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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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den Tisch aber sofort mit der rechten Hand und zerrte ihn durch die Küche. Eine flache Schramme grub sich in den Holzboden.
    »Stell dich auf den Tisch. Anna?«
    Sie kramte immer noch in der Schublade. »Er muss hier irgendwo sein«, meinte sie, warf einen Packen Pizzaservice-Prospekte auf die Theke und wühlte mit beiden Händen weiter.
    Jack wich zurück, bis er mit dem Rücken zur Wand stand, um die beiden aus einem besseren Winkel in Schach halten zu können. »Beeil dich.«
    Anna nickte. »Hier ist er.« Sie zog einen Schraubenzieher mit schwarzem Griff hervor und wollte ihn Jack bringen.
    »Stopp. Gib ihn deinem Mann.«
    Sie zögerte kurz, ehe sie den Schraubenzieher Tom hinhielt. Als seine Finger ihn berührten, schlug er ihn ihr versehentlich aus der Hand. Der Schraubenzieher fiel klappernd zu Boden. Anna erstarrte für eine Sekunde, bückte sich und hob ihn mit zittrigen Händen auf. Und reichte ihn Tom.
    »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte Jack. Tom drehte sich zur Wand, reckte sich mit der gesunden Hand zur Abdeckung und begann, die Schrauben zu lösen. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, ruckelte der Tisch leicht.
    Jack sah mit der Pistole im Anschlag zu. Alles war unter Kontrolle. Zwei, vielleicht drei Minuten waren vergangen, seit sie die obere Wohnung betreten hatten. Nochmal so lang würde es dauern, die Abdeckung abzumontieren und das Geld herauszuholen. Jacks Ohren klingelten noch immer von dem Pistolenschuss, ein gleichmäßiges Heulen, das beständig an- und abschwoll. Sobald das Geld in Reichweite war, würde er verkünden, dass er sie nun fesseln müsste, und ihnen befehlen, sich auf den Boden zu legen. Mit der .45er sollte ein Schuss pro Kopf genügen. Dann die Kohle einsammeln, und nichts wie weg hier.
    Der Typ war endlich mit der Abdeckung fertig.
    Anna räusperte sich. »Es ist ziemlich weit hinten. Kann sein, dass du eine Leiter brauchst.«
    Tom stellte sich auf die Zehenspitzen und versenkte den rechten Arm im Schacht. Ein hohles Rumpeln hallte von den Wänden wider, als er nach dem Geld suchte.
    Worauf musste Jack noch achten? Fingerabdrücke sollten kein Problem sein, schließlich trug er Handschuhe. Natürlich hatte er den ganzen Flur vollgeblutet, doch daran ließ sich nichts mehr ändern. Die Cops würden seine 1911 mit der Waffe aus dem Club abgleichen, aber sie hatten sowieso vorgehabt, die Pistole auf dem Weg aus der Stadt von der Skyway Bridge zu schmeißen. Das Heulen wurde lauter, und plötzlich begriff Jack, dass es nicht von seinen Ohren kam, sondern von draußen. Sirenen. Wie immer durchzuckte ihn für einen Moment instinktive Panik – aber warum eigentlich? Chicago war eine große Stadt.
    Trotzdem, irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas direkt vor seiner Nase. Jack musterte Tom, der immer noch angestrengt in dem Schacht herumtastete. Jack musterte seine Frau. Sie schaute auf ihren Mann. Warum kam ihm das so merkwürdig vor? War es nicht ganz natürlich, dass sie zu ihrem Mann hinaufblickte? Besonders, wenn er gerade einen Sack Geld aus der Wand zerrte? Trotzdem, es wirkte fast, als würde sie –
    Das Sirenengeheul brach abrupt ab – und Jack wurde blitzartig klar, was er übersehen hatte. »Du dreckige Fotze.« Wie konnte ihm so ein Anfängerfehler unterlaufen? Hatten ihn der Schmerz und der Schock so sehr abgelenkt? Wenn die Sirenen nicht plötzlich verstummt wären, stände er noch immer ahnungslos da. Mit dem Trick probierten es die Cops immer, wenn sie lautlos anrollen wollten: zuerst kreischende Sirenen, bis sie im richtigen Viertel waren; dann vollkommene Stille für den Rest der Strecke.
    Die Alarmanlage hatte einen Panic Code.
    Tom Reed war erstarrt. Sein rechter Arm steckte noch immer bis zur Schulter in der Wand, den Kopf hatte er verrenkt, um seine Frau anzublicken. Anna stand breitbeinig da. Entschlossen.
    Jack zielte mit der 1911 auf sie. »Ich kann euch immer noch töten.«
    Annas Augen weiteten sich, aber ihre Stimme blieb ruhig. »Dann bekommen Sie das Geld nie.«
    Scheiße, scheiße, scheiße. Jacks Blickirrte durch die Küche, zu den Fenstern, zur Hintertür. Gut möglich, dass die Cops noch über einen Kilometer weit weg waren. Vielleicht bogen sie aber auch gerade in die Straße ein. Er konnte es nicht wissen.
    Sein Handy klingelte. Marshall.
    Jack biss die Zähne zusammen. »Glaubt mir, ihr wollt das nicht. Gebt mir einfach das Geld.«
    »Sie sind jeden Moment hier«, erwiderte Anna Reed.
    Jack floh.
     

14
     
    Das plötzliche Verschwinden der

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