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Im Auge des Orkans

Im Auge des Orkans

Titel: Im Auge des Orkans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Zustand als die Wasserrohre. Und Gott
allein wußte, wie schadhaft das Dach tatsächlich war...
    Rasch verließ ich die Bar und wanderte
den breiten Gang entlang, bis ich eine Tür mit der Aufschrift BÜRO entdeckte.
Ich klopfte und hörte dann Angela »Herein« rufen.
    Sie saß an einem Metallschreibtisch,
einen Computerausdruck vor sich. Auf der Schreibtischplatte stand alles, was
man brauchte — Behälter mit Bleistiften und Kugelschreibern, Radiergummis und
Büroklammern, Aktenkörbe mit verschiedenformatigem Papier, Kartei und Telefon.
Auf einem Tisch hinter ihr stand ein Computer. Das Büro war ein solcher
Kontrast zu dem Raum, den ich gerade verlassen hatte, daß ich unter der Tür
verblüfft stehenblieb. Angela blickte auf. »Ihrer Miene nach zu schließen
könnte man glauben, Sie hätten gedacht, ich würde dasitzen und noch mit dem
Abakus addieren.« Sie lächelte ironisch und deutete auf einen Stuhl.
    »Ich bin überrascht, daß Sie einen
Computer haben«, sagte ich, »wenn man bedenkt, wie viele Dinge Sie eigentlich
dringender brauchten.«
    »Neal ist vernarrt in die Technik. Mit
als erstes mußte ich einen Computer anschaffen.«
    »Und Sie haben nicht protestiert? Ich
halte das für keine gute Investition.«
    »Ich auch nicht.« Angela beugte sich
vor, und ich hatte das Gefühl, ich würde jetzt einen nach außenhin ehrlich
wirkenden, aber im Kern rein egoistischen Motiven dienenden Bericht zu hören
bekommen.
    »Ich muß zugeben, Sharon, Neal ist ein
lausiger Geschäftsmann. Sein Bruder hat allen Grund, besorgt zu sein. Dieses
Herrenhaus wieder herzurichten ist eine verdammt riskante Sache.«
    Der Inhalt war nicht ganz das, was ich
erwartet hatte, doch ihr Tonfall stimmte. »Was wird er Ihrer Meinung nach
machen, wenn er das Haus gesehen hat?«
    »Neal weiter Geld geben.«
    »Ach!«
    »Man muß Sam Oliver kennen, um meine
Reaktion zu verstehen. Die andern sind alle entsetzt über seinen plötzlichen
Besuch, aber ich nicht. Sam versteht etwas von Finanzen, aber ich noch mehr.
Und ich weiß auch, wie man die Leute manipuliert, wie man sie glauben macht,
eine Investition sei besser, als sie tatsächlich ist. Wenn Sam wieder abreist,
wird er soweit sein, daß er eigenes Geld in das Projekt stecken möchte.«
    »Sie kennen Sam schon?«
    »Wir sind zusammen zur Schule gegangen,
haben im selben Jahr an der Universität von Michigan unser Wirtschaftsexamen
gemacht. Sam hat mich sogar Neal für diesen Job hier vorgeschlagen.«
    »Wieso Job? Ich dachte, alle hier sind
Partner.«
    »Ich meine dieses Wort im weitesten
Sinn. Für meine Fachkenntnisse bekomme ich Unterkunft und Essen, ein kleines
Gehalt und habe auch den Status eines Investors.«
    »Ich verstehe.« Ich begann mich zu
fragen, wie Angela und Sam Oliver zueinander standen und wem gegenüber sie
loyal war. »Sie und Sam sind Freunde?«
    »Befreundete Gegner, sozusagen. Nichts
würde mich mehr freuen als der Erfolg des Projekts, trotz Neals Schrullen und
Sams Einwänden.«
    »Was meinen Sie mit Neals Schrullen?«
    »Sicherlich haben Sie bemerkt, daß er
etwas seltsam ist.«
    »Nun...«
    »Doch, doch! Einerseits delegiert er
links und rechts Autorität, ohne zu überlegen, ob die fragliche Person die
überhaupt annehmen kann. Andererseits hängt er wie ein Verrückter an dieser
Insel. Vermutlich haben Sie bemerkt, daß die Bibliothekstür abgeschlossen ist?«
    »Die Tür neben dem Kamin im Wohnzimmer?«
    »Ja. Die Bibliothek ist Neals private
Domäne. Er behauptet, er schließt ab, weil dort so viele wertvolle Bücher
stehen — er hat sie mit dem Haus zusammen übernommen — , und er möchte nicht,
daß sie Schaden nehmen. Hält sich für einen Büchersammler, verstehen Sie?«
    »Sie glauben nicht, daß das der wahre
Grund ist, warum er abschließt?«
    »Nein. Ich glaube — «, sie biß sich auf
die Lippe. »Es spielt keine Rolle, was ich glaube. Ich habe nur dafür zu
sorgen, daß immer Bargeld da ist.«
    Ich war enttäuscht, daß sie nicht mehr
von Neal erzählte. »Wie wollen Sie das machen, angesichts der riesigen Menge
von Problemen, die Sie hier haben?«
    »Ach, man muß etwas einfallsreich sein —
geschickt verhandeln, Werbung machen.«
    »Nun, ich hoffe, es funktioniert. Sagen
Sie mal, Angela, haben Sie irgendeine Vorstellung, wer Sam den anonymen Brief
geschickt haben könnte? Der ihn dazu veranlaßt hat, herzukommen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wer profitiert davon, wenn das Projekt
platzt?«
    »Soviel ich weiß —

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