekostet. Und ich habe ja meine Rente.« Sie straffte zum x-ten Mal ihren Rock. »Er war ein sehr diskreter Mann, Eira. Das alles geschah in größter Heimlichkeit. Ich glaube, zu Anfang wussten nicht einmal seine Kinder davon.«
    »Und das ist also der Grund dafür, dass Sie noch in der Stadt sind und mich jetzt aufsuchen? Sie wollen dafür sorgen, dass die richtige Version der Geschichte erzählt wird?«
    »Unter anderem deshalb, ja.«
    »Und sonst?«
    »Das ist privat. Nichts, was für Sie oder die Polizei von Interesse wäre, Eira.« Sie sah weg und erhob sich. »Vielen Dank, dass Siesich die Zeit für mich genommen haben. Ich weiß, dass Sie Wichtigeres zu tun haben, aber ich finde es gut, dass Sie die Dinge direkt aus meinem Mund hören wollten.«
    »Wussten Sie, dass Karl Fjeld nicht tot war, sondern nach dem Brand 1969 einfach verschwand?«
    Sie lachte

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